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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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eig’nen Verwandten nich’ mehr ins Gesicht schau’n.«
    »Eine Million gespart? Das klingt aber sehr nach Bestechung«, sagte Ryōhei.
    »Und schon wieder kommste uns mit deiner Tokiotour.« Von hinten versetzte ihm Kobayashi eine Kopfnuss.
    »Kennste das nich? And’re Länder, and’re Sitten. Wenn de hier den Smarten gibst, dann kann dich das den Kopp kosten, das geht hier ruck, zuck!«
    Als sie den Eingang durchschritten, wurden sie von Yagis Büste begrüßt. Das Sportzentrum, das Unsummen von Steuergeldern
verschlang, war in Yagis Amtszeit als Bürgermeister erbaut worden. Seit der verlorenen Wahl fristete er hier ein Dasein in Abgeschiedenheit. Auch Ogura verbrachte seine Zeit nach einer Wahlniederlage als Leiter des Warenlagers in dem von ihm selbst erbauten Haus der Fischereigenossenschaft. Jeder musste mal irgendwann in den sauren Apfel beißen.
    Ryōhei wurde ins Zimmer des Sportzentrumsvorsitzenden gebracht und vor Yagi aufgestellt.
    »Aha, Sie sind also dieser Miyazaki, den die Stadtverwaltung zu uns geschickt hat. Ihr Gesicht kenne ich, aber heute sprechen wir uns zum ersten Mal, hehehe.« Er hatte eine schrille Stimme, die aus seinem Scheitel zu kommen schien. Ryōhei wurde von seinem maskenhaften Grinsen geradezu erdrückt. Dieses Grinsen hatte sich bestimmt im Laufe eines halben Jahrhunderts zu seiner endgültigen Form herausgebildet. Sein Kopf war mager und ließ Ryōhei an einen Suppenhühnerknochen denken. »Ich freue mich außerordentlich, dass ich bei dieser Wahl mit Ihrer Unterstützung rechnen kann, hehehe.«
    »Wie? Nein… also ich …«
    Überrascht wollte er widersprechen, als Muroi ihn von hinten so fest ins Fleisch kniff, dass er vor Schmerz das Gesicht verzog.
    »Miyazaki ist in Ordnung. Der versteht etwas von Landwirtschaft und ist voll des Lobes für Ihr Projekt einer landwirschaftlichen Versuchsanbaufläche.«
    »Ach ja, da sieh mal einer an, hehehe.« Yagi stand auf und streckte die Hand zur Begrüßung aus. Automatisch ergriff Ryōhei seine Hand. »Tja, ich muss jetzt gleich eine Wahlrede halten. Sprechen Sie später noch mit dem Leiter des Wahlfördervereins.«
    Yagi verließ mit seinem Sekretär das Zimmer.
    »Ah, also ehrlich gesagt…«

    Während seine ausgestreckte Hand in der Luft verhungerte, stand schon Tokumoto vor ihm, der Leiter des Wahlfördervereins und Direktor der Baufirma. Er hatte spärliche Augenbrauen und einen stechenden Blick, mit dem man Babys zum Weinen bringen konnte.
    »Na, Miyazaki, hab schon von dir gehört. Scheint, dass de noch nicht ganz weißt, wo de hingehörst.«
    Obwohl er ein joviales Gesicht aufsetzte, klangen seine Worte wie eine Drohung in Ryōheis Ohren. Er wurde an den Schultern gepackt und wieder zum Empfangszimmer geführt, wo sich Muroi und Kobayashi rechts und links an seine Seite stellten.
    »Deine Stimme is natürlich wichtig, aber es gibt was noch Wichtigeres, das de für uns tun musst«, sagte Tokumoto.
    »Was denn… ich meine… das soll natürlich nicht heißen, dass ich ja sage.«
    »Vergiss es, Junge«, unterbrach ihn Muroi.
    »Du gehst doch beim Seniorenzentrum ein und aus, richtig? Und kommst bei den Alten richtig gut an, wie ich gehört hab. Und da …«, Tokumoto hüstelte, »… lässte die schon mal für uns wählen. Die alten Knacker da raffen eh nix, und mehr als die Hälfte von denen sind Wechselwähler. Wenn man denen ein paar Hundekuchen gibt, dann flutscht die Sache.«
    »Also, nein, das kann ich unmöglich…«, winkte Ryōhei ängstlich ab. »Ich habe ein öffentliches Amt inne, und so etwas …«
    »Ich hab doch gesagt, dass das alle machen. Zum Beispiel ist der Leiter der Erziehungsabteilung Oguras Laufbursche und benutzt den AV-Raum der Schule sozusagen als Heimkino, wo er die neuen Lehrer beschwatzt«, sagte Kobayashi ärgerlich.
    »Also nein, ich finde, das ist eine Verschwendung von Steuergeldern.«
    »Jetzt kommter schon wieder mit dieser alten Leier. Da ham
uns’re Feinde sozusagen’ne Cruise missile in Anschlag gebracht, und wir soll’n uns mit’nem Bambusspeer wehren?«, sagte Muroi.
    Auf einmal sah Ryōhei vor sich auf dem Tisch einen braunen Briefumschlag liegen und ihn beschlich eine ungute Vorahnung.
    »Fahrgeld«, sagte Tokumoto, legte seine Hand auf den Umschlag und schob ihn zu Ryōhei. »Wenn du den nicht annimmst, dann hast du ein paar Feinde mehr.«
    »Bitte, ersparen Sie mir das!«, bat Ryōhei bleich im Gesicht.
    »Und du weißt, was das bedeutet: Pardon wird nicht gegeben. Wenn Yagi

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