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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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überlegen, Mr Cade.»
    «Davon bin ich überzeugt.»
    «Nichts will zusammenpassen, gar nichts.»
    «Sehr peinlich», stimmte Anthony zu. «Immerhin, Battle: Wenn alles schiefgehen sollte, können Sie immer noch mich verhaften. Meine verräterischen Fußspuren rechtfertigen das jederzeit. Denken Sie daran.»
    Aber der Inspektor lächelte nicht einmal.
    «Haben Sie Feinde, Mr Cade?», erkundigte er sich.
    «Ich glaube, der dritte Diener mag mich nicht besonders», entgegnete Anthony leichthin. «Er bemüht sich immer, mich beim Servieren zu übergehen. Weshalb fragen Sie?»
    «Ich habe anonyme Briefe erhalten», sagte Inspektor Battle. «Das heißt, um genau zu sein, eigentlich nur einen.»
    «Und dieser Brief bezieht sich auf mich?»
    Ohne zu antworten, zog Battle ein gefaltetes Blatt von billigstem Papier aus der Tasche und reichte es Anthony. In ungelenkiger Schrift stand da:
     
    Passen Sie auf Mr Cade auf. Er ist nicht, was er scheint.
     
    «Ist das alles? Beruhigen Sie sich, Battle – natürlich bin ich in Wirklichkeit ein König.»
    Er ging ins Haus, während er vor sich hin pfiff. Aber sobald er in seinem Zimmer angelangt war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, änderte sich sein Ausdruck. Er wurde gespannt und nachdenklich. Anthony setzte sich auf die Bettkante und starrte trübe auf den Boden.
    «Die Sache wird ernst», murmelte er. «Irgendetwas muss geschehen. Es ist so verdammt merkwürdig –»
    Er blieb eine Weile sitzen, dann erhob er sich und ging zum Fenster hinüber. Gedankenlos starrte er hinaus, doch plötzlich verengten sich seine Augen, und sein Blick konzentrierte sich auf einen bestimmten Punkt.
    «Aber natürlich», sagte er plötzlich, «der Rosengarten! Das ist’s! Der Rosengarten!»
    Eilig rannte er die Treppen hinunter und durch eine Seitentür in den Park. Auf einem Umweg erreichte er den Rosengarten. Beim Näherkommen hielt er erstaunt inne und starrte auf den zweiten Besucher des Gartens, der ihn seinerseits ebenso verblüfft musterte.
    «Ich hatte keine Ahnung, dass auch Sie sich für Rosen interessieren, Mr Fish», begann Anthony liebenswürdig.
    «Mein Herr, ich bin sogar sehr an Rosen interessiert», antwortete Mr Fish steif.
    Ihre Blicke tasteten sich vorsichtig ab wie die zweier Gegner, welche die schwache Stelle des Feindes zu entdecken suchen.
    «So geht es auch mir», sagte Anthony.
    «Tatsächlich?»
    «Ich schwärme für Rosen», sagte Anthony gleichgültig.
    Ein ganz leichtes Lächeln zeigte sich auf Mr Fishs Lippen, und gleichzeitig lächelte auch Anthony.
    «Betrachten Sie bloß diese Schönheit», sagte Mr Fish und neigte sich über eine besonders herrliche Blüte. «M a dame Abel Chatenay heißt sie, wenn ich nicht irre. – Jawohl, es stimmt. Und diese weiße Rose hieß vor dem Krieg Frau Carl Drusky. Man hat sie später umgetauft – sehr patriotisch, aber doch etwas überempfindlich. Die La France ist natürlich immer geschätzt. Lieben Sie rote Rosen, Mr Cade? Dieses leuchtende Scharlach –»
    Die monotone Stimme wurde unterbrochen. Bundle lehnte sich aus einem Fenster des ersten Stocks.
    «Fahren Sie mit in die Stadt, Mr Fish? Ich starte gleich.»
    «Danke bestens, Lady Eileen, aber ich bin sehr glücklich hier.»
    «Und Sie, Mr Cade? Haben Sie Ihre Absichten geändert?»
    Anthony schüttelte lachend den Kopf. Sie zog sich zurück.
    «Ein kleines Schläfchen sagt mir jetzt mehr zu», erklärte Anthony mit ungeniertem Gähnen. «Ein ruhiger Nachmittagsschlaf ist genau das, was ich brauche.» Er zog eine Zigarette hervor. «Hätten Sie zufällig ein Streichholz, Mr Fish?»
    Mr Fish reichte ihm die Streichholzschachtel, Anthony bediente sich und gab die Schachtel dankend zurück.
    «Rosen sind prächtig», sagte er, «aber ich bin gegenwärtig nicht sehr auf gärtnerische Erzeugnisse eingestellt.»
    Donnern erklang vom Hause her.
    «Einen starken Motor hat der Wagen», bemerkte Anthony. «Hier saust er ab.»
    Sie konnten den Wagen die lange Auffahrt hinunterfahren sehen.
    Anthony schlenderte pfeifend dem Hause zu.
    Gemächlich ging er durch die Tür. Kaum war er jedoch im Haus, schoss er, wie von der Tarantel gestochen, durch die Halle, sprang aus einem Seitenfenster und rannte quer durch den Park. Er wusste, dass Bundle beim Parktor abbiegen und um das Dorf herum einen weiten Umweg machen musste.
    Er rannte verzweifelt, wie um sein Leben – und erreichte die Parkmauer im gleichen Moment, da das Geräusch des Motors ertönte. Elastisch schwang er sich

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