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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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das regeln wir draußen.«
    »Wie du willst.«
    Die beiden verließen die Praxis. Kaoru war sprachlos angesichts dieses würdelosen Geplänkels. Jugendlichkeit… Sie seufzte und stützte ihr Gesicht in beide Hände. Ach je, sie hatte vergessen, nach dem Duschen Milchlotion aufzutragen. Schließlich wartete schon die nächste Arbeit auf sie.
    »Herr Doktor, wir sind dann soweit fertig, denke ich.«
    »Ja, schauen Sie dann mal wieder vorbei«, meinte Irabu gähnend und wechselte auf dem Sessel in den Schneidersitz.
    »Frau Shiraki, wie wär’s, wenn Sie mal zunehmen?«
    Kaoru, die schon bei der Tür war, drehte sich um.

    »Sie haben doch noch nie in Ihrem Leben zugenommen, oder? Wenn Sie das einmal erfahren, verlieren Sie die Angst davor. Menschen haben meistens Furcht vor Dingen, die sie nicht kennen.«
    In dem Moment sah Irabus Grinsen für Kaoru aus, wie das von Hannibal Lector aus dem Film Das Schweigen der Lämmer .
    Ohne eine Antwort zu geben, ging Kaoru aus dem Zimmer. Sie stieg die Treppe hoch, verließ das Krankenhaus und setzte sich in den bereitstehenden Wagen.
    »Und, wie war’s? Fühlst du dich etwas besser?«, fragte Mitsuyo.
    »Sag mal, bist du schon einmal dick gewesen?«
    »Was soll denn diese Frage? Verglichen mit dir, BIN ich dick«, antwortete er mit steifem Gesicht.
    Sie war niemals in ihrem Leben dick gewesen. Wie man sich wohl dabei fühlte? Weil sie es nicht wusste, machte es ihr Angst. »Wie wär’s, wenn Sie mal zunehmen?«, hallten Irabus Worte noch in ihren Ohren.

3 ___
    An diesem Tag war sie am frühen Morgen schon von einem Fernsehteam umgeben. Für die Sonntagabendshow Kontinent der Leidenschaft verfolgte eine Kamera sie den ganzen Tag über.
    »Nehmen die mich etwa auch im ungeschminkten Zustand auf!?«, fragte Kaoru mit gespielter Empörung. Tatsächlich jubelte sie innerlich, denn für diese Sendung wurden nur äußerst populäre Persönlichkeiten ausgewählt.
    Mitsuyo war in bester Stimmung. Was nur selbstverständlich war, da Kaorus Marktwert auf diese Weise stieg. Auch die Werbesponsoren würden erfreut sein. Er sprach sofort beim Regisseur
vor, um im Detail abzusprechen, welche Alltagsszenen gefilmt werden sollten.
    Als Erstes standen ein Shooting für einen Fotoessayband auf dem Programm, das in einer Hotelsuite in der Innenstadt stattfinden sollte. Der Mitarbeiterstab bestand aus mehr als zehn Leuten, von denen alle geschäftig hin und her rannten.
    Kaoru wurde in ein Dress gehüllt und auf dem Bett platziert. Das Klicken des Auslösers hallte unablässig durch den Raum, während dahinter die Fernsehcrew die Szenen mit der Videokamera aufnahm.
    Derartige Sessions dauerten bis zu fünf Tage, und die mit Essays oder Gedichten versehenen Fotos wurden in einem Bildband veröffentlicht. Da diese in der Regel Bestseller wurden, betrachtete Kaoru sich als eine Gewinnerin in ihrer Branche. Manchmal fragte sie sich, ob sie diese Ungleichheit ertragen könnte, wenn sie eine einfache Hausfrau gewesen wäre.
    »Von diesem Winkel aus kommt Ihre Ausstrahlung nicht richtig zur Geltung. Und ich finde es besser, wenn die Beleuchtung noch etwas heller gemacht würde«, verlangte Mitsuyo, während er die Polaroidkamera überprüfte.
    »Jetzt sei doch nicht so pingelig. Das sind doch alles Profis. Die wissen schon, was sie machen«, tat Kaoru, als ob sie für solche Kleinigkeiten kein Interesse hätte. »Entschuldigen Sie bitte diesen Umstandskrämer«, kicherte sie gespielt und schenkte ihrer Umgebung ein entspanntes, lächelndes Gesicht.
    Mitsuyo übernahm bereitwillig die Rolle des bad cop , während sie ganz in der ihren als good cop aufging. Im fertigen Film würde diese Szene bestimmt aus dem Off mit den Worten kommentiert: »Kaoru Shiraki ist es gleichgültig, wie man sie sieht.« Genau wie geplant lachte sie sich in Fäustchen.
    In der Drehpause ließ der Verlag Kuchen für alle kommen.
    »Toll, ich liebe süße Sachen!«, rief sie für die mitlaufende
Kamera mit gespielter Freude aus. Welcher Oberidiot hatte das nur bestellt?, fluchte sie innerlich. Da die Kamera erbarmungslos weiterlief, blieb ihr keine Wahl, als die Kuchengabel in die Hand zu nehmen.
    Zusammen mit den anderen setzte sie sich an den Tisch und nahm eine Erdbeertorte in Angriff. Ihre letzte Süßigkeit lag auch schon wieder einen Monat zurück.
    »Essen Sie viel Süßes, Frau Shiraki?«, fragte ihre Hairstylistin verwundert.
    »Ja, ich kann mich einfach nicht beherrschen.«, antwortete Kaoru heiter.
    Es war genau wie

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