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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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Problem.«
    »Hiragana zu vergessen, finde ich problematisch genug.«
    »Für einen Arztbesuch habe ich eigentlich keine Zeit.«
    »Jedenfalls lassen Sie sich mal untersuchen. Sonst müssen wir alle Auftritte in Funk und Fernsehen absagen.«
    »Auf keinen Fall!«
    Takaaki schmollte wie ein kleines Kind. Seine Auftritte in den Massenmedien bedeuteten für ihn eine Erholung, wie er sie sonst nirgendwo haben konnte.

    »Entweder Neurologie oder Neurochirurgie, denke ich. Am besten wäre zunächst ein Neurologe in der Nähe. Ich suche mal ein Krankenhaus mit einem guten Ruf.«
    »Am liebsten wäre mir eine Ärztin, jung und hübsch dazu.«
    »Sie bekommen einen männlichen Arzt.«
    Miyuki öffnete ihr Notebook, das auf ihrem Schoß lag, und trug einen neuen Termin ein. Takaaki genoss diesen Anblick. Unter seinen Kommilitonen besaß nur er eine 22-jährige Sekretärin, die obendrein noch eine Schönheit war. Er war halt erfolgreich.
    Der Mietwagen mit dem jungen IT-Millionär fuhr weiter durch die Innenstadt von Tokio.
     
    Seine Sekretärin hatte schließlich die Irabu-Poliklinik gefunden, die von einem Vorstandsmitglied der Japanischen Ärztevereinigung betrieben wurde. Der Sohn des Klinikleiters war dort Neurologe, und sich dessen Gunst zu sichern, konnte vielleicht von Nutzen sein. Die Neurologie lag im Untergeschoss, in dem fahle Lampen ein dämmeriges Licht verbreiteten. Ein saurer Geruch stach unangenehm in die Nase. Ah, hier ist das Behandlungszimmer, sagte er zu sich und klopfte an die Tür, worauf sogleich eine schrille Stimme »Nur herein!« rief. Er betrat den Raum und sah einen dicken Mann mittleren Alters vor sich sitzen. Auf seinem Namensschild stand Dr. med. Ichirō Irabu . Er hatte sich ein Gesicht vorgestellt, das mehr nach Elite aussah, und war enttäuscht. Einen überkandidelten Klinikerben hätte er mit Fragen bombardiert und ihm so den Schneid abgekauft.
    »Tach, ich heiße Anpo.«
    Zunächst einmal wollte er die Lage sondieren und deutete eine Verbeugung an.
    »Weiß schon Bescheid. Anpotan, richtig? Hihi«, ließ Irabu ein undefinierbares Lachen hören.

    »Sie meinen wohl Anpo man ! Vertrödeln wir unsere Zeit nicht mit Witzen. Bringen wir das hier schnell hinter uns.«
    Er war etwas eingeschnappt, behielt seinen Ärger aber für sich. Seit einiger Zeit war er der Auffassung, dass Ärger unnötige Energieverschwendung sei.
    »Herr Anpo, ich habe gehört, Sie sollen reich sein. Ich frage mich, wer von uns wohl reicher ist.«
    Irabu fing an zu plaudern, als wären sie alte Bekannte. Was fiel dem Typen ein? Selbst wenn ein Arzt reich war, so konnte er sich doch kaum mit einem Unternehmer wie ihm messen.
    »Ich habe drei Ferienhäuser. In Karuizawa, Hayama und Hawaii«, brüstete sich Irabu und machte eine Gesicht wie ein Kind, das mit seinen Sachen vor Spielkameraden angeben möchte.
    »Ist das schon Teil der Behandlung? Wenn ja, dann antworte ich gerne.«
    »I wo, ich schwätze nur gern.«
    »Dann lassen wir das Thema lieber. Pure Zeitverschwendung. Ich habe übrigens keinen Grundbesitz, weil ich so etwas nicht brauche. Im Azabu Hills gibt es eine Lobby mit einem Empfangsservice wie in einem Hotel, und im Urlaub gehe ich zu einem Ferienort, wo genügend Hotels sind, die ich praktischer finde. Ich verstehe ohnehin nicht, warum Japaner so darauf versessen sind, Immobilien zu besitzen. Alles Quatsch!«
    »Ach wie langweilig!«, brummelte Irabu mit spitzem Mund vor sich hin. »Zeitverschwendung scheint Ihr Lieblingswort zu sein, Herr Anpo.«
    »Das entspricht eben meiner Überzeugung. Wissen Sie, warum ich keine Krawatte trage?«
    »Weil Ihr Hals so dick ist?«
    »Also bitte! Das müssen gerade Sie sagen. Sehen Sie sich mal Ihren an. Nein, eine Krawatte ist etwas Überflüssiges, sie hat
keine praktische Funktion. Ihr Erfinder muss ein Idiot gewesen sein.«
    »Da haben Sie wohl Recht. Auch der Hemdkragen ist in dieser Hinsicht sinnlos.«
    »Sie sagen es. Deswegen bin ich auch der T-Shirt-Direktor«, nickte Takaaki, was er in der Regel nur tat, wenn etwas seiner innersten Überzeugung entsprach. Unter den Größen der Wirtschaftswelt gab es viele, die Takaakis wilden Kleidungsstil scharf kritisierten. Diese Leute nahm er nicht ernst und verspürte auch nicht die geringste Lust, ihnen das zu erklären.
    »Und Sie leiden also jetzt an einem verfrühten Alzheimersyndrom, richtig?«, sagte Irabu gelangweilt, während er die Patientenakte studierte.
    »Einen Moment mal! Was soll denn das heißen:

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