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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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bestätigen, will ich, dass Ihr mir helft, den Ärmsten hier in norwegischer Erde zu begraben. Ihr sollt Euren Auftraggeber nicht mit Taten zufriedenstellen, die Ihr gar nicht ausgeführt habt.«
    Der Schwede starrte länger auf die Pistole als auf Bayer. Dann seufzte er und sagte: »Mein Name ist Teodor Granqvist. Ich bin Großknecht und engs ter Vertrauter von Graf Erik Gyllenhjärta. Und um es auf die einfachste Weise zu sagen: Ich kenne unseren Troubadour un ter dem Namen Christian Wingmark. Er hat meinen Herrn aufs Schändlichste gedemütigt. Der Graf hat jedes Recht auf die Rache, die er fordert. Und wie Ihr scharfsinnig genug erkannt habt, wartet mein Herr an der Reichsgrenze auf mich.«
    »Verstehe«, sagte Bayer. »Aber Ihr kamt zu spät, um die Ra che eigenhändig auszuführen, nicht wahr? Unser Spielmann verstand sich nämlich nicht nur auf die Musik. Er wusste auch, wie man sich mächtige Feinde macht. Habe ich recht?«
    »Mir scheint, Ihr habt die Lage richtig erkannt.«
    »Ihr habt ihn in Trondheim aufgespürt. Ich schätze Euch als einen Mann von großer Willenskraft ein. Vielleicht könnt Ihr mir etwas mehr über die Umstände seines Todes sagen?«
    Der Schwede lächelte.
    »Das Kompliment gebe ich zurück. Eure größte Kraftquelle ist wohl Euer Wille, nicht aufzugeben.«
    Dann begann er zu erzählen. Bayer hörte zufrieden zu. Seine Worte waren wie der fehlende Strang des Taus, das Bayer in Gedanken zu flechten versucht hatte. Als er fertig war, war der Polizeimeister so zufrieden, dass er fast vergaß, die Waffe weiter auf den Schweden zu richten. Aber er riss sich zusammen. Jetzt fehlte noch der Teil ihres Abkommens, in den der gute Granqvist nicht einwilligen würde, wenn sein Leben nicht unmittelbar durch die Waffe bedroht wäre, die der versoffene, unberechenbare Polizeimeister aus Trondheim auf ihn richtete.
    »Wie ich sehe, habt Ihr einen ganz ausgezeichneten Spaten dabei«, sagte er mit belegter Stimme. »Und eine Flasche auch.« Bayer zeigte auf die Flasche, die neben den ausgenommenen Fischen lag. »Ihr nehmt den Spaten, ich die Flasche«, sagte er.
    Granqvist stand auf und warf Bayer ansatzlos die Flasche zu. Der Polizeimeister reagierte aber schneller, als der Schwede das für möglich gehalten hätte, und fing sie mit der linken Hand auf, ohne die Pistole aus der rechten zu verlieren.
    »Der Spaten«, sagte er. »Und keine Dummheiten mehr, bitte!«
    Der Schwede tat wie geheißen, und gemeinsam gingen sie ein paar Schritte in den Wald hinein, bis sie eine Stelle mit lehmigem Boden gefunden hatten.
    »Graben!«, sagte Bayer, setzte sich auf einen Stein und zog den Korken mit den Zähnen aus der Flasche.
    Teodor Granqvist war ein großer Mann. Ein kräftiger Mann. Was Bayer an Volumen hatte, hatte Granqvist an Muskelkraft. Er grub, bis er auf Felsen stieß und sie beide einsahen, dass der Troubadour nur ein flaches, kaum drei Fuß tiefes Grab bekommen würde.
    »Das muss reichen«, sagte Bayer. »Lasst uns nun den Spielmann holen. Ich bin überzeugt, dass er keine großen Ansprüche an den Ort seiner letzten Ruhestätte stellen würde.«
    Granqvist ging vor Bayer zurück zum Flussufer. Dort hob er eigenhändig den Leichnam auf, legte ihn über den Pferde rücken und führte das prachtvolle Tier zu dem ausgehobenen Grab. Bayer hielt währenddessen mit gezogener Waffe etwas Abstand und sah zu, wie Granqvist den eingewickelten Körper ins Grab legte.
    Es stellte sich heraus, dass das Grab nicht nur zu flach sondern auch zu kurz war.
    Granqvist nahm den Spaten und sprang nach unten.
    »Viel fehlt nicht«, sagte er und begann Steine und Lehmbrocken freizulegen, um das Grab länger zu machen.
    Bayer trat an den Rand des Grabs, um die Arbeit des Mannes zu inspizieren. Da sah Granqvist seine Chance gekommen. Er füllte den Spaten mit Lehm und schleuderte ihn blitzschnell in das Gesicht des sich vorbeugenden Polizeimeisters.
    Der feuchte Lehm traf ihn wie ein nasser Lappen im Gesicht und Mund und Nasenlöcher füllten sich mit Erde. Er taumelte einen Schritt zurück und schnappte nach Luft, während seine Hand sich um den Schaft der Waffe klammerte. Mit einem gro ßen Satz sprang der Schwede aus der Kuhle und warf sich auf ihn. Bayer hielt die Waffe hinter dem Rücken, damit der Mann sie nicht zu fassen bekam. Der Schwede packte Bayers linken Arm und zog ihn hinter sich her zu dem Grab. Beide rutschten über den Rand und fielen auf den Toten. Falls der Schwede das so geplant hatte, hatte er nicht

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