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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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gestört wurde. Der arme Mann war im höchsten Maße schockiert, als er das Fehlen der Leiche bemerkte, und kam schreiend zu mir gelaufen.«
    »Das verstehe ich durchaus. Aber sagt mir noch eins: Dieser vornehme Herr und Unterstützter der ärztlichen Künste, er war nicht zufällig schwedischer Herkunft?«
    »Doch, da Ihr es sagt! Er war Schwede!«
    Nils Bayer verbeugte sich dankend für die Auskünfte. Dann drehte er sich um und lief, so schnell sein mächtiger Körper ihn zu tragen vermochte, zurück in die Dienststelle. Dort nahm er die Pistole heraus, die er seit seinem Dienst in Kopenhagen besaß, aber nie abgefeuert hatte. Er lud sie und legte sie gemein sam mit ein paar anderen Notwendigkeiten in eine Tasche.
    Danach ging er in den Stall, sattelte Bukkephallos und befestigte die Tasche am Sattel. Bevor er die Stadt verließ, ritt er noch einmal zu dem Wirtshaus, in dem der Gast aus Schweden gewohnt hatte. Er hatte Glück und traf den Wirt, ehe dieser nach einer langen Sommernacht mit vielen Gästen zu Bett ging. Er bestätigte ihm, was Bayer bereits angenommen hatte. Der Schwede war im Morgengrauen in aller Eile im Wirtshaus aufgetaucht und hatte seine Sachen gepackt. Dann hatte er Abschied genommen und war davongeritten. Für Bayer interessant war die Information, dass der Gast verlauten lassen hatte, über den alten katholischen Pilgerweg zurück in sein Heimat land zu reiten. Er hatte etwas von einer Verabredung an der Reichsgrenze in zwei Tagen gesagt, weshalb er jetzt so überstürzt abreisen müsse.
    Nils Bayer, dessen Pferd die meisten sicher als alten, hässlichen Klepper bezeichnet hätten, fluchte, als er aus der Stadt ritt. Der Schwede hatte einen ganzen Tag Vorsprung. Sein einziger Trost war, dass sein Rivale schwer beladen war und deshalb nicht schnell vorankam. Außerdem musste er sicher oft anhalten und Umwege machen, um nicht von anderen Reisenden mit einem Leichnam im Gepäck entdeckt zu werden. Trotzdem würde Bayer die Nacht durchreiten müssen, wenn er ihn noch einholen wollte.
    Das Treffen an der Grenze konnte natürlich auch nur erfunden sein, und überdies hatte der Schwede verschiedene mögliche Heimwege zurück in sein Land. In gewisser Weise passten seine Angaben aber zu dem Bild, das Bayer sich von dem Fall gemacht hatte. Im Kopf des Polizeimeisters begann sich langsam eine Lösung des Rätsels abzuzeichnen. Außerdem blieb ihm keine andere Wahl, als alles auf diese Karte zu setzen.
    Früh am nächsten Morgen erreichte er den Fluss Stjørdalsel ven. Von dort folgte er dem Reiterpfad auf der Nordseite des Tals in Richtung Schweden. Er war erschöpfter und zer schlagener als der Klepper, auf dem er saß, hatte er doch nie mals zuvor eine so lange Strecke zurückgelegt und dabei nur Wasser getrunken. Trotzdem war er fest entschlossen, sich und seinem Pferd erst dann Ruhe zu gönnen, wenn er dem Stjørdalen bis hinauf zu den Kupfergruben von Meråker ge folgt war.
    Er hielt beinahe den ganzen Tag ohne Rast durch und war einer Ohnmacht nahe, als er unweit von Meråker einen ansehn lichen Hof erreichte. Hier machte er Halt und wollte um ein kleines Glas Bier bitten.
    Er war resigniert und durstig. Die Grenze war jetzt nicht mehr weit und er fürchtete, dass der Schwede mit dem Toten entkommen war. Vielleicht sollte er um mehr bitten als ein klei nes Glas Bier. Am liebsten hätte er seine Sorgen ersäuft, andererseits wusste er, dass sie viel zu gut schwammen.
    »Mit Bier sieht es hier oben im Tal schlecht aus, besonders um diese Jahreszeit«, sagte der Bauer. »Kommt im Herbst wieder, da könnt Ihr sehen, dass wir hier bei uns ein ebenso gutes Bier brauen können wie bei Euch unten in der Stadt. Aber wenn Ihr Durst habt, könnte ich Euch was anderes anbieten.«
    »Ja?«, fragte Bayer hoffnungsvoll.
    Der Bauer verschwand im Haus und kam gleich darauf mit zwei soliden Krügen zurück.
    »Echter schwedischer Kräuterbrand«, sagte er lächelnd und reichte Bayer einen Krug.
    »Wir waren in diesem Frühjahr auf dem Markt in Åre. Den heben wir für unsere vornehmsten Gäste auf.«
    Bayer wusste, dass sein geschliffenes Dänisch hier oben ausreichte, um ihn zu einem Ehrengast zu machen. Umso mehr, wenn sie erfuhren, dass er nichts mit den Gruben zu schaffen hatte. Hier ahnte niemand etwas von seinem erbärmlichen Polizeimeisterdasein in der Stadt, und auch der Flicken auf seiner Weste störte keinen. In diesem Tal war er ein gebildeter Mann, ja, wenn er wollte, ein Mann von Rang.
    Er bedankte

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