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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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war seit jenen Jahren am Hofe Alarichs. Da Remigius dabei war, musste sie annehmen, dass der Bischof sie verraten und der erzürnten Königin ihre Vergangenheit preisgegeben hatte. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie sich krank stellen sollte. Doch es entsprach nicht ihrer Natur, sich ängstlich zu verkriechen.
    Als Chlodwig seine Gemahlin ins Haus führte, trat Scylla-Donata den beiden entgegen. Ein schwarzer Schleier verdeckte den unteren Teil ihres Gesichts.
    »Ich freue mich, dass so hohe Gäste gekommen sind«, sagte sie zu Chlotilde, indem sie sich vor ihr verneigte. »Gott segne deinen Eintritt in dieses Haus, meine Gebieterin. Darf ich hoffen, dass der lange harte Winter deiner Gesundheit keinen Schaden zugefügt hat?«
    »Warum verhüllst du denn dein Gesicht?«, fragte die Königin.
    »Ich schütze mich vor der Zugluft.«
    »Und ich dachte, es sei vor Scham.«
    Sie erließ der Griechin eine Antwort und ging an ihr vorüber. Die sonst übliche Umarmung unterblieb. Remigius hatte für Scylla-Donata nur einen Seufzer und einen tadelnden Blick. Nach ihm trat Chundo ein. Er hielt die Augen gesenkt und begnügte sich mit einer knappen Verbeugung.
    Der Verwalter hatte mit einigen Dienerinnen in Windeseile die Platten mit den opulentesten Speisen und die vollen Weinkannen abgetragen. Auch die gröbsten Spuren unbeschwerten Frohsinns waren beseitigt.
    Dies und jenes war allerdings übersehen worden: hier eine hauchzarte Tunika unter der Bank, dort hinter einem Pfeiler eine silbrig glänzende Sandale. Unter dem Armstuhl des Königs lagen die Wadenbänder, die zur Befestigung der fränkischen Hose gehörten und als entbehrlich schon mal abgewickelt worden waren.
    Chlodwig beeilte sich denn auch, Platz zu nehmen und die verdächtigen Leinenstreifen mit den Füßen zu verdecken.
    Dies war allerdings nicht nötig, denn die Königin war offensichtlich entschlossen, nicht von ihrem Hauptanliegen abzulenken, indem sie es durch zusätzliche Vorwürfe über ohnehin nicht mehr zu ändernde Dinge belastete. Ihr Blick sagte deutlich, dass sie im Bilde war, aber nichts anderes erwartet hatte und auch nichts dazu sagen wolle.
    Die frommen Frauen, die sich nach und nach einfanden und ihre Kniefälle machten, wurden gleich wieder hinausgeschickt, einige Gutsherren der Umgebung, die um die Königin herumbuckelten, nicht einmal einer Anrede gewürdigt.
    Eine Erfrischung lehnte Chlotilde ab. Sie setzte sich zwischen Remigius und Chundo und erklärte, nur gekommen zu sein, weil sie aus Sorge um die Zukunft des Frankenreiches dem König dringend einige unangenehme Tatsachen zur Kenntnis bringen müsse. Worauf sie den Diakon aufforderte, zu berichten, was im Reich der Burgunder geschehen war.
    Der dünne, hakennasige Gottesmann, dem die überstandenen Strapazen noch anzusehen waren, begann nun, mit knarrender Stimme und hektisch gestikulierend seine Erlebnisse zu schildern. Er genoss die Aufmerksamkeit des Königspaars und der wichtigsten Männer im Frankenreich und versäumte nicht, seinen eigenen Anteil am Kampf für die gerechte Sache und den wahren Glauben gebührend herauszustreichen. Seine Erzählung steigerte sich ins Pathetische, wenn ihm in auswegloser Lage nur noch Gott helfen konnte und wenn dies dann auch jedes Mal prompt geschah. Doch abgesehen von solchen Übertreibungen und Verzierungen aus Eitelkeit war das meiste, was er berichtete, offensichtlich Erlebtes und musste der Wahrheit entsprechen.
    Chundo war Mitte Februar, als Reisen nach Süden schon wieder möglich waren, in Vienne eingetroffen und hatte sich auftragsgemäß dem Bischof Avitus zur Verfügung gestellt. Der hatte ihn mehrfach aufs Land geschickt, um Bauern, die zum Teil noch römischen oder sogar keltischen Gottheiten opferten, für den wahren Glauben zu gewinnen.
    Ein solcher Missionsausflug endete abrupt, als von Süden das Heer des Gundobad und von Westen das seines gotischen Verbündeten anrückte. Chundo floh zurück in die Stadt. Hier schrieb er täglich an Remigius und ließ die Briefe, solange es noch möglich war, durch Kaufleute, Mönche und Rhôneschiffer bestellen. Sie enthielten – zum Teil im Auftrag des Avitus verfasst – die Botschaften von der näher rückenden Gefahr, die Remigius an die Königin und diese an Chlodwig weiterleitete. Dann begann die Belagerung, deren Schrecken der Diakon bis zuletzt miterlebte.
    Gundobad griff die Festung nicht an, sondern verließ sich allein auf die Wirkung des Hungers. Tatsächlich konnten nach einem

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