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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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gutgeht, schaffe ich es in sechs Tagen.«
    »Ich werde meine Venus erwarten.«
    »Mein Adonis!«
    Sie stürzte zurück auf das Bett und ihm in die Arme, und sie wälzten sich unter Küssen umher.
    »Mein Adonis bringt sich für mich in Lebensgefahr«, flüsterte sie. »Oh, ich werde es ihm vergelten … hundertmal, tausendmal. Ich werde mich dafür erkenntlich zeigen … Später, wenn ich mit meinem Sohn regiere, ist er mein Gast … Ich tausche Botschaften mit dem Kaiser, mehrmals im Jahr … und ich empfange immer nur meinen Lieblingsgesandten … meinen Leonidas … meinen Adonis …«
    Die Öllämpchen brannten nieder. Graues Morgenlicht sickerte durch den Vorhang. Draußen ertönten Kommandos. Das Schiff legte an. Der schöne Gesandte ging lächelnd an Deck, um seine Gäste zu verabschieden.
    Die Königin Chlotilde, die nun wieder sehr blass und eingefallen war, reichte ihm huldvoll die Hand und trug ihm Grüße an den Kaiser auf.
    König Sigismund umarmte ihn und nannte ihn seinen Freund.
    König Chlodwig, den sein Sohn Theuderich und ein anderer stützen mussten, stierte ihn düster an und sagte: »Auch du wirst mal in der Hölle landen!«

Kapitel 14
    Vier Männer, mit Seilen und Gurten versehen, brachten die beiden Truhen aus der Tiefe des Kellers herauf in den Gutshof von Pinetum.
    Faroin, Gausbert, Romulf und Grippo hatten als Freie mit Chlodwig das Land erobert und waren in zwanzig Jahren zu Knechten heruntergekommen. Aber sie waren stark und zuverlässig, Scylla vertraute ihnen bedingungslos. Sie sollten die Fahrt nach Rouen begleiten, und sie wollte die vier auch mit auf das Schiff nehmen.
    In zwei großen eisenbeschlagenen Truhen verwahrte sie ihr gemünztes Vermögen. Es entsprach nicht ganz der dem Leonidas genannten gewaltigen Summe, doch war es weit mehr als die Hälfte davon. Im Laufe der Jahre hatte sie fast alles, was an Geschenken eingekommen war, zu Geld gemacht. Bei einem plötzlichen Aufbruch wollte sie nicht genötigt sein, das meiste zurückzulassen. Geld war am leichtesten zu transportieren, und Goldmünzen waren überall begehrt.
    Gleich nach ihrer Ankunft am Abend zuvor hatte sie die Frauen zusammengerufen und ihnen erklärt, dass ihnen ein Umzug bevorstünde, den sie schon vorbereiten wolle. Die frommen Wohltäterinnen waren misstrauisch und hatten alles verlangt, was ihnen noch zustand. Sie wurden großzügig abgefunden. Scylla wollte Gezänk vermeiden, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Jetzt standen die Frauen, in der Morgenluft fröstelnd, auf der Treppe und ahnten wohl, dass dies ein Abschied war. Einige ließen die Tränen ungehemmt fließen.
    Zwei Wagen mussten beladen werden. Die robuste, offene Rheda sollte die größere der beiden Truhen aufnehmen. Die etwas kleinere wurde in die carruca dormitoria gehoben, den elegant und bequem ausgestatteten Reisewagen, den Scylla auch schon auf der Fahrt nach Paris benutzt hatte. Die vier Franken sollten die mit je zwei Pferden bespannten Wagen lenken, sich abwechselnd auf der Fahrt nach Rouen, die nur bei völliger Dunkelheit unterbrochen werden sollte. Ein Trupp Bewaffneter von der Gutswache und Knechte mit Ersatzpferden würden folgen.
    Die vier Männer hatten die kleinere Truhe in die Carruca verfrachtet, die auch bereits mit den Zugtieren bespannt war. Die Tür am Einstieg hatten sie dazu herausnehmen müssen. Mit der größeren Truhe gab es ebenfalls Schwierigkeiten. Die beiden Sitzbänke verminderten den Platz in der Rheda. Es musste Werkzeug herbeigeholt werden, um eine zu entfernen.
    Scylla trieb die Männer an. Sie wollte unbedingt zur Nacht in Amiens sein. Nur in rascher Fahrt und ohne größere Unterbrechung konnten die mehr als sechzig Meilen an einem Tage bewältigt werden.
    Die Strapazen der Herfahrt und der Mangel an Schlaf in den letzten Nächten schienen die Griechin kaum angegriffen zu haben. In ihren Reisemantel gehüllt, um den Kopf zum Schutz vor dem Fahrtwind ein wollenes, mit einem Stirnband befestigtes Tuch, schritt sie rasch und energisch hin und her und gab ihre Befehle. Sie sprühte vor Tatkraft und Aufbruchsfieber.
    Die Knechte hatten gerade die Säge angesetzt, als sich plötzlich vom Tor her Reiter näherten.
    An der Spitze der zehn bis zwölf Männer in schwarzen Kapuzenmänteln ritt Chundo. Die anderen waren Mönche aus einem kürzlich in der Nähe gegründeten Kloster. Alle hatten Knüppel oder Keulen, was nicht ungewöhnlich war, denn zu jener Zeit trug jedermann etwas zu seiner Verteidigung bei

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