Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
beiden fielen zu Boden und rangen um die Waffe.
    »Wählen Sie den Notruf«, rief Dance dem Autor zu, der eines der Telefone nahm.
    Sie lief zu den Pistolen, die auf dem Tisch lagen, und wiederholte im Stillen: Auf den Hintergrund achten, zielen, dreimal abdrücken, die Schüsse mitzählen, bei zwölf das Magazin ausstoßen, nachladen. Auf den Hintergrund achten ...
    Nagles Frau schrie, seine Tochter heulte.
    »Kathryn«, keuchte TJ. Sie sah, dass Pell die Waffe in ihre Richtung bog.
    Dance ließ sich zu Boden fallen.
    Der Schuss löste sich, zischte aber über sie hinweg.
    TJ war jung und stark, aber seine Handgelenke waren immer noch gefesselt, und Pell wurde von Verzweiflung und Adrenalin angetrieben. Mit seiner freien Hand hieb er auf Kopf und Hals des Beamten ein. Schließlich konnte der Killer sich losreißen. Er hatte die Pistole noch. Panisch rollte TJ sich unter einen Tisch, um Deckung zu suchen.
    Dance kämpfte sich voran, aber sie wusste, dass sie es niemals rechtzeitig zu den Waffen schaffen würde. TJ war tot …
    Dann ein lauter Knall.
    Und noch einer.
    Dance fiel auf die Knie und sah sich um.
    Morton Nagle hatte eine der Pistolen genommen und feuerte auf Pell. Er hatte eindeutig keine Ahnung von Schusswaffen und zog wild den Abzug durch, sodass die Kugeln fehlgingen. Trotzdem ließ er sich nicht beirren und schoss weiter. »Du Mistkerl!«
    Pell ging in die Hocke, hob die Hände in einem zwecklosen Versuch, sich zu schützen, und zog den Kopf ein. Nach kurzem Zögern feuerte er Rebecca eine Kugel in den Leib, riss die Tür auf und rannte hinaus.
    Dance nahm Nagle die Waffe ab, schnappte sich auch TJs Pistole und drückte sie ihm in die gefesselten Hände.
    Gerade als die beiden Beamten die halb geöffnete Tür erreichten, schlug eine Kugel in den Rahmen ein und ließ Splitter auf sie herabregnen. Sie sprangen zurück und duckten sich. Dance fischte den kleinen Schlüssel aus der Jackentasche und schloss die Handschellen auf. TJ machte das Gleiche.
    Vorsichtig schauten sie hinaus auf die leere Straße. Gleich darauf hörten sie ein Auto mit quietschenden Reifen davonrasen.
    »Halten Sie Rebecca am Leben! Die brauchen wir noch«, rief Dance dem Schriftsteller zu und rannte dann zu ihrem Wagen. Als sie das Mikrofon vom Armaturenbrett nahm, rutschte es ihr aus den zitternden Händen. Sie atmete tief durch, bekam das Zittern in den Griff und verständigte das Sheriff’s Office.
     
    ...Einundfünfzig
    Ein zorniger Mann ist ein Mann ohne Kontrolle.
    Doch Daniel Pell kam gegen seine Wut einfach nicht an, während er sich mit hoher Geschwindigkeit von Monterey entfernte und sich noch einmal vor Augen führte, was gerade geschehen war. Kathryn Dances Stimme, Rebeccas Gesicht.
    Und er ließ die Ereignisse von vor acht Jahren Revue passieren.
    Jimmy Newberg, der gottverdammte Computerfreak und Kiffer, hatte gesagt, er habe vertrauliche Informationen über William Croyton – dank eines Programmierers, der sechs Monate zuvor gefeuert worden sei. Es sei ihm gelungen, den Code für Croytons Alarmanlage herauszufinden und sich einen Schlüssel für die Hintertür zu besorgen (wenngleich Pell nun wusste, woher die Informationen und der Schlüssel gestammt hatten – von Rebecca natürlich). Jimmy hatte behauptet, der exzentrische Croyton bewahre gewaltige Bargeldbeträge im Haus auf.
    Pell hätte niemals eine Bank oder einen dieser Läden überfallen, in denen man Schecks einlösen kann, nichts Großes. Dennoch brauchte er Geld, um die Familie zu erweitern und mit ihr auf seinen Berggipfel zu ziehen. Und hier bot sich plötzlich die Gelegenheit zu einem einmalig lukrativen Einbruch. Jimmy sagte, es würde niemand zu Hause sein, also bestünde keine Gefahr, dass es Verletzte geben könnte. Sie würden hunderttausend Dollar erbeuten, und Croyton würde einfach die Polizei und die Versicherung benachrichtigen und die Angelegenheit dann vergessen.
    Genau wie Kathryn Dance es sich zusammengereimt hatte.
    Die beiden Männer waren durch den kostspielig angelegten Garten auf das Haus zugeschlichen. Pell hatte gesehen, dass drinnen Licht brannte, aber Jimmy sagte, das sei bloß eine Zeitschaltuhr, aus Sicherheitsgründen. Durch einen Hintereingang gelangten sie hinein.
    Doch irgendetwas stimmte nicht. Die Alarmanlage war nicht eingeschaltet. Pell wollte Jimmy warnen, dass das Haus keineswegs menschenleer zu sein schien, aber der junge Mann rannte schon in die Küche.
    Wo mit dem Rücken zu ihm eine Frau mittleren Alters am

Weitere Kostenlose Bücher