Die Menschenleserin
wurde, aber wir können es nicht auf eine bestimmte Tankstelle eingrenzen. Die Zündschnur wurde selbst gebastelt. Ein Seil, das mit langsam brennenden Chemikalien getränkt worden ist. Auch davon ist nichts zurückverfolgbar.«
»TJ, was gibt’s Neues von der Tante?«
»Bislang nichts. Ich rechne jeden Moment mit einem Durchbruch.«
Ihr Telefon klingelte. Es war ein weiterer Anruf aus Capitola. Im Büro der Direktorin saß der Mitgefangene, der behauptete, Informationen über Daniel Pell zu besitzen. Ob Dance nun mit ihm sprechen wolle.
»Natürlich.« Sie drückte den Knopf des Lautsprechers. »Ich bin Agent Dance. Bei mir ist Detective O’Neil.«
»Hallo. Ich bin Eddie Chang.«
»Eddie sitzt fünf bis acht Jahre für einen Banküberfall ab«, warf die Direktorin ein.
»Wie gut haben Sie Daniel Pell gekannt?«, fragte Dance.
»Nicht sehr gut. Das hat niemand. Aber ich war, wie soll ich sagen, keine Bedrohung für ihn. Also war er mir gegenüber etwas offener.«
»Und Sie wissen etwas über ihn?«
»Ja, Ma’am.«
»Warum helfen Sie uns?«, fragte O’Neil.
»Ich kann in sechs Monaten auf Bewährung rauskommen. Wenn ich Ihnen helfe, wird das beim Ausschuss für mich sprechen. Natürlich vorausgesetzt, dass Sie Pell bis dahin fangen. Falls nicht, bleibe ich lieber freiwillig hier im Knast, wo ich doch jetzt über ihn auspacke.«
»Hat Pell seine Freundinnen oder jemanden draußen erwähnt? Vor allem eine bestimmte Frau?«, fragte O’Neil.
»Er hat mit all den Frauen geprahlt, die er schon hatte. Er hat regelrecht Geschichten erzählt. Es war, als würde man einen Porno schauen. O Mann, diese Geschichten waren klasse.«
»Können Sie sich an Namen erinnern? War eine gewisse Alison dabei?«
»Er hat nie Namen genannt.«
Nach dem, was Tony Waters ihr erzählt hatte, ging Dance davon aus, dass Pell die Sexgeschichten erfand, um von den anderen Häftlingen im Gegenzug Gefälligkeiten einzufordern.
»Also, was möchten Sie uns mitteilen?«, fragte sie.
»Ich hab eine Ahnung, wohin er unterwegs sein könnte.« Dance und O’Neil sahen sich an. »In die Nähe von Acapulco. Dort in den Bergen gibt es eine Stadt namens Santa Rosario.«
»Wieso ausgerechnet dorthin?«
»Okay, so vor ungefähr einer Woche saßen wir rum und quatschten, und bei uns war ein neuer Häftling, Felipe Rivera. Er hatte während eines Autodiebstahls um sich geballert und wartete nun auf die Verkündung seines Strafmaßes. Na jedenfalls, wir redeten, und Pell fand heraus, dass Rivera aus Mexiko stammt. Also fragte Pell ihn nach diesem Santa Rosario. Rivera hatte noch nie davon gehört, aber Pell wollte unbedingt mehr darüber herausfinden und fing an, den Ort zu beschreiben, als würde er versuchen, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Es gibt da eine heiße Quelle, es sind keine größeren Highways in der Nähe, und es liegt an einem steilen Berg... Doch Rivera konnte nichts damit anfangen. Dann hörte Pell plötzlich auf und wechselte das Thema. Daher dachte ich mir, dass er vielleicht dorthin will.«
»Hatte er davor jemals von Mexiko gesprochen?«, fragte Dance.
»Kann sein. Aber ich weiß es nicht.«
»Denken Sie an die letzten sechs oder zwölf Monate zurück, Eddie. Hat Pell jemals irgendeinen Ort erwähnt, an dem er gern wäre?«
Wieder eine Pause. »Nein, tut mir leid. Er hat nie so was gesagt wie, Mann, da muss ich auf jeden Fall hin, weil’s da so geil ist, oder so.«
»Hat er sich für irgendeinen Ort einfach nur interessiert? Oder besondere Neugier geäußert?«
»Oh, he, er hat ein paar Mal von diesem Mormonendings gesprochen.«
»Salt Lake City?«
»Nein, von dem Staat. Utah. Ihm hat gefallen, dass man da jede Menge Ehefrauen haben kann.«
Seine Familie...
»Er sagte, in Utah würde die Polizei dir nicht auf den Sack gehen, weil dort die Mormonen das Sagen haben und es nicht ausstehen können, wenn das FBI oder die Staatspolizei herumschnüffeln. In Utah kann man machen, was man will.«
»Wann hat er Ihnen das erzählt?«
»Ich weiß nicht mehr. Vor einer Weile. Letztes Jahr. Dann noch mal vor etwa einem Monat.«
Dance sah O’Neil an, und er nickte.
»Ich rufe gleich zurück. Können Sie eine Minute warten?«
Chang lachte auf. »Wohin sollte ich schon gehen?«
Sie unterbrach die Verbindung und rief nacheinander Linda Whitfield und Rebecca Sheffield an. Keine der Frauen konnte sich daran erinnern, dass Pell jemals Interesse an Mexiko oder Utah geäußert hätte. Hinsichtlich der Polygamie
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