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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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ein Erwachsener tut das nicht.«
    »Emotional instabil«, schrieb Irabu in die Patientenakte.
    Mayumi warf Ryōhei schweigend ein Handtuch zu. Ryōhei fing es auf und wischte sich die Tränen weg.
    »Übrigens: Das ist die Million von Ogura. Geben Sie ihm die bitte wieder zurück, gell?« Irabu drückte ihm den Umschlag in die Hand.
    »Herr Doktor, was sind Sie nur für ein Unmensch! Ich bin völlig verzweifelt, und Sie verlangen von mir, das Geld zurückzugeben. Sie wissen doch genau, dass die von Ogura mit mir kurzen Prozess machen.«
    »Ja, aber weil Herr Muroi versprochen hat, dass Sie das Geld zurückgeben, habe ich mich darauf eingelassen.«
    »Wie können Sie so etwas Kindisches sagen!? Und überhaupt: Ich kann immer noch nicht fassen, wie Sie so mir nichts dir nichts die Fronten wechseln konnten.«
    »Ich habe doch mit all dem nichts zu tun. Ich bin so etwas wie ein Baseballspieler, der seinen nächsten Verein frei wählen kann, hehehe.«
    »Glauben Sie, das wäre mit einem Lachen abgetan? Sobald ich das Geld zurückgegeben habe, kommt der nächste Angriff mit noch mehr Geld.«

    »Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist«, sagte Irabu entschieden. Ryōhei war es ein Rätsel, woher dieser Mensch seine Zuversicht nahm.
    Muroi rechnete mit einem Gegenschlag der Ogura-Fraktion und hatte Ryōhei befohlen: »Lass den Doktor keine Sekunde aus den Augen!« Als Ryōhei gefragt hatte, ob er nicht seiner Arbeit im Rathaus nachgehen müsse, antwortete Muroi ihm mit blutunterlaufenen Augen: »Bei einer Niederlage bist du auch deinen Job los!«
    Bei Irabu bekam er wie üblich eine Spritze, und während ihm wieder die Tränen in die Augen schossen, streichelte ihn Mayumi über den Kopf und meinte: »Wird schon wieder gut werden, mein Kleiner.« Überrascht schaute er auf, nur um im nächsten Augenblick zu hören: »Na ja, keinen Mumm in den Knochen.«
    Ryōhei wurde immer schwermütiger. War er der Einzige, der so schwach war?
     
    Er steckte die Million in den Rucksack und begab sich zurück zum Rathaus. Am Eingang kam ihm Isoda entgegen.
    »Hallo, Miyazaki, gut, dass ich dich hier treffe. Wir haben jetzt gleich eine Lagebesprechung, und ich bin auf dem Weg zum Dolphin .« Mit seinem Kinn wies Isoda auf das Café schräg gegenüber dem Rathaus.
    »Äh, ich habe Ihnen etwas zu sagen… es geht um Doktor Irabu«, sagte Ryōhei zögerlich.
    »Ah, der gute Herr Doktor. Trifft sich gut, über den wollte ich mit dir nämlich auch sprechen. Es wär wohl doch nich’ schlecht, wenn der ein paar Worte auf der Bühne verliert. Da ihr beiden ja anscheinend ganz dick miteinander seid, kannste das vielleicht für uns einfädeln. Eine kleine Begrüßung würde schon ausreichen.«

    »Nein, eigentlich wollte ich …«
    »Das kannste auch drinnen sagen«, maulte Isoda, während er ihn von hinten in das Café schob.
    Dort saßen schon Direktor Iwata und Tsudahara von der Fischereigenossenschaft. Neben ihnen saß eine auffällig herausgeputzte Frau Mitte dreißig, die man ihm als die Tochter des Bürgermeisters Ogura vorstellte. Es sah so aus, als ob das ganze Geld, was mit der Baufirma in Tokio verdient worden war, für den Stimmenfang in diesem Wahlkampf verwendet wurde.
    »Sie sind also Herr Miyazaki und unterstützen meinen Vater, wie ich gehört habe.«
    Ryōhei war überrascht, als sie ihm plötzlich um den Hals fiel. Ein starker Parfümgeruch stach ihm in die Nase. Er wurde bis zu einem Tisch ganz hinten weitergedrängt, wo noch mehr Anhänger von Ogura saßen. Die ganze Zeit musste er Hände schütteln, und ein Mann hatte sogar Tränen in den Augen, als er sagte: »Dank dir, Miyazaki!«
    »Wenn Herr Ogura gewinnt, dann ham wir das auch dir zu verdanken, und leer wirste nicht ausgehen. Zuerst wirste aus deiner Wohnung in ein von der Stadt verwaltetes Landhaus auf dem Hügel ziehn. Das ist so gut wie leer, weil die jetzige Bude unter aller Sau is’. Und einen Toyota Crown stellen wir dir auch zur Verfügung«, sagte Direktor Iwata zu Ryōhei und schlug ihm jovial auf die Schulter.
    »Also … ich meine…« Ryōhei fand keine Worte. Es ging nicht. Er brachte nicht den Mut auf, ihnen reinen Wein einzuschenken.
    Direktor Iwata erhob sich und eröffnete mit leidenschaftlichen Worten die Sitzung: »Also gut. Wir sin’ heute hier zusammengekommen, um zu besprechen, was wir mit den Briefwählern machen sollen. Wie allen bekannt sein dürfte, hatte Yagi die
Stimmen aller jungen Leute, die die Insel verlassen haben, an sich

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