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Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht

Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht

Titel: Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Vermithrax’ Namen, aber der Gegenwind riss die Silben von ihren Lippen, und die Stimmen der fliegenden Schädel übertönten jeden Laut.
    So plötzlich, dass ihre Finger nachgaben und ihr ganzer Körper nach hinten gerissen wurde, schlug Vermithrax seine Krallen in die steinerne Ohrmuschel des Schädels und zog sich heran. Zugleich hörten seine Schwingen auf zu schlagen, bogen sich nach innen und fingen Merle auf, bevor sie hinab in die Tiefe stürzen konnte. Die Federspitzen pressten sie mit der Gewalt von Riesenfäusten zurück auf den Rücken, während Vermithrax sein Möglichstes tat, den brutalen Ruck aufzufangen, der sie beide beim ersten Kontakt mit dem Schädel durchfuhr.
    Irgendwie gelang es ihm. Irgendwie fand er Halt. Und dann saßen sie in der Ohrmuschel des Riesenkopfes und rasten mit irrwitziger Geschwindigkeit über das Felsenland.
    Merle brauchte eine Weile, ehe sich ihr Atem so weit beruhigt hatte, dass sie wieder sprechen konnte. Aber selbst dann noch wirbelten in ihrem Kopf die Gedanken umher wie Mücken um eine Kerzenflamme, wild und nervös, und sie hatte Mühe, ihrem Denken eine klare Richtung zu geben, hatte Mühe zu begreifen, was gerade geschehen war. Schließlich ballte sie eine Faust und schlug Vermithrax auf den Pelz. Er schien es nicht einmal zu spüren.
    »Warum?«, brüllte sie ihn an. »Warum hast du das getan?«
    Vermithrax kletterte über einen Steinwulst tiefer in das Ohr hinein. Es öffnete sich um sie wie eine Höhle, felsig, dunkel, ein tiefer Trichter. Erstaunlicherweise war der Lärm hier drinnen gedämpft; zum einen, weil es nur noch eine einzige Stimme war, die sie hörten, denn hier waren sie abgeschüttet vom Krach der beiden anderen Schädel; zum anderen, weil die Stimme des Kopfes nach außen gerichtet war.
    Vermithrax ließ Merle von seinem Rücken gleiten und legte sich erschöpft zwischen zwei Steinwülste. Er hechelte, seine lange Zunge hing herab bis zu den mächtigen Pfoten.
    »Die Wahrscheinlichkeit steht fünfzig zu fünfzig«, brachte er zwischen zwei tiefen Atemzügen hervor.
    »Welche Wahrscheinlichkeit?« Merle war noch immer wütend, aber allmählich wurde ihr Zorn von der Erleichterung übertroffen, dass sie trotz allem noch am Leben waren.
    »Entweder der Kopf bringt uns zu Lord Licht, oder aber er trägt uns genau in die entgegengesetzte Richtung.« Vermithrax zog die Zunge ein und bettete sein Haupt auf die Vorderpranken. Merle wurde erst jetzt bewusst, wie sehr er sich beim Aufsprung auf den fliegenden Schädel verausgabt hatte und wie nah sie gerade am Tod vorbeigeschlittert waren.
    »Dieser Kopf hier«, sagte Vermithrax müde, »verkündet etwas. Ich verstehe die Worte nicht, die er ausstößt, aber es sind immer wieder dieselben, so als hätte er eine Botschaft. Vielleicht ist er eine Art Herold.«
    »Eine Botschaft von Lord Licht an sein Volk?«
    » Möglicherweise «, sagte die Fließende Königin. » Vermithrax könnte Recht haben.«
    »Was sonst?«, fragte der Löwe.
    Merle verdrehte die Augen. »Woher soll ich das wissen? Hier unten ist alles anders. Diese Dinger könnten wer weiß was sein!« Dabei schaute sie sich in der steinernen Höhle um. So unglaublich es schien, sie saßen wahrhaftig in einem riesenhaften Ohr fest.
    »Diese Köpfe sind tote Gegenstände«, sagte Vermithrax. »Das ist der wichtige Unterschied zu den Lilim. Irgendjemand hat sie gebaut. Und er hat es zu einem bestimmten Zweck getan. Da Lord Licht nun einmal der Herrscher dieses Ortes ist, dürfte er das gewesen sein.«
    »Und warum fünfzig zu fünfzig?«
    »Möglicherweise ist der Kopf auf dem Rückweg zu seinem Herrn, weil er seine Mission erfüllt hat - oder aber, er hat seine Reise gerade erst begonnen und entfernt sich von Lord Licht. Eines von beidem.«
    »Das heißt, wir können nur abwarten, oder?«
    Der Löwe nickte, was seltsam unbeholfen aussah, da seine Schnauze noch immer auf seinen Tatzen lag. »So sieht’s wohl aus.«
    »Was meinst du?«, fragte Merle die Königin.
    »Ich denke, er hat Recht. Wir können wahrscheinlich monatelang durch die Hölle irren, ohne eine Spur von Lord Licht zu finden. Aber so haben wir zumindest eine Chance.«
    Merle stieß einen Seufzer aus, dann rückte sie näher an den Löwen heran und tätschelte seine Nase. »Aber beim nächsten Mal sagst du vorher Bescheid, in Ordnung? Ich wüsste gerne, warum du uns alle fast umbringst.«
    Der Löwe brummte etwas - war das ein Ja? - und schmiegte seine faustgroße Nase tiefer in Merles

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