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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hinüber, drückte auf einen verborgenen Knopf – und sogleich drehte sich ein Teil der Täfelung unter lautem Knarren nach innen. Eine dunkle Höhlung zeigte sich.
    «Entrez, Messieurs et Mesdames», sagte Bundle melodramatisch. Lemoine und Battle hatten sich mit Taschenlampen ausgerüstet. Als Erste betraten sie den dunklen Gang, die Anderen folgten ihnen auf dem Fuße.
    «Die Luft ist frisch», murmelte Battle. «Irgendwo muss sich eine Lüftung befinden.»
    Er ging voran. Der Boden bestand aus rohen, unebenen Steinen, die Wände aus gemörtelten Ziegeln. Wie Bundle gesagt hatte, endete der Gang nach etwa hundert Metern an einem Wall von zerbröckeltem Mauerwerk. Battle überzeugte sich, dass keine Möglichkeit bestand, auf der anderen Seite weiterzukommen.
    «Gehen wir zurück. Ich wollte nur Gewissheit haben.»
    Ein paar Minuten später befanden sie sich wieder am Eingang.
    «Wir wollen von hier aus beginnen», erklärte Battle. «Sieben vorwärts, acht links, drei rechts. Nehmen wir an, es handelt sich um Schrittlängen.»
    Sorgfältig maß er sieben Schritte ab, bückte sich und untersuchte den Boden.
    «Scheint mir ungefähr richtig. Zu irgendeiner Zeit wurde hier ein Kreidezeichen angebracht. Und jetzt acht links. Das kann sich nicht um Schritte handeln, der Gang ist ja so eng, dass man nur im Gänsemarsch gehen kann.»
    «Versuchen Sie es mit Ziegeln», schlug Anthony vor.
    «Ganz richtig, Mr Cade. Acht Ziegel vom Boden oder von der Decke aus nach links. Erst probieren wir es mit dem Boden.»
    Er zählte acht Ziegelsteine ab.
    «Jetzt von hier aus drei nach rechts. Eins – zwei – drei – hallo, was ist das?»
    «Ich fange gleich an zu schreien», erklärte Bundle. «Ganz bestimmt! Was haben Sie gefunden?»
    Inspektor Battle arbeitete mit einem Messer an den Ziegeln herum. Sein geübtes Auge hatte sofort entdeckt, dass einer der Ziegel anders eingesetzt war als die Übrigen. Es dauerte nur kurze Zeit, bis er ihn herausziehen konnte. Dahinter befand sich eine kleine Höhlung. Battle schob seine Hand hinein.
    Alle waren atemlos.
    Battle zog die Hand wieder heraus.
    Dann stieß er einen Ausruf des Erstaunens und des Ärgers aus.
    Die anderen kamen näher und starrten verständnislos auf die drei Dinge, die Battle in Händen hielt.
    Ein Kärtchen mit kleinen Perlmutterknöpfen, eine quadratische, primitive Strickarbeit und ein Blatt Papier, auf dem nichts weiter stand als eine Reihe von großen «E».
    «Hol’s der Teufel», knurrte Battle. «Was soll das heißen?»
    «Mon Dieu», murmelte der Franzose. «Ca c’est trop fort.»
    «Was bedeutet das?», rief Virginia verblüfft.
    «Das kann nur eines bedeuten», sagte Anthony. «Der verstorbene Graf Stylptitch muss eine eigentümliche Auffassung von Humor gehabt haben. Ich gestehe, dass ich es gar nicht lustig finde.»
    «Wollen Sie uns das nicht etwas näher erklären, Sir?», fragte Battle.
    «Sicher. Das scheint ein kleiner Scherz des Grafen zu sein. Er hat jedenfalls vermutet, dass sein Zettel gelesen würde. Wenn nun also die Diebe hier erschienen, sollten sie statt des Steins dieses Rätsel finden. Derartige Aufgaben werden bei Intelligenzprüfungen gestellt, wo die Leute erraten sollen, wen oder was man darstellt.»
    «Es hat also einen bestimmten Sinn?»
    «Ich bin überzeugt davon. Wenn der Graf nur hätte spotten wollen, dann hätte er bloß einen Zettel hingelegt mit dem Vermerk ‹Verkauft› oder die Zeichnung eines Esels oder etwas ähnlich Geistreiches.»
    «Eine Strickarbeit, ein paar große ‹E› und Perlmutterknöpfe», brummte Battle unzufrieden.
    «C’est inou», rief Lemoine zornig.
    «Code Nummer zwei», lächelte Anthony. «Ob wohl Professor Wynwood auch diesen so leicht entschlüsseln könnte?»
    «Wann ist dieser Gang wohl zum letzten Mal benützt worden, Mylady?», erkundigte sich der Franzose bei Bundle.
    «Ich glaube kaum, dass er in den letzten Jahren noch begangen wurde. Das Schlossverlies besitzt größere Anziehungskraft.»
    «Merkwürdig», murmelte Lemoine.
    «Warum ist das merkwürdig?»
    Der Franzose bückte sich und hob einen kleinen Gegenstand vom Fußboden auf.
    «Deshalb», meinte er. «Dieses Streichholz liegt keinesfalls schon zwei Jahre hier – nicht einmal zwei Tage. Hat jemand von Ihnen dieses Streichholz fallen lassen?» Alle verneinten.
    «Mir scheint, wir haben alles gesehen, was es hier zu sehen gibt», sagte Inspektor Battle. «Wir können ebenso gut hinausgehen.»
    Das Paneel hatte sich inzwischen

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