Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Titel: Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
„Das, was sie für einen Mondstrahl gehalten hat... das war in Wahrheit etwas anderes. Es war ein Strahl des Steinernen Lichts, als es herab zur Erde stürzte. Ob es sein Ziel mit Absicht fand? Und warum gerade Sekhmet? Darauf weiß ich keine Antwort. Wahrscheinlich sah das Licht voraus, dass sein Sturz es tief im Inneren der Erde begraben würde und dass es ihm schwer fallen würde, die Wesen an der Oberfläche zu beeinflussen. Deshalb -
    und das ist nur meine Theorie als Wissenschaftler, unabhängig von allem anderen -, deshalb glaube ich, dass das Licht die Löwengöttin absichtlich befruchtet hat und dass es damit das Ziel verfolgte, eine eigene Rasse zu gründen. Ein Volk von Kreaturen, die ein Stück des Lichts in sich tragen, möglicherweise ohne sich dessen bewusst zu sein. Ein Volk, jedenfalls, das irgendwann vom Licht vereinnahmt werden könnte, um an der Oberfläche seinen Befehlen zu gehorchen. So wie die Lilim es im Inneren der Erde tun." Müde und erschöpft brach er ab. Zuletzt hatte seine Stimme immer schwächer geklungen, immer älter und rauer.
    Du hast ihn gehört, sagte Merle zur Königin.
    Ja."
    Und?
    Die Königin schien zu zögern, aber dann hörte Merle erneut die Stimme in ihrem Kopf. „Ich war es, die den Sohn der Mutter getötet hat. Ich habe zu spät gespürt, dass er das Licht in sich trug. Es war zu spät, weil das Volk der Sphinxe bereits geboren war. Ich konnte nur verhindern, dass er sich zu ihrem Herrscher aufschwang. Aber wie sich gezeigt hat, habe ich damit nur einen Aufschub bewirkt. Die Sphinxe sind trotzdem zu dem geworden, was ich immer befürchtet habe."
    Dann bist du zur Lagune gegangen -
    „Um ihn zu bewachen. Genau wie Lalapeja und jene, die vor ihr kamen. Trotzdem gab es einen großen Unterschied: Die Sphinxe haben ihn verehrt und hielten Wache, um zu verhindern, dass jemand sein Grab schändet. Ich dagegen bewachte ihn, um seine Auferstehung abzuwenden. Lalapeja war die Erste, die geahnt hat, was es in Wahrheit mit ihm auf sich hat. Sie hatte keine Beweise, natürlich nicht, aber sie hat es gespürt. Erst recht, als sie erfuhr, dass die Sphinxe hinter dem Ägyptischen Imperium stehen und die Auferstehung des Sohns der Mutter als das höchste ihrer Ziele ansahen."
    Merle begriff. Das hier war die Verbindung, nach der sie gesucht hatte, die Verbindung zwischen den Sphinxen und dem Steinernen Licht. Der Pharao, die Horuspriester, sie alle waren Werkzeuge in den Händen der Sphinxe gewesen.
    Der Krieg, die Unterwerfung der Welt, war das alles in Wahrheit nicht wirklich wichtig gewesen? War es immer nur um Venedig gegangen und das, was darunter begraben war?
    „Mit der Aussicht auf die Weltherrschaft haben die Sphinxe sich die Horuspriester und den Pharao gefügig gemacht. Aber ihr oberstes Ziel war immer die Lagune. Und ich war die Einzige, die sie von dort fern halten konnte." Einen Moment lang stolperte ihre Stimme, als verlöre sie die Gewalt darüber. Dann setzte sie gefasster hinzu: „Ich habe versagt. Aber ich bin in die Festung der Sphinxe gekommen, um es wiedergutzumachen. Mit dir, Merle."
    Du wolltest von Anfang an dorthin?
    „Nein. Am Anfang dachte ich tatsächlich, dass wir in der Hölle Hilfe finden würden. Ich wol te, dass die Lilim in den Krieg gegen das Imperium ziehen. Aber ich habe nicht geahnt, wie groß die Macht des Steinernen Lichts über Burbridge bereits war. Dadurch haben wir wertvolle Zeit verloren. Der Sohn der Mutter ist schon im Eisernen Auge, ich kann ihn spüren. Auch Lalapeja konnte das nicht verhindern.
    Deshalb ist sie hier."
    Was wird geschehen, wenn er erwacht?
    „Er wird für das Steinerne Licht an der Oberfläche sein, was Burbridge hier unten ist - nur ungleich grausamer und entschlossener. Er beherrscht die Sphinxmagie wie kein anderer. Bei ihm wird es keine Zweifel geben, und ganz gewiss keine Spiegelkabinette, in denen er sich dem Einfluss des Lichts entzieht. Das Licht wird die Welt durchtränken wie Wasser einen Schwamm. Und nach dieser wird es vor keiner anderen mehr Halt machen."
    Merles Blick suchte Junipa, die immer noch neugierig und besorgt zu ihr herübersah. Wenn der Sohn der Mutter die Macht ergriff und das Imperium in seine Gewalt brachte, würde Junipa wieder unter den Bann des Steinernen Lichts fallen. Wie jeder andere auch. Wie Merle selbst.

    Burbridge und Junipa wussten beide, was in Merles Kopf vorging. Sie konnten das Gespräch zwischen ihr und der Königin nicht hören, aber sie beobachteten Merle genau,

Weitere Kostenlose Bücher