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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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alles anderen als athletischen Statur zu machen. Bestimmt fragte er sich, ob die Reflexe des Polizeimeisters so langsam waren, dass er ihm die Waffe aus der Hand schlagen konnte, ehe er den Abzug betätigt hatte. Doch nachdem er ihn eine Weile gemustert hatte, schien er zu erkennen, dass Bayer alle Trümpfe in der Hand hielt, und warf das Fischmesser in einem Bogen in das vorbeirauschende Wasser.
    »Womit kann ich dem Herrn dienen?«, fragte er trocken. Bayer erkannte, dass er es mit einem Gegner ganz nach seinem Geschmack zu tun hatte.
    Der Polizeimeister blieb stehen und betrachtete den Schweden. Seine Jacke war aus feinstem Samt und der Seidenkragen die neueste Mode. Auch wenn sein Anzug auf der Reise den einen oder anderen Fleck bekommen hatte, sah er doch imposant aus.
    »Wie ich sehe, dient Ihr einem hochstehenden Herrn.«
    »Entschuldigung«, sagte der Schwede sichtlich beleidigt. »Aber was wisst Ihr davon?«
    »Ich weiß, dass ein Schwede, der bis nach Trondheim reist, um einen Leichnam zu holen, dies nicht aus reiner Ergötzung tut«, antwortete Bayer. »Ihr tut das aus einem ganz konkreten Grund, sei es der Ehre oder des Geldes wegen. Vermutlich beides. Das heißt dann aber auch, dass jemand hinter Euch steht und bereit ist, Euch diese Summe zu zahlen.«
    »Und wer seid Ihr?«, fragte der Schwede, der jetzt auch einen gewissen Respekt vor Bayer erkennen ließ.
    »Entschuldigt, dass ich mich nicht gleich vorgestellt habe. Das war im höchsten Grade taktlos von mir. Mein Name ist Nils Bayer, ich bin Polizeimeister der Stadt Trondheim.«
    »Polizeimeister. Dann obliegt es doch wohl Eurer Verant wortung, in der Stadt für Ordnung zu sorgen und die Schiffslasten zu kontrollieren, die ihm Hafen anlanden. Eine wichtige Aufgabe im Dienste Seiner Majestät. Darf ich fragen, was Ihr hier draußen in der Wildnis treibt?«
    »Ich möchte offen zu Euch sein. Ihr seht aus wie ein Mann, der ein direktes Wort verträgt.«
    Der Schwede nickte.
    »Ich bin gekommen, damit der verstorbene Spielmann dort drüben seine letzte Ruhe findet.«
    »Direkt seid Ihr zweifelsohne. Und wie wollt Ihr dafür sorgen?«
    »Indem ich Licht in diesen geheimnisvollen Todesfall bringe. Es gibt nämlich eine Sache, die ich an dieser merkwürdigen Geschichte nicht verstehe. J’ai une mouche dans le casque, könnte man sagen. Ich bin mir ganz sicher, dass Ihr mit dem Auftrag nach Norwegen gekommen seid, den Ärmsten zu ermorden. Sein gegenwärtiger Zustand lässt erkennen, dass Euch dieser Teil Eures Auftrags ausnehmend gut gelungen ist. Andererseits drängt sich mir da eine Frage auf: Wenn wirklich Ihr den Mann getötet habt und als Beweis seinen Leichnam Eurem Auftraggeber bringen müsst – unzweifelhaft einem mächtigen Mann, der es aus Furcht vor politischen Implikationen nicht wagt, die Grenze zu überschreiten –, warum habt Ihr ihn dann nicht gleich mitgenommen? Warum ihn erst am Strand liegen lassen, um ihn dann aus dem Hospital zu stehlen? Das wirkt auf mich, wie soll ich sagen, absurd.«
    Der Schwede sah Bayer schweigend an. Vielleicht kreisten seine Gedanken darum, ihn zu entwaffnen. Das Beste würde sein, ihm keine Zeit zum Nachdenken zu geben.
    »Meine Schlussfolgerung lautet deshalb, dass doch nicht Ihr diesen Mann getötet habt.«
    »Und warum habt Ihr mich dann bis hierher verfolgt?«
    »Erstens«, begann Bayer, »hält der König von Dänemark und Norwegen ebenso wenig von Grabschändern wie Euer eige ner König. Was unseren hochwohlgeborenen Herrscher an geht, könnte ich Euch hier und jetzt eine Bleikugel in den Kopf schießen und diesen Fall abschließen. Aber ich habe einen anderen Vorschlag. Der Hauptgrund, weshalb ich hierher gekommen bin, ist, wie ich bereits andeutete, mein Wunsch, diesen Fall aufzuklären. Ich weiß nicht, was Euch antreibt, guter Mann. Ich aber brauche Zusammenhänge, vernünftige Gründe, ich will sehen, dass alles aufgeht. Solche Dinge geben mir Frieden.«
    »Habt Dank für diesen Einblick in Euren edlen Sinn«, sagte der Schwede säuerlich.
    »Darf ich Euch daran erinnern, dass ich es bin, der die Waffe in der Hand hält, und dass Ihr, ein Leichenräuber in einem fremden Land, nicht auf sonderlich gutem Posten steht. Ich empfehle Euch deshalb, meinen Vorschlag anzuhören. Er besteht aus zwei Teilen.«
    »Lasst hören«, sagte der Schwede.
    »Erstens möchte ich, dass Ihr Euch selbst vorstellt und mir sagt, was Ihr über den Tod des Spielmanns wisst. Und zweitens, solltet Ihr meine Annahme

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