Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
passieren würde.
Die sonst leeren Straßen im Stadtzentrum waren an diesem Tag verstopft. Sogar Buden, in denen Takoyaki, gebackene Teilchen mit Oktopusstückchen, angeboten wurden, standen hier und da. Irabu hielt sofort seinen Porsche an und kaufte sich drei Schachteln.
»Wollen Sie auch was essen, Herr Miyazaki?«
»Ich habe keinen Appetit.«
»Sie sind vielleicht empfindlich.«
Ryōhei wollte darauf nicht antworten.
Vom Rücksitz streckte Mayumi die Hand aus und nahm sich ein Takoyaki-Bällchen. Auch an diesem Tag trug sie ihre schlechte Laune zur Schau.
»Herr Doktor, fragen Sie mal, ob die’nen Job als Ansagerin haben. Aber unter dreißigtausend Yen pro Tag mach ich das nicht.«
Wer würde eine so unfreundliche Frau als Ansagerin anheuern?
Zuerst fuhren sie zur Wahlkampfveranstaltung von Ogura in der Fischereigenossenschaft. Muroi von der Yagi-Fraktion hatten sie über Handy mitgeteilt, dass sie einen Notfall hatten und sich verspäten würden. Am Eingang des Hauses stand ein Mann, der offensichtlich zum Wahlverein gehörte und den Einlass kontrollierte. Leuten von Yagi sollte offensichtlich der Zutritt verwehrt werden. Drinnen im Saal, der wie eine zu klein geratene Sporthalle aussah, wurden unzählige bunte Fischfangflaggen hochgehalten. Es war eine Ogura gemäße Inszenierung. Die meisten seiner Wähler stammten aus der Fischereigenossenschaft. Aus den Lautsprechern tönten Schnulzen von Ichirō Toba. Auf den Tischen standen Bier und Sushi und die Kinder tobten kreischend durch den ganzen Saal.
Irabu steuerte gleich einen der Tische mit dem Sushi an und stopfte sich nacheinander jeweils zwei Stücke auf einmal in den Mund. Man konnte kaum glauben, dass dieser Mann durch irgendetwas aus der Ruhe zu bringen war.
»Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Herr Doktor«, sagte Isoda, während er sich die Hände rieb und sich zu ihnen gesellte. »Tja, dann kommen Sie mal rauf auf die Bühne.« Er zog den massigen Irabu hinter sich her wie einen Ochsen.
Auf der Bühne standen ein paar Stühle nebeneinander und Irabu wurde in der Mitte platziert. An der Wand hinter ihm hing ein Plakat, auf dem groß Dr. med. Ichirō Irabu geschrieben
stand. Männer, die offensichtlich zur Stadtprominenz gehörten, kamen nacheinander zu Irabu und verbeugten sich vor ihm. Irabu saß mit ausdruckslosem Gesicht da, als würde ihn das alles nichts angehen, und Ryōhei war ein klein wenig beeindruckt.
Plötzlich ergriff der Vorsitzende des Wahlvereins, Direktor Iwata, das Mikrofon. »Meine Lieben, die Stunde der Entscheidung ist nun da und wir können nicht mehr zurück. Um der gerechten Sache zum Sieg zu verhelfen und unsere Insel Senju zu einem noch lebenswerteren Ort zu machen, gibt es eigentlich nur eine Wahl: Gebt eure Stimme auch diesmal Takeshi Ogura!«
Sogleich brauste frenetischer Beifall auf. Die Fischer, die alle Stirnbänder mit der japanischen Flagge trugen, riefen laut: »Jawoll, jawoll!«
Als Nächstes betrat Ogura die Bühne. Er sah gesünder aus als im Rathaus, und er hatte sein Wahlkampfgesicht aufgesetzt. »Liebe Mitbürger von Senju. Ich bin wütend! Da kommt doch so ein unverschämter Mensch daher und will den Plan einer Instandsetzung unseres Hafens null und nichtig machen. Der Name dieses Menschen ist…«
»… der Trottel Osamu Yagi!«, tönte es wie aus einem Mund.
»So ist es! Osamu Yagi denkt nämlich nur an seinen eigenen Geldbeutel.«
Aus dem Publikum ertönten einige Zwischenrufe. Wie in einem gut eingespielten Team ging es für eine Weile mit den Schmähungen von Yagi zwischen Bühne und Publikum hin und her. Auch wenn Ryōhei sich inzwischen an den defätistischen Wahlkampfstil gewöhnt hatte, so hing er ihm doch zum Hals heraus. Im Prinzip ging es nur darum, deutlich zu machen, dass im Fall einer Wahl Yagis eine Zeit des Leidens anbrechen würde.
»Meine Freunde, ich bin heute zu euch gekommen, um euch etwas zu verkünden. Was wir und andere abgelegene Inseln
schon immer erträumt haben, aber nie verwirklichen konnten, wird nun endlich wahr: der Bau eines Altenpflegeheims auf dieser, unserer Insel! Es mag einige geben, die sich fragen, ob dies auf einer Insel mit gerade einmal dreitausend Einwohnern wirklich nötig ist. Aber durch meine guten Beziehungen zur Regierung ist es mir endlich gelungen, euch einen konkreten Plan zu präsentieren. Einen Plan, den wir zusammen mit einer privaten Wohlfahrtseinrichtung ausgearbeitet haben …«
Das Publikum hörte nun aufmerksam zu. Ganz
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