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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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werden wir hier zu Lobe Gottes eine Basilika bauen, so groß und herrlich, dass man sie oben bemerken wird. Dafür darfst du vom höchsten Richter dann Milde erwarten. Es soll dir ein Trost sein.«
    »Ich danke dafür!« 
    Scylla drehte sich um und rief ihren Knechten zu: »Ruft die Wache! Treibt die Mönche hinaus! Diese Raben wollen sich am Lebendigen mästen!«
    Die vier stämmigen Franken ließen sich das nicht zweimal sagen. Mit den Hämmern, Sägen und Brecheisen, die sie zu ihrer Arbeit benötigt hatten, stürzten sie sich auf die Kapuzenmänner.
    Im ersten Augenblick wichen die Mönche zurück. Doch dann besannen sie sich ihrer Überlegenheit. Sie waren dreimal so viele, und Chundo hatte die Stärksten ausgewählt. Frühere Söldner und Athleten waren dabei. Mit ihren Keulen und Knüppeln schlugen sie den Angriff der Knechte zurück. Grippo und Faroin sanken getroffen und blutend nieder. Einige Frauen eilten hin, um ihnen aufzuhelfen. Aber auch sie wurden von den wütenden Gottesmännern zurückgetrieben.
    Chundo trat nun dazwischen. Er schrie, die Mönche sollten den schon beladenen und bespannten Wagen fortbringen und für den anderen Zugpferde herbeiholen. Er hatte den Plan der Griechin, sich mit ihren Truhen abzusetzen, schon am Abend durchschaut und nicht gezögert, ihn zu durchkreuzen.
    Hätte er jahrelang still geduldet, dass die »fromme Gemeinschaft« Gott verhöhnte, wäre nicht Aussicht gewesen, irgendwann mit den wachsenden Bergen von Hurengold etwas Gewaltiges zum Lobe des Herrn zu schaffen. Hätte er so lange grausam gelitten ohne diesen herrlichen Lohn vor Augen, ein Wunderwerk, das ihm doch noch die Heiligkeit sichern würde?
    Aber jetzt musste schnell gehandelt werden. Zwar hatten die verschlafenen Wachen ihn und die Mönche passieren lassen. Er war ja bekannt, und es gab keinen Argwohn gegen die frommen Männer. Doch das Handgemenge war schon bemerkt worden. Die ersten Bewaffneten rannten herbei.
    Die Griechin schrie gellend: »Diebe! Räuber!«
    Ein Mönch sprang auf den Lenkersitz der Carruca. Andere hoben die große Truhe an und wuchteten sie irgendwie auf die Rheda. Da noch immer keine Pferde gebracht wurden, spannten sich zwei Kapuzenmänner an die Deichsel und wollten anziehen.
    Doch was war das? Vom Tor her rollte ein Wagen heran, von vier Pferden gezogen. Es war ein Carpentum, ein schnelles, elegantes, zweirädriges Gefährt. Mit ihm preschten als Eskorte zwanzig Reiter auf den Gutshof.
    Der Wagen hielt. Der Mann, der sich von der gepolsterten Bank erhob, war einer der vornehmsten Antrustionen. Es war einer der ältesten und vertrautesten Freunde und Konviven des Königs der Franken. Es war der am meisten gefürchtete Mann des Frankenreichs.
    Er ließ sich vom Kutscher herunterhelfen. Sein Mantel verfing sich zwischen den Speichen des Wagenrads, und beinahe stürzte er hin. Er riss sich los und schlug mit seiner gesunden Hand nach dem Lenker, weil der nicht achtsam gewesen war. Dann reckte er seine kleine Gestalt und kam mit wackligen Schritten näher.
    Scylla lief ihm entgegen.
    »Ursio!«, rief sie. »Sieh, was hier los ist! Im letzten Augenblick kam ich dazu! Dieser Schurke von Priester wollte mich ausrauben! Im Keller hat er die Schlösser aufbrechen lassen! Wie gut, dass du kommst … Die Bande wollte sich gerade mit ihrer Beute davonmachen?«
    »Freust du dich wirklich über mein Kommen?«, fragte er maliziös. »Die Freude wird dir vielleicht noch vergehen. Ist das wahr? Du bist gerade erst eingetroffen?«
    »So ist es!«
    »Seltsam. In Reims warst du schon gestern früh. Und in Paris hattest du es besonders eilig. Der König war sehr beunruhigt, als er erwachte und erfuhr, dass du ohne seine Erlaubnis abgereist warst. Er hat mich dir nachgesandt, um nach dem Rechten zu sehen.«
    »Er schlief ja den ganzen Tag, und ich konnte nicht warten, bis er erwachte. Ich hatte einen Traum. Der König erschien mir darin und befahl, schnellstens hierher zurückzukehren. Damit ein Unheil vermieden wurde!«
    »Ah! Und wo hattest du diesen Traum? Vielleicht in einer Schiffskabine? Und verwechselst du nicht vielleicht den König mit dem Gesandten Leonidas?«
    Er ließ sie stehen und trat auf Chundo zu. Der hagere Priester stand mit dem Rücken an der Carruca. Ursios Leute waren abgesessen, hatten die Schwerter gezogen und um die zitternden Mönche einen Kreis gebildet.
    Chundo richtete seinen glühenden, starren Blick auf den schrecklichen Zwerg und wartete.
    »Endlich ist es so weit«,

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