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Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht

Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht

Titel: Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Wenn sie schnell genug handelten.
    Talamar war sehr wohl in der Lage, die Sprache der Venezianer zu sprechen, Serafin hatte es selbst gehört, doch die Laute, die er jetzt ausstieß, klangen so fremdartig, dass sie in Serafins Ohren schmerzten. Es war, als wären die Töne etwas Lebendiges, ausgesandt, um Talamars Gegner zu schwächen und ihre Konzentration zu stören.
    Serafin zwang sich zur Ruhe. Sein Blick suchte den reglosen Körper Junipas, halb unter Talamars Leib verborgen, und er glaubte ein metallisches Blitzen zu erkennen, eine Spiegelung in ihren Augen. Sie standen offen. Sie beobachteten ihn. Und dennoch konnte Junipa sich nicht bewegen, als hätte Talamar sie mit einem Zauber belegt. Ihre Gelenke waren erstarrt, ihre Muskeln gefroren. Aber sie atmete, das sah er jetzt ganz deutlich. Sie lebte. Und das war es, was zählte.
    Dario stieß einen Pfiff aus. Serafin blickte auf, nickte seinem Gefährten zu. Und dann griffen beide gleichzeitig an, ließen die Säbel wirbeln und auf Talamars Panzerhaut prasseln.
    Stahl prallte auf Horn. Ohne Erfolg.
    Talamar schrie erneut, nicht schmerzerfüllt, nur wütend. Dann ging er zum Gegenangriff über.
    Er hatte Dario als den gefährlicheren Gegner erkannt, und so galt ihm seine erste Attacke. Die Krallen an Talamars Fingern, keine kürzer als eine Dolchklinge und ebenso scharf, zuckten vor und zurück, huschende, wirbelnde Schemen, und dann schrie Dario auf, taumelte zurück und stieß gegen eine Werkbank. Geistesgegenwärtig warf er sich nach hinten, verlor dabei den Säbel, schlitterte über die Tischplatte hinweg und stürzte dahinter in Deckung. Gerade noch rechtzeitig, denn Talamars Klauen bohrten sich hinter ihm ins Holz, stanzten fünf tiefe Kerben in die Platte.
    Serafin nutzte den Moment, in dem die Kreatur abgelenkt war. Er wusste nicht, wie er Talamars Panzerhaut durchdringen konnte, aber seine Instinkte sagten ihm, dass er seine Attacke auf den Schädel des Wesens richten musste. Sein Säbel schnitt durch den grauen Dunst, vertrieb die Schwaden vor Talamars Zügen und entblößte zum ersten Mal sein ganzes Gesicht. In einem winzigen Augenblick, wie festgefroren in der Zeit, sah Serafin die stählernen Dornenranken, die wie eine Binde über Talamars Augen verliefen; sah die einzelne Ranke, die sich von den anderen gelöst hatte und schräg über den Mund der Kreatur führte.
    Dann hieb die Schneide des Säbels in Talamars Züge - und prallte abermals ab.
    Der Schrei, der jetzt aus dem Schlund des Wesens drang, klang qualvoll und unkontrolliert, und zum ersten Mal hatte Serafin das Gefühl, Talamar trotz allem gefährlich werden, ja, ihn töten zu können.
    Statt zurückzuweichen und Kraft für einen neuen Angriff zu schöpfen, setzte er gleich nach, stieß den Säbel vor, spürte, wie er auf Widerstand stieß - und sah, wie die Klinge in tausend Splitter zerbarst.
    Talamar holte aus und versetzte ihm einen Schlag, der ihn getötet hätte, wäre er besser gezielt gewesen. So aber streiften die Klauen Serafin nur, frästen tiefe Kratzer in seine rechte Wange und schlugen dann ins Leere. Serafin taumelte und polterte zu Boden. Er stieß sich das Steißbein so kräftig, dass ihm die Luft wegblieb, und als sein Blick sich wieder klärte, war Talamar fort.
    Verschwunden war auch Junipa.
    »Serafin?«
    Er blickte auf und sah, wie sich Dario hinter der Werkbank aufrichtete, seinen Säbel vom Boden klaubte und dann ungläubig auf die fünf tiefen Spalten in der Tischplatte starrte. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was von ihm übrig geblieben wäre, hätte der Hieb ihn selbst getroffen.
    »Hier!«, rief Serafin, aber es klang wie unartikuliertes Wehklagen, nicht wie Worte.
    »Wo ist er?« Dario taumelte auf ihn zu. Dabei stützte er sich auf seinen Säbel wie auf einen Krückstock. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und um sein linkes Auge blühte ein Bluterguss wie eine exotische Pflanze.
    »Fort.«
    »Wohin?«
    Serafin rappelte sich hoch, bevor Dario ihn erreichte. Er hielt immer noch den Griff des zersprungenen Säbels in den Händen, starrte ihn ungläubig an und warf ihn dann achtlos beiseite. Der Metallgriff polterte auf die Holzbohlen, schlitterte ein Stück weit und wurde dann von einer Hand aufgehalten, die abrupt aus den Dunstschwaden zuckte wie ein hungriges Tier.
    »Unke!« Serafin teilte den Nebel, beugte sich vor und half der Frau auf die Beine. »Ich dachte -«
    Sie ließ ihn nicht ausreden. »Wo ist Arcimboldo?«
    Serafin

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