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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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ermitteln, sondern lediglich gewisse Alternativen ausschließen können.«
    »Und können Sie jetzt schon etwas ausschließen?«
    »Sie sind wirklich hartnäckig, Singsaker«, seufzte Kittelsen, und Singsaker hörte in gewisser Weise ein Kompliment heraus. »Der Kehlkopf ist nicht entfernt worden, wenn Sie daran denken. Eigentlich deutet nur wenig auf Gewalteinwirkung hin. Keine Penetration der Haut, keine sichtbaren Verletzungen des Skeletts oder der inneren Organe. Auch der Schädel ist intakt. Keine äußeren Blutungen. Und soweit wir das bis jetzt sagen können, gibt es auch keine inneren Blutungen.«
    »Dann glauben Sie, dass Sie nicht getötet worden ist?« Singsaker spielte ein Spiel, er wusste ganz genau, dass er Kittelsen Worte so nicht deuten durfte.
    »Nein, es wäre zu früh, sich dazu jetzt schon zu äußern. Aber sie ist nicht auf eine eindeutig erkennbare Weise umgebracht worden. Die vorläufige Obduktion der Atemwege gibt keinen Hinweis darauf, dass sie erstickt wurde. Aber bei dem Zustand der Leiche sind das höchst unsichere Schlussfolgerungen. Der toxikologische Befund liegt natürlich noch nicht vor, wir haben die Proben aber eingeschickt. Sie könnte vergiftet worden sein. Aber ich würde tippen, dass sie eines natürlichen Todes gestorben ist. Wahrscheinlich Herzstill stand.«
    »Herzstillstand?«
    »Die häufigste Todesursache hierzulande.«
    »Aber …, in ihrem Alter?«
    »In ihrem Alter ist das natürlich etwas ungewöhnlich. Aber durchaus denkbar, wenn sie zum Beispiel hohen Blutdruck, Dia betes oder einen Herzfehler hatte.«
    »Können Sie etwas darüber sagen, wie lange sie schon tot ist?«
    »Auch das ist schwer zu sagen. Vielleicht eine Woche. Das hängt von der Temperatur ab, die in dem Zimmer, in dem sie lag, geherrscht hat.«
    »Wir nehmen an, dass es eigentlich kalt war, dass aber jemand die Heizung aufgedreht hat, kurz bevor wir die Leiche gefunden haben«, sagte Singsaker und dachte an Grongstads Theorie, dass die Fliegen durch den plötzlichen Temperaturanstieg geweckt worden waren.
    »Wenn das so ist, kann sie dort schon länger als eine Woche gelegen haben, aber kaum mehr als zwei.«
    »Verstehe«, sagte Singsaker und schloss daraus für sich, dass sie etwa zur gleichen Zeit wie das Opfer am Kuhaugen gestorben war. Wenn sie noch am Leben gewesen war, als Røed sein erstes Opfer gefangen gehalten hatte, stellte sich damit die Frage, wie viel sie gewusst hatte.
    »Eine kleine Sache noch«, sagte er. »Haben Sie viele Fliegenlarven in der Toten gefunden? Ich habe gehört, dass man über sie den Todeszeitpunkt ziemlich genau bestimmen kann.«
    »Haben Sie in der letzten Zeit mal aus dem Fenster gesehen, Singsaker?«, fragte Kittelsen. »Es ist Winter. Nicht einmal Fliegen legen um diese Jahreszeit Eier.«
    »Ich weiß, dass Winter ist, ich dachte nur, weil die Tote ja von Tausenden von Fliegen umgeben war, als wir sie gefunden haben.«
    »Das müssen Blockfliegen gewesen sein. Die Verwesung der Leiche ist schon weit fortgeschritten, ohne dass Fliegenlarven dazu einen Beitrag geleistet hätten.«
    »Dann haben diese Blockfliegen keine Eier in ihr abgelegt?«
    »Blockfliegen legen ihre Eier in die Erde, wo sie von Würmern gefressen werden. Die Larven der Blockfliegen sind Parasiten und wachsen in den Würmern heran. Schmeißfliegen legen ihre Eier auf verwesenden Organismen ab«, sagte Kittelsen, als wäre das Grundschulstoff.
    Beim Gedanken an Maden im Innern von Würmern drehte sich Singsaker der Magen um.
    Er dankte Kittelsen für die Hilfe und legte auf. Dann ging er in Brattbergs Büro. Jensen saß bereits dort.
    »Na, was hatte der Sonnenschein vom St.-Olavs-Hospital zu berichten?«, fragte Jensen lakonisch, als Singsaker neben ihm auf dem freien Stuhl Platz nahm.
    »Er war gesprächiger als sonst, natürlich mit reichlich Vorbehalten. Wobei er sich ziemlich sicher war, dass Anna Røed eines natürlichen Todes gestorben ist.«
    »Und was heißt das für uns?«, fragte Brattberg.
    »Tja, wenn ich das wüsste«, erwiderte Singsaker. »Sie war noch am Leben, als Ihr Mann das erste Opfer gefangen hielt und starb etwa zur gleichen Zeit wie dieses. Es ist folglich mög lich, dass Anna Røeds Tod der Auslöser dafür war, dass aus Kidnapping Mord wurde.«
    »Und warum hat er seine Frau Tage oder Wochen tot im Bett liegen lassen?«, fragte Brattberg.
    »Vielleicht hat er sie geliebt«, schlug Jensen vor, »und wollte nicht einsehen, dass sie ihn verlassen hat.«
    »Liebe? Jensen!«,

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