Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
vorwärtszutasten. Wo war er? Schon im Reich des Todes? Sein Herz krampfte sich zusammen und in seinem Kopf drehte sich alles.
»Hallo, hallo«, rief er. Es gab ein Geräusch, und gleich darauf stach ein Lichtstrahl in seine Pupillen.
»Herr Präsident, was ist denn passiert?« Kinoshita merkte, dass etwas nicht stimmte, und kam ins Schlafzimmer.
Dem Himmel sei Dank! Er war nicht tot … Vom Flur fiel ein dämmeriges Licht herein, und er erkannte sein Schlafzimmer. Bett und Tisch standen da wie immer. Alle Kraft wich aus seinem Körper und Mitsuo sank zu Boden.
»Ist alles in Ordnung, Herr Präsident? Soll ich den Notarzt rufen?«
Mit bleichem Gesicht kam Kinoshita heran.
»Nein«, brachte Mitsuo nur mit Mühe heraus. Er wischte sich den Schweiß ab und atmete heftig.
»Nur nicht übertreiben.«
Sein Blick fiel auf die Stehlampe. Die Glühbirne, die bis eben noch gebrannt hatte, war nun verloschen.
»Sehen Sie mal nach, was mit der Glühbirne ist.«
Kinoshita schraubte die Birne aus der Fassung und stellte fest,
dass sie durchgebrannt war. Damit erklärte sich das Geräsuch von vorhin.
»Idiot! Nur weil Sie so unachtsam gewesen sind. Wechseln Sie die Glühbirnen gefälligst aus, bevor sie durchbrennen!«
Damit verlangte er natürlich Unmögliches, doch ohne einen Wutausbruch konnte er nicht sein Gesicht wahren. Kinoshitas Mundwinkel zuckten, und er senkte entschuldigend den Kopf.
»Schon gut. Sie können gehen«, scheuchte Mitsuo ihn hinaus und machte das Schlafzimmerlicht an. Noch immer klopfte sein Herz heftig.
Er atmete noch einmal tief durch und legte sich wieder ins Bett. Diese Nacht würde er das Licht beim Schlafen anlassen, beschloss er, auch wenn er so wahrscheinlich überhaupt nicht einschlafen konnte.
Mitsuo hatte Angst vor der Dunkelheit, da er nicht wusste, was danach kam, und es wurde mit der Zeit immer schlimmer. Das wäre ein gefundenes Fressen für die Presse: der Präsident der größten japanischen Tageszeitung als Lachnummer.
Sein Rausch war nun völlig verschwunden.
Am folgenden Tag ließ er seinen Hausarzt ins Büro kommen, um sich ein Beruhigungsmittel verschreiben zu lassen. Die Panikattacke von letzter Nacht ließ ihm keine Ruhe und allein der Gedanke daran verursachte ihm ein Gefühl des Unwohlseins. Dass er Angst vor der Dunkelheit hatte, wollte er niemandem erzählen. Wenn er erst einmal Medikamente bekäme, würden die Dinge schon ganz anders aussehen.
»Herr Tanabe. Bei Schlaflosigkeit kann ich Ihnen einen Facharzt empfehlen«, legte ihm sein Hausarzt nahe, der ihn zu durchschauen schien. »Sie sind wohl seit einiger Zeit erschöpft, kein Wunder bei all den Banketts, an denen Sie teilnehmen.«
Hatte er diese Informationen von Kinoshita? Es hatte fast den Anschein, als wollte ihm der Arzt Vorhaltungen machen.
Deswegen hasste er Ärzte. Die sollten den Mund halten und Medikamente aushändigen.
»Glauben Sie, ich gehe zu meinem persönlichen Vergnügen zu solchen Essen?«, protestierte Mitsuo. Die Teilnehmer bei diesen Treffen waren Politiker und Größen aus der Finanzwelt. Das war ein Meinungsaustausch unter den Spitzen des Staates.
»Auf jeden Fall ist es besser, wenn Beruhigungsmittel oder Schlafmittel vom Facharzt verschrieben werden. Die richtige Dosierung kann der besser beurteilen. Soll ich Ihnen einen Bekannten von mir empfehlen?«
»Gibt es einen guten? Das muss jemand sein, dem ich trauen kann. Sie wissen ja, dass mich diese Hyänen auf dem Kieker haben, haha«, versuchte Mitsuo das Problem ins Lächerliche zu ziehen.
»Das verstehe ich natürlich«, antwortete der Hausarzt und schaute nachdenklich in die Luft. »Ich glaube, in der Klinik von Doktor Irabu gibt es eine neurologische Abteilung.«
»Meinen Sie Irabu, das Vorstandsmitglied der Japanischen Ärztevereinigung? Dem bin ich schon ein paar Mal begegnet.«
Die Irabu-Poliklinik war schon seit der Vorkriegszeit ein berühmtes Krankenhaus.
»Nach allem, was ich weiß, ist der Sohn Neurologe.«
»Der Sohn? Dann bin ich beruhigt. Ich werde meinen Sekretär anweisen, einen Termin auszumachen. Würden Sie ihn aber bitte schon im Voraus informieren?
»Gerne.«
Er ließ den Arzt nur den Blutdruck messen und schickte ihn wieder weg. Der Blutdruck war 160 zu 120, mit anderen Worten: Bluthochdruck. Das lag wohl daran, dass er sich seit einiger Zeit immer wieder aufregen musste.
Eine Weile widmete er sich am Schreibtisch seiner Arbeit, bis sein Bürochef Kinoshita in der Tür erschien und ihm
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