Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
übrig. In denen trinke ich vielleicht einen Eiskaffee«, antwortete Takaaki mit demonstrativer Gelassenheit. Dann wurde er in den Veranstaltungsraum geführt. Er setzte sich an einen Tisch im rückwärtigen Teil des Erdgeschosses und blickte wieder in die erwartungsvollen Gesichter der jungen Leute, die in einer Reihe vor ihm standen.
War das die Macht des Fernsehens?, dachte er. Vor einem Jahr war er noch ein Mensch gewesen, der außer Arbeit und Freundschaften nichts kannte. Während er eine Million nach der anderen verdiente, wurde er von der Geschäftswelt geringschätzig behandelt, weil er jung war und ohne Schlips auftrat.
Wenn er jetzt durch die Straßen lief, drehten sich alle nach ihm um und im Restaurant bekam er stets den besten Platz. Seine Bücher waren garantierte Bestseller.
»Meine sehr verehrten Gäste. Anlässlich der Publikation seines neuesten Werkes Was ist schlecht am Geldverdienen? beehrt uns der Autor, Takaaki Anpo, mit seiner Anwesenheit und ist
bereit, für die ersten zweihundert Käufer sein Buch zu signieren.«
Ein Angestellter der Buchhandlung kündigte mit lauter Stimme den Beginn der Signierstunde an und animierte die Wartenden, zur Begrüßung zu applaudieren. Auch die anderen Kunden im Laden wurden nun aufmerksam und kamen näher. Es gab im gegenwärtigen Japan wohl keinen, der nicht Interesse an Takaaki gehabt hätte.
Er war längst daran gewöhnt, angestarrt zu werden, und fand es eigentlich geradezu angenehm.
Der nun 32-jährige Takaaki gründete in seiner Zeit als Student der Universität von Tokio eine Firma, die Internetbenutzern eine Website anbot, auf der sie ihre eigene Homepage erstellen konnten. Er war zwar an der literarischen Fakultät eingeschrieben, doch Computer waren sein Hobby, und einen Sinn fürs Geschäft hatte er auch. Die Firma, die in einem Zimmer seiner Wohnung begann, wuchs so schnell an wie ein Luftballon, und ein nicht für möglich gehaltener Geldsegen prasselte auf ihn nieder. Auch wenn er damit gerechnet hatte, erfolgreich zu sein, hätte er nie gedacht, einen derart steilen Aufstieg zu schaffen. Er versuchte, die Ursache seines Erfolges zu ergründen, und kam zu dem Schluss, dass es seiner Umgebung an Elan mangelte. Da fiel einem sozusagen Aladdins Wunderlampe in den Schoß und die Menschen merkten das in ihrer Tranduseligkeit nicht. In dieser Zeit hatte sich Takaaki ein Ziel gesetzt: Geld scheffeln solange es genügend Dumme in der Welt gab.
Seine Firma Livefast wuchs durch fortgesetzte Firmenaufkäufe weiter, und auch die rasche Notierung an der Börse trug dazu bei, dass sie nicht nur in der IT-Branche, sondern in der ganzen Welt der Wirtschaft die Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Firmensitz wechselte in ein avantgardistisches Superhochhaus
in Azabu, und seine neue Wohnung, die ihn zwei Millionen Yen pro Monat kostete, lag in ebendiesem von allen bewunderten Megakomplex namens Azabu Hills . Als Inkarnation eines Selfmademan schmückte er die Titelseiten der Wirtschaftsmagazine, und der Unternehmensgründer Takaaki konnte behaupten, dass seine Karriere mit vollen Segeln einen erfolgreichen Kurs fuhr.
Der günstige Rückenwind entwickelte sich erst in den Wirren um den Kauf einer Baseballmannschaft zu einem Orkan. Als er gegenüber den Clubbesitzern, die eine Reduzierung der Mannschaften ins Auge gefasst hatten, seine diesbezüglichen Pläne bekanntgab, stand er auf einmal als junger Retter der Baseballwelt im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Nahezu täglich erschien er in den Medien, und seinen Spitznamen kannte bald jedes Kind. Vor allem als der berühmte Clubbesitzer Tanabe ihn zu seinem persönlichen Feind auserkor, schnellte Takaakis Bekanntheitsgrad sprunghaft nach oben. Die Massenmedien läuteten Sturm bei Takaaki, um ihn zu seiner Meinung zu befragen. Alle möglichen Firmen wollten mit ihm über profitable Geschäfte reden. Wie bei einem Othellospiel die Steine klack-klack-klack umgewendet werden, änderte sich seine Welt schlagartig. Er hatte sich bis dahin nicht vorstellen können, wie viel Spaß einem das Leben als Prominenter machen konnte und nun befand er sich ganz unerwartet auf dem Höhepunkt seines bisherigen Lebens.
Da ihn die Besitzer der anderen Clubs nicht leiden konnten, fanden seine Baseballambitionen ein jähes Ende, aber als ein charismatischer Unternehmer blieb er den Leuten in Erinnerung. Seit einiger Zeit tauchte er wieder täglich in den Schlagzeilen auf wegen des Ankaufs von Radiosender-Aktien. Es gab Leute,
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