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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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der Mormonen sagte Linda, er habe sie nie erwähnt. Rebecca lachte. »Pell hatte Spaß daran, mit mehreren Frauen zu schlafen . Das ist etwas anderes, als mit mehreren Frauen verheiratet zu sein. Etwas ganz anderes.«
    Dance und O’Neil gingen zu Charles Overbys Büro und berichteten ihm von den möglichen Zielen, den drei Begriffen aus Pells Google-Suche und den Ergebnissen der Spurensicherung.
    »Acapulco?«
    »Nein. Das war eine falsche Fährte, da bin ich sicher. Er hat erst letzte Woche und vor anderen Häftlingen danach gefragt. Das ist zu offensichtlich. Utah käme schon eher in Betracht. Aber ich muss noch mehr herausfinden.«
    »Tja, dann machen Sie mal ordentlich Dampf, Kathryn«, sagte Overby. »Gerade eben hat die New York Times angerufen.« Sein Telefon klingelte. »Sacramento auf Leitung zwei, Charles«, rief seine Assistentin. Er seufzte und nahm den Hörer ab.
    Dance und O’Neil gingen hinaus. Als sie den Korridor betraten, klingelte auch das Telefon des Detectives. Unterwegs warf Dance ihm mehrere Blicke zu. Michael O’Neils Gefühlsregungen blieben fast immer so gut wie unsichtbar, aber Dance konnte sie erkennen. Sie folgerte, dass der Anruf mit Juan Millar zu tun hatte, und sah, wie bestürzt O’Neil über die Verwundung seines Kollegen war. Kathryn konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn das letzte Mal so aufgewühlt erlebt hatte.
    O’Neil unterbrach die Verbindung und fasste Millars Zustand in wenigen Worten zusammen: genau wie vorher, aber der Detective war ein-oder zweimal zu sich gekommen.
    »Fahr zu ihm«, sagte Dance.
    »Sicher?«
    »Ich hab hier alles im Griff.«
    Dance kehrte in ihr Büro zurück und schenkte sich aus der Kanne, die unweit von Maryellen Kresbach stand, noch einen Kaffee ein. Die Assistentin sagte nichts mehr von irgendwelchen Anrufen, obwohl es sie sehr viel Selbstbeherrschung kostete, das konnte Dance spüren.
    Brian hat angerufen ...
    Diesmal nahm sie sich einen der Schokoladenkekse, von denen sie geträumt hatte. Von ihrem Schreibtisch aus rief sie Chang und die Direktorin zurück.
    »Eddie, ich möchte etwas versuchen. Ich will, dass Sie mir mehr über Pell erzählen. Alles, woran Sie sich erinnern können. Was er gesagt hat, was er gemacht hat. Worüber er lachen konnte, weswegen er wütend geworden ist.«
    Eine Pause. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, ehrlich.« Er klang verwirrt.
    »He, ich hab eine Idee. Nehmen wir an, jemand hätte für mich ein Rendezvous mit Pell arrangiert. Was würden Sie mir über ihn erzählen, bevor ich mit ihm ausgehe?«
    »Eine Verabredung mit Daniel Pell? Mann, das ist ein verflucht unheimlicher Gedanke.«
    »Tun Sie Ihr Bestes, Amor.«

... Dreizehn

    Dance saß in ihrem Büro und hörte wieder mal den Frosch quaken. Sie nahm ihr Mobiltelefon.
    Der Anrufer war Rey Carraneo, der ihr mitteilte, dass der Mann in dem Versandgeschäft am San Benito Way in Salinas sich tatsächlich an eine Frau erinnern konnte, die vor etwa einer Woche in den Laden gekommen war.
    »Aber sie hat nichts abgeschickt, Agent Dance. Sie wollte bloß wissen, wann die verschiedenen Paketdienste dort vorbeikommen. Worldwide Express sei der pünktlichste, hat er ihr gesagt. Man könne die Uhr danach stellen. Er hätte sich nichts dabei gedacht, nur dass ihm die Frau einige Tage später draußen aufgefallen ist, wie sie auf der anderen Straßenseite auf einer Parkbank saß. Ich schätze, sie hat die Zeiten selbst überprüft.«
    Leider reichte es nicht für ein EFIS-Bild, denn die Frau hatte auch dort eine Baseballmütze und die dunkle Sonnenbrille getragen. Ihren Wagen hatte der Mann ebenfalls nicht gesehen.
    Sie beendeten das Gespräch, und Dance fragte sich erneut, wann man wohl die Leiche des Kurierfahrers finden würde.
    Noch mehr Gewalt, noch mehr Tod, eine weitere Familie ins Unglück gestürzt.
    Die Kreise der Konsequenzen können sich fast unendlich weit ausbreiten.
    Gerade als ihr diese Worte Morton Nagles in den Sinn kamen, rief Michael O’Neil an. Und zufälligerweise hatte sein Anruf mit dem Schicksal des besagten Fahrers zu tun.
    Dance saß am Steuer ihres Taurus.
    Im CD-Spieler bemühten die ursprünglichen Fairfield Four sich nach Kräften, sie mit einem Gospel von dem morgendlichen Blutbad abzulenken: »I’m standing in the safety zone...«
    Musik war Kathryn Dances Rettungsanker. Für sie bestand die Polizeiarbeit nicht aus Reagenzgläsern und Computermonitoren, sondern aus Menschen. Ihr Beruf verlangte von ihr, sich mit Kopf, Herz

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