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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Endlich. Du warst so ein dürres kleines Ding.« Rebecca trat vor und umarmte Samantha fest. Dann legte sie ihr die Hände auf die Schultern und lehnte sich zurück. »Großartige Arbeit... Was wurde alles gemacht?«
    »Implantate am Kiefer und den Wangenknochen. Viel an den Lippen und Augen. Natürlich die Nase. Und...« Sie sah auf die Rundung ihrer Brust und lächelte.
    »Ich kann es gar nicht glauben«, sagte Linda weinend und nahm sie ebenfalls in den Arm.
    »Wie heißt du jetzt?«
    »Das möchte ich lieber nicht verraten«, sagte sie, ohne die beiden anzusehen. »Und hört mir gut zu. Bitte. Ihr dürft niemandem von mir erzählen. Falls Daniel gefangen wird und ihr mit den Medien sprechen möchtet, erwähnt mich bitte nicht.«
    »Kein Problem.«
    »Weiß dein Mann denn nicht Bescheid?«, fragte Linda mit Blick auf Samanthas Ehering.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wie hast du das bloß geschafft?«, fragte Rebecca.
    Samantha schluckte vernehmlich. »Ich lüge. Ganz einfach.« Dance wusste, dass Ehepartner einander relativ häufig belügen, wenngleich nicht so oft wie unverheiratete Paare. Doch die meisten dieser Lügen sind trivial; nur sehr wenige beinhalten so fundamentale Dinge wie in Samanthas Fall.
    »Das muss schwierig sein«, sagte Rebecca. »Du brauchst ein gutes Gedächtnis.«
    »Mir bleibt keine andere Wahl«, fügte Samantha hinzu. Dance erkannte die kinesischen Anzeichen für eine Abwehrhaltung – die Rücknahme der Gliedmaßen, das Schrumpfen der Statur, die ausweichenden Blicke, der widerwillige Tonfall. Diese Frau war ein Vulkan aus Stress.
    »Aber er muss doch wissen, dass du im Knast warst«, sagte Rebecca.
    »Ja.«
    »Und wie hast du...?«
    »Ich habe ihm erzählt, es sei ein Wirtschaftsvergehen gewesen. Dass ich meinem Chef geholfen hätte, einige Aktien zu unterschlagen, weil seine Frau eine Operation brauchte.«
    »Und das hat er dir geglaubt?«
    Samantha warf Rebecca einen zaghaften Blick zu. »Er ist ein guter Mann. Aber er würde seine Sachen packen, falls er die Wahrheit wüsste. Dass ich in einem Kult...«
    »Das war kein Kult«, warf Linda sofort ein.
    »Was auch immer es gewesen ist, Daniel Pell hatte damit zu tun. Das wäre Grund genug, mich zu verlassen. Und ich könnte es ihm nicht verübeln.«
    »Was ist mit deinen Eltern?«, fragte Rebecca. »Haben die eine Ahnung?«
    »Meine Mutter ist tot, und mein Vater hat so viel mit meinem Leben zu tun wie schon immer, nämlich gar nichts. Aber das wisst ihr ja noch. Tut mir leid, ich möchte lieber nicht darüber reden.«
    »Na klar, Sam«, sagte Rebecca.
    Dance kam wieder auf den Fall zu sprechen. Zunächst schilderte sie den Frauen die Einzelheiten des Mordes an Susan Pemberton und erwähnte die gestohlenen Firmenunterlagen.
    »Sind Sie sicher, dass er es war?«, fragte Linda.
    »Ja. Es sind seine Fingerabdrücke.«
    Sie schloss die Augen und murmelte ein Gebet. Rebeccas Miene verhärtete sich wütend.
    Keine der Frauen hatte je den Namen Pemberton oder von der Brock Company gehört. Sie konnten sich an keine Veranstaltung erinnern, die Pell besucht haben könnte und auf der es einen Partyservice gegeben hatte.
    »Unser Leben damals hatte wenig mit Schlips und Kragen zu tun«, sagte Rebecca.
    Dance fragte nun Samantha nach Pells Komplizin, aber genau wie die anderen hatte sie keine Ahnung, um wen es sich bei der Frau handeln könnte. Sie erinnerte sich auch nicht daran, dass er jemals Charles Pickering oder Redding erwähnt hätte. Dance berichtete ihnen von Richard Pells E-Mail und fragte, ob sie ihn je kennengelernt hätten.
    »Wen?«, fragte Rebecca.
    Dance erklärte es.
    »Ein älterer Bruder?«, unterbrach Linda. »Nein, Scotty war jünger. Und er ist gestorben, ein Jahr bevor ich Daniel getroffen habe.«
    »Er hatte einen Bruder ?«, fragte Rebecca. »Mir hat er erzählt, er sei ein Einzelkind.«
    Dance beschrieb ihnen, zu welchen Straftaten Pell die Schwägerin seines Bruders angestiftet hatte.
    Linda schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Sie irren sich. Der Name seines Bruders war Scott, und er war geistig behindert gewesen. Das ist einer der Gründe, aus dem Daniel und ich uns gleich so gut verstanden haben. Mein Cousin leidet nämlich an einer zerebralen Lähmung.«
    »Und ich bekam zu hören, er habe keine Geschwister, genau wie ich«, sagte Rebecca und lachte auf. »Er hat gelogen, um sich bei uns einzuschmeicheln. Was hat er dir erzählt, Sam?«
    Sie zögerte eine Weile. »Richard war älter«, sagte sie dann. »Er und Daniel

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