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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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mit Bayers Gewicht gerechnet. Der schwere Körper rollte auf Granqvist, und trotz der geringen Fallhöhe wurde ihm alle Luft aus dem Körper gepresst.
    Bayer spürte, wie der Körper des Schweden schlaff unter ihm wurde. Er blieb liegen und versuchte, sich zu orientieren. Dann rappelte er sich langsam auf die Knie auf.
    Der Schwede lag benommen auf dem Leichnam, war aber bei Bewusstsein. Verzweifelt versuchte Bayer, aus dem Grab zu klettern. Sein Widersacher war jetzt aber wieder zu sich gekommen und streckte seine Hände nach ihm aus. Dieses Mal bekam er die Hand mit der Pistole zu fassen. Er umklammerte Bayers Handgelenk und zog die Pistole zu sich. Bayer hatte aber noch immer den Finger am Abzug, und als die Mündung auf die Brust des Schwedens zeigte, drückte er ab. Es war keine bewusste Handlung, sondern ein Reflex im Eifer des Kampfes. Aber das Pulver interessierte das nicht, es reagierte nur auf Ham merschläge, explodierte im Lauf und schoss die kleine Blei kugel direkt in die Brust von Teodor Granqvist.
    Die Kugel mochte klein sein, aber allemal groß genug, um den Mann auf der Stelle zu töten.
    Granqvist kippte ganz langsam nach hinten, sodass Bayer glaubte, er schwebe durch die Luft. Dann schlug er auf dem Segeltuch auf, das noch immer um den toten Troubadour geschlagen war, und rollte neben ihm ins Grab.
    Bayer hatte seit dem letzten Abend nicht gegessen, aber trotz dem wollte etwas aus seinem Magen. Er beugte sich vor und erbrach eine dünne Suppe aus Branntwein und Galle auf die beiden Toten.
    Danach blieb er lange sitzen. Er zitterte.
    Erst eine ganze Weile später kroch er auf allen vieren vom Grab zu der Flasche, die noch neben dem Stein lag, auf dem er eben gesessen hatte. Er nahm sie und leerte sie fast in einem Schluck. Dann warf er sie mit der linken Hand weg und bemerkte, dass er in der rechten noch immer die Pistole hielt. Ohne nachzudenken steckte er sich den Lauf in den Mund. Der Stahl war noch warm von dem Schuss. Er legte die Lippen um das Metall und drückte ab.
    Er hatte die Waffe noch nicht wieder geladen. Was er tat, war ein reiner Impuls, eine Art Selbstreinigungsakt.
    Er stand auf, zog seine Kleider aus und ging langsam wie ein Schlafwandler hinunter zum Fluss. Er watete hinein, bis er bis zum Bauchnabel im Wasser stand, und ließ seinen ausladenden, geschundenen Körper ins Wasser sinken. Auch den Kopf tauchte er ein und überlegte einen Moment, dort unten zu bleiben. Doch etwas in ihm wollte weiteratmen. Schließlich reckte er den Kopf wieder aus dem Wasser und rang nach Atem.
    Als er sich gründlich gewaschen hatte, watete er zurück an Land und zog sich die schmutzigen, stinkenden Kleider wieder an.
    Dann tat er, was er tun musste. Er begrub die zwei Schwe den gemeinsam in dem flachen Grab, schaffte Platz für ihre Beine und sagte sogar ein paar Worte, eher er Erde auf sie schau felte. Aber aus dem Mund eines Heiden waren alle Wort über den Tod ohne Trost. Er begrub die Pistole und Granqvists Ausrüstung mit ihnen. Sein Pferd ließ er einfach laufen. Dann ging er zurück zu Bukkephallos und stieg in den Sattel.
    Auf dem Weg zurück in die Stadt machte er einen großen Bogen um den Hof des gastfreundlichen Bauern. Auf dem ganzen Weg fühlte er sich wie ein leerer Sack, der über dem Rücken des Pferds hing.
    Nils Bayer hatte die Aufklärung bekommen, die er so hände ringend gesucht hatte, zu einem Preis, den er niemals freiwillig akzeptiert hätte.

30
    E s geschah nicht oft, dass Singsaker Dr. Kittelsen, den etwas mürrischen Rechtsmediziner der Abteilung für Pathologie und medizinische Genetik am St.-Olavs-Hospital anrief und ihm Druck machte. Er wusste, dass das nichts nützte, ja, dass es nicht nur sinnlos, sondern geradezu kontraproduktiv sein konnte. Kittelsen war ein alter Dickschädel, der schnell trotzig wurde. In diesem Fall arbeiteten sie aber gegen die Uhr, wofür hoffentlich selbst Kittelsen Verständnis hatte.
    »Wir haben sie erst seit knapp drei Stunden auf dem Tisch. Was wir hier machen, ist Wissenschaft und keine Zauberei. Wenn Sie schnellere Antworten wollen, als die, die wir Ihnen geben können, sollten Sie anfangen, Krimis zu lesen«, sagte Kittelsen als Antwort auf Singsakers Frage.
    Singsaker formulierte seine Frage noch einmal anders. »Haben Sie die Todesursache ermitteln können?«
    »Nein«, sagte Kittelsen ungehalten. »Die Antwort lautet: Nein. Diese Leiche hat da wirklich schon lange gelegen. Vermutlich werden wir keine eindeutige Todesursache

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