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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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Gefühl allen Menschen gemein, die einen Brand überlebt hatten. Sie schlief unter den gleichen Qualen ein, unter denen sie auch wieder wach wurde. Und deshalb würde sie auch niemals einwilligen, ihn zu heiraten.
    Seine Augen folgten ihr, als sie im Nebenraum verschwand. Eine Weile war das Klirren von Porzellan zu hören, ehe sie mit einem großen Korb voller Geschirr in Richtung Brunnen verschwand. Er stopfte sich eine neue Pfeife und zündete sie an, doch sie blieb draußen, bis auch diese Pfeife ausgebrannt war. Als sie mit dem Korb zurückkam, warf sie endlich einen Blick in seine Richtung und zuckte so heftig zusammen, dass ihr beinahe der Korb aus den Händen gerutscht wäre.
    »Gott im Himmel, Nils, hast du mich erschreckt!«, rief sie und sah entgeistert zur Decke.
    Er räusperte sich. Das musste er häufiger tun, wenn er eine Weile lang nicht geredet oder getrunken hatte. Sein Hals fühlte sich dann wie zugeschnürt an oder als wäre er von einer angetrockneten Kruste verklebt. Er hustete bellend.
    »Das hört sich aber gar nicht gut an«, sagte sie und kam zu ihm. »Du solltest dir mal von Fredrici die Brust abhören lassen. Er weiß bestimmt Rat. Vielleicht solltest du öfter die Pfeife anzünden oder einen stärkeren Tabak nehmen.«
    »Schon möglich. Vielleicht reicht es aber auch, wenn mich jemand Liebes pflegt.«
    »Fang nicht wieder damit an«, sagte sie und hob den Korb vom Boden auf.
    »Eines Tages musst du nachgeben«, antwortete er neckend und steckte die erkaltete Pfeife in seine Brusttasche.
    »Warum bist du schon so früh am Morgen hier? Normalerweise bebt um diese Zeit doch noch das ganze Viertel von deinem Schnarchen. Ich habe Gerüchte gehört, dass du die Strafgefangenen in den Zellen über deinem Zimmer die ganze Nacht wachhältst. Und da fragst du dich, warum ich dich niemals hier übernachten lasse?«
    »Deine Zunge ist also schon wach«, erwiderte er und fügte hinzu: »Ich bin gekommen, um dich nach einer Geschichte zu fragen und hege eine gewisse Hoffnung, dass du sie kennst.«
    »Ich kenne viele Geschichten«, sagte sie. »Denkst du an eine bestimmte?«
    »Ja, eine Geschichte, die die Wirklichkeit geschrieben hat. Sie handelt von einem Troubadour mit langen, roten Haaren. Er kann nicht lange in der Stadt gewesen sein, denn sonst hätte ich ihn erkannt. Es würde mich wundern, wenn er nicht hier in den Gasthäusern gespielt hätte.«
    »Ich glaube, ich weiß, wen du meinst. Er war in den letzten Monaten ein paar Mal bei uns. Hatte eine große, altmodische Laute dabei. Wir haben ihn aber nie darauf spielen hören. Er hat sich mehr für die Würfel interessiert, aber wie du weißt, wird hier zurzeit ja nicht mehr oft gespielt.«
    »Dieser Mann, hatte der einen Namen?«
    »Ja, aber ich bezweifle, dass er ihn von seiner Mutter bekommen hat.«
    »Wie hat er sich genannt?«
    »Jon Blund.«
    »Jon Blund? Das ist wahrhaft merkwürdig.«
    »Ja, ein seltsamer Name, aber warum interessierst du dich dafür? Er war doch nur ein Vagabund.«
    »Weil dieser Jon Blund sich unten am Strand ein Nickerchen gegönnt hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, ich meine den großen, immerwährenden Schlaf. Du hast wohl keine Ahnung, woher er kam, bevor er hierher in unsere Stadt kam?«
    »Er hat behauptet, hier geboren zu sein. Dass er als Junge hier aufgewachsen und in der Stadt auf die Lateinschule gegangen sei. Aber sein Tonfall und sein Wortreichtum ließen vermuten, dass er schon lange bei unseren lieben Nachbarn im Osten gelebt hat.«
    »Und er hat nie erzählt, warum er zurück in die Stadt gekommen ist?«
    »Nein, ich hatte den Eindruck, dass er keine besonderen Beweggründe dafür hatte. Irgendwie schien er nur auf die eine oder andere Weise sein Glück zu suchen.«
    »Verstehe. Wann war er zuletzt hier?«
    »Das dürfte etwas mehr als eine Woche her sein.«
    »Hast du eine Ahnung, wo er gewohnt hat?«
    »Ich glaube im Wirtshaus in Brattøra, in das die Seeleute so gerne einkehren, wo Per Johnsen vor Kurzem mit dem Zapfen begonnen hat.«
    Nils Bayer stand zu schnell für seinen Bauch auf und spürte die Schmerzen in seinem Rückgrat. Dann machte er einen Diener und verabschiedete sich.
    »Du verlässt mich, ohne ein einziges Mal um meine Hand angehalten zu haben? Dieser Troubadour muss wirklich Eindruck auf dich gemacht haben, lieber Nils«, sagte sie und lachte.
    Ihre Grübchen brannten sich in seine Netzhaut ein.
    »Meine schöne Jungfer«, sagte er, verbeugte sich noch einmal und schlug mit seinem

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