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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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thoracicae zu erkennen, bevor sie das kleine Loch in die Haut des Rückens gestoßen hat. Das unterstützt die Theorie eines Einarmstoßes von unten und würde bedeuten, dass in der Stadt ein Mörder herumläuft, der ungeheure Kraft in den Armen hat.«
    »Und warum all das Blut am Bauch, während der Rücken sauber ist? Wie erklärt Ihr das?«
    »Das sagt uns, dass der Tote vermutlich in Bauchlage verblutet ist.«
    »Ergo lag er bei seinem Tod anders als zu dem Zeitpunkt, da wir ihn gefunden haben?«, schloss Nils Bayer zufrieden, weil Fredricis Schlussfolgerung seine eigenen Überlegungen stützte.
    »Ja, so sollte unsere Hypothese lauten.«
    »Aber was ist mit den Fingern? Können diese für den lebendigen Menschen so überaus nützlichen Werkzeuge uns etwas über diesen cadavre silencieux verraten?«
    »Nicht mehr, als dass sie noch steifer werden. Die rigor mortis hat eingesetzt, ihren Höhepunkt aber noch nicht erreicht. In der Regel ist dieser Punkt nach etwa zwölf Stunden er reicht.«
    »Dass der Leichnam frisch ist, habe ich bereits verstanden. Aber seht Euch die Finger einmal genauer an«, sagte Bayer und hob die Fingerspitzen erst der einen und dann der anderen Hand hoch. »Seht Ihr, dass die Fingernägel der rechten Hand lang sind, während sie an der linken Hand ganz kurz geschnit ten sind? An dieser Hand kommt mir die Haut der Fingerspitzen auch seltsam rau vor. Ansonsten sind die Hände aber ohne Narben oder Schwielen. Dieser Mann hat keine körperliche Arbeit geleistet. Was glaubt Ihr, hat es mit den Fingern der rech ten Hand auf sich?«
    »Das weiß ich nicht, Ihr scheint aber mehr darüber zu wissen.«
    »In aller Bescheidenheit darf ich einräumen, dass mir trotz meines geringen Geistes durchaus eine Idee gekommen ist«, sagte Bayer.
    Der magere Staatsphysikus erhob sich und beobachtete den Polizisten, der noch immer in der Hocke saß und die Hände des Toten hielt, aus den Augenwinkeln.
    »Hochverehrter Polizeimeister, Beschützer der Stadt und Voll strecker des Rechts, wir beide wissen, dass diese Bescheidenheit nicht zu einem Mann Ihres Formates passt, und dass auch Ihr Euch nicht so einschätzt. Kommt bitte zur Sache!«, sagte der Arzt.
    »Nun«, sagte Nils Bayer, etwas verstimmt über die direkte Art des Staatsphysikus, »dieser Tote war nicht immer so schweigsam, wie er es jetzt ist. Dieser Mann war Musiker. Er hat irgend ein Saiteninstrument gespielt und dabei mit der linken Hand die Saiten nach unten gedrückt, während er sie mit den langen Nägeln der rechten geschlagen oder gezupft hat.«
    Der Polizeimeister blickte auf, um sich im bewundernden Blick des Staatsphysikus zu sonnen, ehe er wieder zu dem Toten sah. Er hatte die Hände losgelassen und tat nun, was zuvor auch der Arzt getan hatte. Er drückte die Wundränder auseinander und sah in die Bauchhöhle. Etwas in der leuchtend roten, stinkenden Fleischmasse weckte sein Interesse. Er zog es mit Daumen und Zeigefinger heraus, erhob sich und sah den Staatsphysikus an. Die Bewunderung war einem unübersehbaren Ekel gewichen. Diese Fachleute sind wirklich seltsam, dachte Bayer. Sie ertragen es nicht, wenn andere sich in ihre Arbeit einmischen. Solange der Staatsphysikus selber am Werke war, konnte er unberührt die grausigsten Arbeitsschritte ausführen, aber wenn er zusehen musste, wie ein Laie einen Kadaver wie diesen berührte, wurde er blass, als wäre er Zeuge der schlimmsten Hexenkunst geworden. Nils Bayer übersah den vor wurfsvollen Blick.
    »Was, glaubt Ihr, ist das hier?«, fragte er und hielt den dünnen, weichen, blutgetränkten Gegenstand vor Fredricis Nase.
    »Sieht aus wie ein Stück Stoff«, sagte der Arzt entsetzt.
    »Ein Stück Stoff, meint Ihr? Und wie, glaubt Ihr, ist das im Innern der nackten Leiche gelandet?«
    »Das ist schwer zu sagen. Vielleicht hat das Opfer ein Hemd getragen, als es ermordet wurde, es könnte sein, dass die Mordwaffe diesen Fetzen Stoff mit in die Wunde gestoßen hat.«
    »Wollt Ihr damit andeuten, dass das Opfer bei seiner Ermordung bekleidet war?«, fragte Bayer.
    »Ist es nicht das, was Ihr anzudeuten versucht, Polizeimeister?«
    »Das ist zweifelsohne meine Schlussfolgerung, ja. Der Mann wurde getötet, als er noch angekleidet war. Danach ist er ausgezogen und hierher transportiert worden. Aber warum?«
    »Etwas sagt mir, dass Ihr auch darauf eine Antwort wisst?«, murmelte der Staatsphysikus.
    »Nein, die habe ich nicht. Cela reste une énigme pour moi!«
    Nils Bayer sah nachdenklich über

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