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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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kann. So wie bei Tätowierungen, Piercings oder verrückten Frisuren. All diese Dinge geben anderen Leuten Informationen über die betreffende Person. Und Information bedeutet Kontrolle. Nein, er war der Ansicht, Manson habe alles falsch gemacht. Seine Helden waren Hitler...«
    »Hitler?«, fragte Dance.
    »Ja. Allerdings mit Ausnahme der ›Judensache‹, wie er es nannte. Die hielt er für einen Schwachpunkt. Pell sagte, falls Hitler sich zusammengerissen und die Juden toleriert oder sogar an der Regierung beteiligt hätte, wäre aus ihm der mächtigste Mann aller Zeiten geworden. Aber er habe sich nicht unter Kontrolle gehabt und es daher verdient, den Krieg zu verlieren. Rasputin hat er auch bewundert.«
    »Den russischen Mönch?«
    »Genau. Er hat sich bis in Nikolajs und Alexandras engste Umgebung vorgearbeitet. Pell gefiel vor allem, wie Rasputin Sex eingesetzt hat, um die Leute zu kontrollieren.« Hier lachte Rebecca auf, und Linda wurde rot. »Und Svengali.«
    »Aus diesem Roman namens Trilby ?«, fragte Dance.
    »Ach«, entgegnete Samantha. »Sie wissen davon? Er hat diese Geschichte geliebt. Linda musste sie ein Dutzend Mal vorlesen.«
    »Und ehrlich gesagt, war es eine ziemlich schlechte Geschichte«, warf Rebecca ein.
    Dance warf einen Blick in ihr Notizbuch und fragte Samantha nach den Begriffen, die Pell vom Gefängnis aus in die Suchmaschine eingegeben hatte.
    »›Nimue‹?«, wiederholte die Frau. »Nein. Aber er hatte mal eine Freundin namens Alison.«
    »Bitte?«, fragte Linda.
    »Als er in San Francisco gewesen ist, vor unserer Zeit. Sie hat einer Gruppe angehört, die so ähnlich war wie später die Familie.«
    »Was redest du da?«, fragte Linda.
    Samantha nickte und warf Linda einen verunsicherten Blick zu. »Es war aber nicht seine Gruppe. Er ist damals einfach durch die Gegend gezogen, hat Alison getroffen und durch sie einige der Leute aus dem Kult kennengelernt – oder was auch immer das gewesen ist. Daniel hat nicht dazugehört – er ließ sich von niemandem Vorschriften machen -, aber er war davon fasziniert und hat eine Weile dort zugebracht. Dabei hat er viel darüber gelernt, wie man Menschen kontrolliert. Irgendwann wurden die Leute misstrauisch, weil er sich nicht festlegen wollte, also sind er und Alison weggegangen und kreuz und quer durch Kalifornien getrampt. Dann wurde er verhaftet oder wegen irgendwas von der Polizei vernommen, und sie ist nach San Francisco zurückgekehrt. Er hat versucht, sie zu finden, aber es ist ihm nie gelungen. Ich weiß nicht, warum er es ausgerechnet jetzt noch einmal versuchen sollte.«
    »Wie war ihr Nachname?«
    »Den kenne ich nicht.«
    Dance fragte sich laut, ob Pell nach dieser Alison oder jemandem namens Nimue suchte, um sich zu rächen. »Immerhin muss es doch einen triftigen Grund für das Wagnis gegeben haben, von Capitola aus ins Internet zu gehen, um jemanden aufzuspüren.«
    »Oh«, sagte Samantha, »Daniel hat nicht viel von Rache gehalten.«
    »Ich weiß nicht, Sam«, wandte Rebecca ein. »Denk an diesen Biker, der in unserer Straße gewohnt hat. Daniel hat ihn fast getötet.«
    Dance erinnerte sich daran, dass Nagle ihnen von einem Nachbarn in Seaside erzählt hatte, der von Pell zusammengeschlagen worden war.
    »Zunächst mal war das gar nicht Daniel«, sagte Linda. »Jemand anders hat das getan.«
    »Nein, ganz im Gegenteil, er hat ihn nach Strich und Faden verprügelt und ihn dabei fast umgebracht.«
    »Aber die Polizei hat ihn freigelassen.«
    Lindas bevorzugter Unschuldsbeweis, dachte Dance.
    »Nur weil der Kerl sich nicht getraut hat, Anzeige zu erstatten.«
    Rebecca sah Samantha an. »War das unser Junge oder nicht?«
    Samantha wich ihrem Blick aus und zuckte die Achseln. »Mag sein. Ich meine, ja, Daniel hat ihn sich vorgenommen.«
    Linda schien nicht überzeugt zu sein.
    »Aber es ging dabei nicht um Rache... Sehen Sie, der Biker hielt sich für eine Art Paten des Viertels. Er hat versucht, Daniel zu erpressen, und gedroht, ihn bei der Polizei wegen einer frei erfundenen Sache anzuschwärzen. Daniel ist zu ihm gegangen und hat angefangen, seine üblichen Kontrollspielchen mit ihm zu spielen, aber der Mann hat ihn nur ausgelacht und gesagt, Daniel habe einen Tag, um das Geld aufzutreiben.
    Wenig später stand ein Krankenwagen vor dem Haus des Bikers. Daniel hatte dem Kerl die Hand-und Fußgelenke gebrochen. Aber nicht aus Rache, sondern weil der Mann immun gegen ihn war. Wer für Daniels Methoden unempfänglich ist, lässt

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