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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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– und dabei bleibt es!«
    »Eine weise Entscheidung«, bemerkte Remigius.
    »Mit strategischem Weitblick getroffen!«, rühmte Avitus.
    »Mit alldem hat sich Theoderich einen schlechten Dienst erwiesen«, sagte König Sigismund. »Er hat unser Bündnis gestärkt und erneuert. Natürlich hoffte er, es zu schwächen. Aber das ist ihm ja früher schon nicht gelungen, als er uns mit Briefen und Friedensgesandtschaften behelligte.«
    »Und mit seiner Tochter Ostrogotho, deiner Frau, Vetter, ist es ihm anscheinend auch nicht gelungen«, sagte Chlotilde.
    Das war mit lächelndem Mund gesprochen. Sigismund entging aber nicht der forschende Blick der Cousine, der auf ihm ruhte.
    »Ich habe nicht geheiratet, um im Ehegemach Politik zu treiben«, sagte er ebenso leichthin. »Das ist ja bei uns Burgundern nicht üblich. Wir haben dort anderes zu tun.«
    »Was du nicht sagst, Vetter!«, rief Chlodwig. »Dann ist meine Frau keine echte Burgunderin. Das andere tat sie zwar auch, aber nur nebenbei!«
    Diese Bemerkung löste wieder Heiterkeit aus. Die Königin Chlotilde errötete.
    »Darf ich den hohen Herrschaften einen Vorschlag machen?«
    Der schöne Gesandte erhob sich, verneigte sich gegen die Könige, schwenkte die weiten Ärmel seines seidenen Mantels und fuhr fort: »Wir alle sind glücklich und froh, weil unser Treffen so überaus fruchtbar und ergebnisreich ist. An diesem letzten Abend unseres Aufenthalts bitte ich euch und alle Gäste auf unser Schiff. Dort warten ein festliches Mahl und erlesene Lustbarkeiten. Genießen wir alles bei einer nächtlichen Rundfahrt um diese herrliche Inselstadt! Im Namen des Kaisers Anastasius, dessen Größe und Weisheit uns in diesen Tagen gelenkt und geleuchtet hat, bitte ich euch, meine Gäste zu sein!«
    Diese Ansprache löste ringsum ein freudiges Raunen aus. Alle blickten auf Chlodwig. Der zögerte nur einen Augenblick. Dann stand er rasch auf und sagte: »Was stehen wir hier noch und glotzen? Eigentlich sind mir ja schwankende Bretter zuwider. Nun, ausnahmsweise. Vorwärts! Zu Schiff!«
    Da gab es Beifall, und unter fröhlichem Stimmengewirr strebte alles zum Ausgang.
    Chlodwig verließ die Halle als einer der Letzten.
    Im Vestibül trat ein Offizier der Palastwache zu ihm. »Verzeih, König. Deine Schwester, Frau Lanthild …«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie schreit. Sie tobt.«
    »Ich habe gar nicht bemerkt, dass sie fortging. Wo ist sie?«
    »Sie wollte hinunter und die Hinrichtung stören. Da mussten wir sie in Gewahrsam nehmen. Sie will dich sprechen.«
    »Ich habe jetzt keine Zeit.«
    »Aber was sollen wir mit ihr anfangen?«
    »Was ihr … Ich weiß es noch nicht. Weiß nicht, was mit ihr geschehen soll. Hab mich noch nicht entschieden.«
    »Sollen ihr Fesseln angelegt werden?«
    »Nein.«
    In diesem Augenblick hörte man vom Ende der Gänge mit hohen steinernen Wänden, durch den Hall verstärkt, Lanthilds schrille, zornige Stimme.
    »… kein Recht! Ihr Scheusale habt kein Recht dazu!«
    »Gut, ich spreche mit ihr«, sagte Chlodwig. »Führe mich hin.«
    Es ging ein paar Stufen hinab und betrat das Gewölbe, wo man sie festhielt.
    »Hast du mich hergelockt, um mich umzubringen?«, schrie sie ihm entgegen, sobald sie ihn sah.
    »Das hättest du verdient«, erwiderte er. »Aber ich habe dich nicht hergelockt, du kamst freiwillig. Und deinen alamannischen ›Prinzen‹ hast du mitgebracht, obwohl er nicht eingeladen war.«
    »Ihr hattet kein Recht, ihn festzunehmen! Ihr habt kein Recht, ihn zu töten! Er ist unschuldig!«
    »So wie du?«
    »So wie ich! Er lebt vielleicht noch! Ich bitte dich, Bruder, nimm zurück, was du befohlen hast! Lass nicht zu, dass der teuflische Zwerg ihn ermordet! Er genießt es, er nimmt sich Zeit dabei. Ich bin sicher, dass Willich noch lebt … dass er noch atmet! Nimm den Befehl zurück! Bruder …«
    Die sehr magere und verhärmte Sechsunddreißigjährige warf sich dem König an die Brust, sank weinend an ihm nieder und umschlang eines seiner Knie, an das sie ihren kleinen Kopf mit dem kurzen grauen Haar drückte. Chlodwig schüttelte das Bein, doch sie ließ es nicht los. Er gab ihren beiden Bewachern ein Zeichen, und sie rissen sie von ihm weg und schleppten sie ein Stück fort. Dabei traten sie auf ihren weiten Rock und zerrissen ihn. Weil sie sich heftig wehrte, sprang der Verschluss ihrer Halskette auf, und die bunten Glasperlen rollten über den Boden.
    Immer wieder schrie sie, Chlodwig solle gehen und den Befehl widerrufen, weil der

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