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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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dem Injektionstisch festzuschnallen. Noch völlig verdattert spürte sie auf einmal einen Stich in ihrer Haut.
    »Au!«, schrie sie mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Irabu beugte sich erregt zu ihr und schien nur Augen für die Spritze zu haben. Mayumis Brust war halb entblößt, so dass man einen
tiefen Blick auf ihren Ausschnitt werfen konnte. Kaoru wusste nicht mehr, woran sie war.
    Nach der Injektion ließ sich Irabu in seinen Sessel zurücksinken und fing wieder an, einen Windbeutel zu essen.
    »Die bekomme ich aus dem Hotel Imperial geliefert. Wollen Sie auch einen?«
    »Danke, nein!«
    Für einen Moment war sie in Versuchung, lehnte jedoch ab.
    »Mögen Sie Süßes nicht?«
    »Ich möchte jetzt nichts essen.«
    »Ach so, ich dachte immer, Frauen mögen süße Sachen. Hier, putt putt putt … nein?«
    Irabu grinste und streckte ihr den angegessenen Windbeutel entgegen. Diese übertriebene Vertraulichkeit ärgerte sie.
    »Unterlassen Sie das!«, sagte sie mit ernstem Gesicht.
    »Ja, ja, Schauspielerinnen haben’s nicht leicht. Sie wollen essen, können aber nicht.«
    Irabu leckte sich Windbeutelcreme von den Fingern. »Wie war das? Wenn Sie an Ihre Figur denken, geraten Sie völlig außer sich?«
    Kaoru sah Mitsuyo an. Der zuckte die Schultern und sagte, noch bevor sie ihm Vorwürfe machen konnte, mit ernstem Gesicht: »Du bist seit einiger Zeit so nervös, dass ich mich nur mal ein bisschen beraten lassen habe. Ach ja, ich muss noch einige Telefongespräche führen und warte dann im Wagen auf dich.«
    Mit diesen Worten verließ er fluchtartig das Behandlungszimmer. Kumi setzte sich mit ergebenem Gesicht neben Mayumi auf die Bank.
    »Gut, ich muss zugeben, dass ich etwas komisch bin«, gestand Kaoru ein. Ihr schlechtes Betragen hatte sie etwas unsicher gemacht.
    »Ich bin vierundvierzig Jahre alt, und wenn ich nichts tue,
habe ich das Gefühl, immer fetter zu werden, und kann einfach nicht still sitzen bleiben.«
    »Das gibt’s doch nicht! Sie sind wirklich vierundvierzig? Sie sehen viel jünger aus und sind dabei sieben Jahre älter als ich.«
    Irabu kratzte ausgiebig seinen hervorquellenden Bauch.
    Was meinte dieser Mensch mit »sieben Jahre älter«? Das würde ja heißen…, dass er siebenunddreißig Jahre alt wäre. Aussehen tat er aber wie siebenundvierzig!
    »Na ja, ich sehe auch jünger aus als ich bin.«
    »Aha.«
    Da sie keine Lust verspürte, sich auf eine Diskussion einzulassen, gab sie eine Antwort, die auch als Zustimmung aufgefasst werden konnte.
    »Auf jeden Fall ist Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung. Vielen Menschen fehlt sie, und mit denen hat man’s nicht leicht.«
    Ja, richtig. Vor allem Menschen wie ihm selbst.
    »Was ich fragen wollte, Frau Shiraki: Wie halten Sie sich eigentlich in Form? Trainieren Sie täglich so wie eben?«
    »Im Prinzip ja, aber ich absolviere kein schweres Training. Auch beim Essen kontrolliere ich mich nicht übermäßig.«
    »Na dann, wie sieht’s aus? Wollen Sie nicht doch vielleicht…?«
    Wieder hielt er ihr seinen Windbeutel hin.
    »Ich habe doch schon gesagt, dass ich jetzt keine Lust darauf habe«, antwortete sie nun in schärferem Ton.
    »Ich kannte Sie bisher ja nur aus dem Fernsehen, aber auf mich wirkten Sie immer ganz natürlich. Sie sind immer dieselbe geblieben, während die anderen Stars immer so verkrampft jugendlich wirken wollten.«
    Na also, selbst der sah, wie sie war. Ein bisschen kam ihr
Selbstvertrauen wieder zurück. Sie fand deshalb so viel Zuspruch unter Frauen, da bei ihr alles so natürlich wirkte.
    »Auch wenn ich mich bemühe, so akzeptiere ich doch mein Alter, heißt es. Wenn ich dabei nicht natürlich aussehe, dann wäre das bedauerlich.«
    »Ich finde auch, man sollte sich so geben, wie man ist. Das sehen Sie ja an mir.«
    »Aha«, erwiderte sie matt. Wie konnte der sich mit ihr auf eine Stufe stellen? Da hörte sie hinter sich Mayumi murmeln: »Natürlich… wenn ich das schon höre! Ist doch peinlich.«
    »Mayumi! Du vergreifst dich im Ton. Du weißt wohl nicht, wen du vor dir hast«, sagte Kumi mit unterdrückter Stimme, worauf zwischen den beiden ein leises Wortgefecht begann.
    »Ich sage nur, was ich denke. Du solltest auch ein bisschen ehrlicher zu dir selbst sein, finde ich.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wie kann jemand, der in einer Punkband spielt, Assistentin für einen Fernsehstar sein?«
    »Wie ich mein Leben lebe, überlass gefälligst mir.«
    »Gib doch zu: Du hast deine Seele verkauft!«
    »Mayumi,

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