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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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Rucksack. Am Vortag hatte ihm Isoda von der Ogura-Fraktion dreihunderttausend Yen zugesteckt. In seinem Rucksack befanden sich also nun 1,8 Millionen Yen.
    In was war er da nur reingeraten? Er raufte sich die Haare. Er selbst hatte doch gar nichts getan! Er sah seine letzte Hoffnung
in einem Besuch bei Irabu. Dem schamlosen Doktor fiel vielleicht etwas ein.
    »Was denn, was denn! Sie haben die Million immer noch nicht zurückgegeben?«, war das Erste, was Irabu sagte, als Ryōhei ihm erzählte, wie die Dinge standen.
    »Ich konnte es einfach nicht. Alle glauben doch, dass ich auf ihrer Seite bin.«
    »Sie sind wirklich ein verantwortungsloser Geselle«, blies Irabu entrüstet die Backen auf.
    »Sie sind gerade der Richtige, mir das zu sagen!«, rief Ryōhei auf einmal erregt.
    »Sagen Sie später nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. So wie es jetzt aussieht, sitzen Sie doch ganz schön in der Patsche.«
    »Das kann man wohl sagen.« Ihm schoss das Blut in den Kopf, und wieder bekam er Atembeschwerden.
    Er versuchte mehrmals, tief zu atmen, und erklärte Irabu detailliert den gegenwärtigen Stand der Dinge. Irabu ließ Mayumi Kaffee bringen und hörte Kekse knabbernd Ryōheis Bericht zu.
    »Junge, Junge, in dieser Wahl wird wirklich mit Geld um sich geschmissen«, meinte Irabu.
    »Ich denke, das ist in Japan überall gleich. Je weniger Wahlberechtigte, desto mehr wird das Geld individuell verteilt, was natürlich auffällt.«
    »Ich verstehe. Und in Ihrem Rucksack befinden sich also jetzt 1,8 Millionen Yen. Ist das nicht ein bisschen gefährlich, damit herumzulaufen? Ich kann das gerne für Sie aufbewahren.«
    Ryōhei starrte Irabu an, ohne zu antworten.
    Irabu machte ein betont ernsthaftes Gesicht. »Was denn?«, fragte er unschuldig.
    »Besser nicht.«
    »Aber warum denn?« Irabus Stimme hatte auf einmal einen schmeichelnden Ton.

    »Ich kann Ihnen nicht trauen.«
    »Na, na, diese Bemerkung belastet das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient aber erheblich.«
    »Jetzt nehmen Sie mich bitte einmal ernst und sagen mir, was ich tun kann. Die Veranstaltung rückt immer näher.«
    Irabu runzelte die Nase. »Ach ist das nervig.« Er kratzte sich geräuschvoll am Kopf.
    »Sie waren es doch, der das Geld angenommen hat, Herr Doktor.«
    »Na gut. Dann nehmen wir eben an beiden Veranstaltungen teil. Es werden ja nur ein paar Begrüßungsworte erwartet.«
    »Sie machen Witze.« Ryōhei machte ein ungläubiges Gesicht. »Beide Veranstaltungen beginnen um dieselbe Zeit!«
    »Mit dem Porsche bin ich in null Komma nix da, wo ich hinwill. Ich gehe bei der einen früher und komme bei der andern etwas später.«
    »Das kommt doch schnell raus. Und dann …«
    »Darüber mach ich mir Gedanken, wenn es so weit ist. Sie machen sich einfach zu viele Sorgen. Kein Wunder, dass es um Ihr Nervenkostüm nicht zum Besten bestellt ist.«
    Irabu ließ sich in den Sessel zurückfallen und schlürfte seinen Kaffee.
    »Hmm, wenn ich an beiden Veranstaltungen teilnehme, bräuchte ich eigentlich die eine Million auch nicht zurückzugeben«, murmelte er zu sich selbst.
    Ja, war dieser Mann denn von Sinnen? Ryōhei wollte schon wütend etwas erwidern, doch es entfuhr ihm nur ein lauter Seufzer.
    In dem Augenblick klopfte es, und eine alte Frau steckte ihren Kopf zur Tür herein.
    »Herr Doktor, ham Se sich schon entschieden, wo Se morgen hingehn?«

    Offensichtlich hatte sie der Seniorenverein geschickt.
    »Zu beiden!«
    »Zu beiden?« Die Alte zog die Augenbrauen hoch und trottete zurück ins Wartezimmer.
    Vielleicht würde ja ein Taifun kommen, malte sich Ryōhei aus. Hoffnungslos, es war ja Winter. Oder vielleicht ein Schneesturm? Auch Unsinn, auf dieser Südinsel fiel ja so gut wie nie Schnee. Ryōhei wollte nur weg von hier. Vielleicht würde ein unterseeischer Vulkan ausbrechen?, begann er sich ernsthaft auszumalen.
     
    Am folgenden Tag herrschte geradezu unverschämt schönes Wetter. Als ob ein Feiertag bevorstünde, lag über der ganzen Insel eine prächtige Atmosphäre. Aus der Richtung der Fischereigenossenschaft hörte man Feuerwerksgeböller und nach einer Weile auch vom Sportzentrum. Es war wie vor einem großen Sportfest.
    Auch Ryōheis Mitbewohner wollten sich das Spektakel ansehen. Letztes Mal hatte sich ein Störenfried in Oguras Veranstaltung eingeschlichen. »Die haben sich da gegenseitig angeschrien und mit faulen Eiern beworfen«, erzählte ihm ein Lehrer lachend. Alle schienen gespannt darauf zu sein, was diesmal

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