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Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Titel: Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Einzelne, die es hinauf verschlagen hat, gewiss ... aber das sind nur Raubtiere. Es wird keinen Krieg zwischen Oben und Unten geben."
    „Aber das Licht wird in der Hölle weiterleben!"
    „Mächtig hier unten, aber machtlos an der Oberfläche. Ohne seine Kinder, die Sphinxe, wird es vielleicht Jahrtausende brauchen, ehe es einen neuen Schlag wagt. Bis dahin ist es nichts als das, was die Kirche predigt: der Versucher, der Böse, der gefallene Engel Luzifer - und für euch alle im Grunde so harmlos wie ein Geist, der mit den Ketten rasselt. Wenn es nicht mehr ist als ein Teil einer Religion, wenn es wieder zu einem leeren Begriff geworden ist, dann schadet es keinem mehr."
    „Er hat Recht", sagte die Fließende Königin aufgeregt. „Er könnte wirklich Recht haben."

    „Geht", sagte Burbridge noch einmal, diesmal flehend. „Bevor -" „Bevor es zu spät ist?" Merle zwang sich zu einem Lächeln. „Das hab ich schon mal irgendwo gelesen."
    Da lachte Burbridge und umarmte sie erneut. „Siehst du, mein Kind? Nur eine Geschichte. Nichts als eine Geschichte."
    Er küsste sie auf die Stirn, küsste sogar Junipa, dann trat er zurück.
    Die Mädchen prägten sich ein letztes Mal sein Bild ein, das Bild von Charles Burbridge, nicht Lord Licht; das Bild eines alten Mannes, nicht des Teufels, der er bald wieder sein würde.
    Durch den Spiegel verließen sie die Hölle der Lilim und traten zurück in ihre eigene.
    Die Entführung
    Sie sind fort", sagte Junipa.
    „Was?"
    „Sie sind nicht mehr im Versteck." Junipas Augen durchdrangen die Silberschleier der Spiegelwelt und blickten ins Eiserne Auge, in die Kammer, in der sie die Gefährten zurückgelassen hatten. „Es ist keiner mehr da", sagte sie traurig.
    „Wo sind sie hin?"
    „Ich weiß es nicht. Ich muss sie suchen."
    Merle verfluchte, dass sie selbst nichts durch die Spiegel sehen konnte. Gewiss, da waren verschwommene Formen und Farben, aber keine klaren Bilder. Im Augenblick konnte sie nicht einmal den Spiegel ausmachen, hinter dem das Versteck gelegen hatte.
    „Es... es hat einen Kampf gegeben", sagte Junipa. „Die Sphinxe - sie haben sie entdeckt."
    „Oh nein!"
    „Drei Männer liegen am Boden ... drei Spione. Sie sind tot. Die anderen sind weg."
    „Und Vermithrax?"
    „Ich kann ihn nicht finden."
    „Aber er ist doch nicht zu übersehen!"
    Junipa wandte den Kopf, und ihre Stimme klang gereizt, vielleicht zum ersten Mal, seit Merle sie kannte.
    „Hab ein bisschen Geduld, ja? Ich muss mich konzentrieren."
    Merle biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Ihre Knie zitterten.
    Junipa ließ ihre Hand los und schaute sich um, drehte sich zwischen den Spiegeln in alle Richtungen. „Das Eiserne Auge ist so groß. Es gibt zu viele Spiegel. Sie könnten überall sein."
    „Dann bring mich zurück ins Versteck."
    „Ganz sicher? Das könnte gefährlich sein."
    „Ich will es mit eigenen Augen sehen. Ansonsten ist es so ... so unwirklich."
    Junipa nickte. „Bleib dicht bei mir. Nur für den Fal , dass wir schnell wieder verschwinden müssen."
    Sie ergriff Merle erneut bei der Hand, flüsterte das Gläserne Wort und trat mit ihr durch einen Spiegel wie durch einen Vorhang aus Mondlicht.
    Die Tür der Kammer war in hunderte Spiegelscherben zerborsten. Sie bedeckten den Boden wie verstreute Rasierklingen. Auch die Wandspiegel wiesen an mehreren Stellen Risse auf. Rechts von den beiden Mädchen war eine Wand vollkommen zerstört, und es dauerte nur Sekunden, da wurde ihnen klar, dass dies der Weg war, den Vermithrax auf der Flucht vor den Sphinxen genommen hatte. Die Steinmauer unter den Glasresten sah aus wie ein offener Mund voller Zahnlücken.
    „Es müssen viele gewesen sein", stellte Junipa nachdenklich fest. „Sonst wäre er nicht weggelaufen.
    Er ist viel stärker als sie."
    Merle war neben den drei Toten in die Hocke gegangen. Sie erkannte rasch, dass den Zaristen nicht mehr zu helfen war. Andrej befand sich nicht unter ihnen. Merle erinnerte sich an den fünften Spion, einen rothaarigen Schrank von einem Mann, der in seiner Verkleidung als Mumie besonders grotesk ausgesehen hatte; auch er fehlte.
    „Merle!"
    Sie blickte auf, erst zu Junipa, die den erschrockenen Ruf ausgestoßen hatte, dann zur Tür.
    Ein Sphinx raste auf sie zu, mit hypnotisierender Schnelligkeit. Der Anblick ließ sie erstarren. Aber Junipa war schon bei ihr, packte sie, sprach das Wort aus und riss sie durch den nächstbesten Spiegel.
    Hinter ihnen ertönte ein Aufschrei der Wut und

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