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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ich warten, bis alle anderen im Boot waren.“ Es war ihr wie ein böser Traum erschienen. Unwirklich. Angst hatte sie nicht gehabt. Noch nicht.
    „Ich wusste, dass die Küste nur zwei Meilen entfernt war. Am Morgen hätten wir dort sein können. Als alle anderen im Boot waren, schwamm ich hin. Sie wollten mich gerade hochziehen, als wir ein Motorengeräusch hörten.“
    „Ein anderes Schiff?“ fragte Jordan.
    „Ja. Eine Art Rennboot. Die Männer schrien und winkten.
    Ein Suchscheinwerfer erfasste uns. Eine Stimme rief uns etwaszu. Auf Englisch. Sie nannte den Namen des Rennboots. Cosima. Giovanni hatte gerade meine Hand gepackt …“ Sie zögerte. „Da begann die Cosima auf uns zu schießen.“
    „Auf das Rettungsboot?“ rief Jordan entsetzt.
    „Zunächst begriff ich gar nicht, was los war. Ich hörte die Männer schreien. Dann ließ Giovanni meine Hand los. Ich sah, dass er zusammengesackt war und mich anstarrte. Ich kam gar nicht darauf, dass es Schüsse waren. Bis jemand ins Wasser fiel. Es war Vicenzo“, flüsterte sie.
    „Wie bist du entkommen?“
    „Ich bin getaucht und unter Wasser geschwommen, bis mir fast die Lunge platzte. Weg von dem Scheinwerfer. Ich kam hoch, um nach Luft zu schnappen. Ich glaube, sie haben auf mich geschossen, aber sie verfolgten mich nicht. Ich schwamm die ganze Nacht hindurch, bis ich die Küste erreichte.“
    Sie senkte den Kopf.
    „Sie haben sie alle getötet“, wisperte sie. „Giovanni. Den Kapitän. Sechs wehrlose Männer im Rettungsboot. Sie ahnten nicht, dass es eine Zeugin dafür gibt.“
    Jordan und Richard waren zu schockiert, um etwas zu sagen.
    „Im Morgengrauen watete ich an Land. Durchgefroren und erschöpft. Aber ich wollte zur Polizei.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das war ein Fehler.“
    „Warum?“ fragte Jordan leise.
    „Ich landete in einer kleinen Polizeistation und erzählte ihnen alles. Ich musste in einem Hinterzimmer warten, während sie meine Angaben überprüften. Offenbar haben sie Van Weldons Firma angerufen. Nach drei Stunden kam jemand von VanWeldon. Ich hörte seine Stimme durch die Tür.“ Sie zitterte. „Ich erkannte sie wieder und wusste, dass ich in Gefahr war. Es war die Stimme von der Cosima. “
    „Du meinst, die Killer haben für Van Weldon gearbeitet?“
    Clea nickte. „Ich bin aus dem Fenster geklettert. Seitdem bin ich auf der Flucht. Später fand ich heraus, dass die Cosima Van Weldons Reederei gehört. Sie haben die Havelaar versenkt und die Besatzung ermordet.“
    „Und die Versicherungssumme kassiert“, sagte Richard. „Für das Schiff und die Kunstgegenstände.“
    „Die gar nicht an Bord waren, sondern jetzt wahrscheinlich Stück für Stück auf dem schwarzen Markt verkauft werden.“
    „Bei wem waren sie versichert?“
    „ Lloyd’s in London. Aber sie haben mir nicht geglaubt. Kein Wunder. Sie haben erfahren, dass ich im Gefängnis war.“ Seufzend setzte sie sich aufs Bett. „Ich habe meinem Cousin Tony gesagt, er soll untertauchen, weil sie bestimmt versuchen würden, über ihn an mich heranzukommen. Er sitzt im Rollstuhl, hat sich irgendwo in Brüssel versteckt und kann mir nicht helfen. Also war ich auf mich allein gestellt.“
    Eine Weile herrschte angespannte Stille. Als Clea endlich den Mut fand, den Kopf zu heben, sah sie, dass Jordans Stirn in Falten lag und Richard Wolf ein skeptisches Gesicht machte.
    „Sie glauben mir nicht, Mr. Wolf?“
    „Ich möchte erst die Fakten überprüfen.“ Er wandte sich an Jordan. „Können wir draußen reden?“
    Jordan folgte Richard aus dem Zimmer.
    Vom Fenster aus beobachtete Clea, wie die beiden Männerdurch den Garten zu Richards Wagen gingen. Kurz darauf stieg
    er ein und fuhr davon. Jordan kehrte ins Haus zurück.
    „Es tut mir Leid“, sagte sie, als er ins Zimmer kam.
    „Bitte?“
    „Ich wollte dich nicht in diese Sache hineinziehen. Und deine Familie auch nicht. Fahr nach Hause. Ich komme schon irgendwie nach London.“
    „Dazu ist es zu spät, findest du nicht?“
    „Dir wird nichts passieren. An dir ist Van Weldon nicht interessiert.“
    „Doch.“
    „Was?“
    „Richard hat es mir eben erzählt. Jemand hat ihn verfolgt. Er hat ihn abgeschüttelt. Und Chetwynd wird beobachtet.“
    Mit klopfendem Herzen ging Clea auf und ab. Sie kannte Van Weldon. Er wusste jetzt von ihrer Verbindung zu den Tavistocks. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie aufspüren würde. Er würde nicht aufgeben.
    Sie blieb stehen. „Was jetzt? Was schwebt deinem

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