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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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sagte Ursio, indem er bis auf einen Schritt an ihn herantrat und mit seinem tückischen Lächeln zu ihm aufblickte. »Nun kann mich nichts mehr daran hindern, etwas Gutes für dich zu tun. Wie lange bin ich dir das bereits schuldig! Damals, als wir Syagrius jagten, hast du uns so viel Freude gemacht: gelungene Überfälle, herrliche Mordbrennereien … einmal ein ganzes Vorratshaus voller Franken … Wahrhaftig, du hast verdient, als ein Heiliger in die Ewigkeit einzugehen! Ich biete dir ein schönes Martyrium an. Vor zwanzig Jahren, vor der Waldburg bei Tournai, als wir uns kennenlernten, habe ich dich ja schon einmal probeweise ein bisschen geröstet. Aber das wäre ja nichts Besonderes. Du hast etwas Besseres verdient! Lass mich nachdenken … Soll ich dir die Hände an den Kopf nageln lassen, wie es der Kaiser Maximilian mit dem heiligen Pantaleon tat? Oder möchtest du in flüssigem Pech gesotten werden wie der heilige Bonifatius von Tarsus? Ich könnte dir auch die Gedärme aus dem Leib ziehen lassen, wie man es mit dem heiligen Elmo von Gaeta tat, wenn du es wünschst, sogar von niedlichen Ratten …«
    Weiter kam Ursio nicht. Der Rest war ein Gurgeln. Wie Geierkrallen hatten sich Chundos harte Finger um seinen Hals gespannt. Der kleine Krüppel schlug ein paar Mal um sich, hing aber schon im nächsten Augenblick schlaff, nur noch zuckend, an den Händen des Priesters. Der drückte so lange mit aller Kraft zu, bis der Erste von der Eskorte hinzusprang.
    Ursio fiel rücklings in den Sand. Gleich darauf sank auch Chundo nieder, von mehreren Schwertern durchbohrt.
    Erbittert stachen Ursios Leute noch auf den gekrümmt am Boden Liegenden ein. Es war weniger Hass als Angst, was sie so in Wut brachte. Denn sie waren jetzt mit einem Vergehen belastet, das sie teuer zu stehen kommen konnte. Ihr Gefolgsherr war unter ihren Augen ermordet worden.
    Der Zorn der Männer richtete sich dann gegen die Mönche. Wenigstens in der Vergeltung der Missetat wollten sie Eifer zeigen. Brüllend stürzten sie sich zu Fuß und zu Pferde auf die durcheinander fliehenden Kapuzenmänner. Einige wehrten sich aber auch wacker, und Keulen und Knüppel krachten auf die Helme und Brustpanzer. Neben die beiden Toten sanken Verletzte hin. Rings um die Wagen, die Angreifern und Verteidigern Schutz boten, wurde geschlagen, gestochen, gerauft, getreten, gewürgt.
    Niemand achtete jetzt auf die Griechin. Sie stand in der Nähe der Wagen, am Rand des Getümmels. Blitzschnell schätzte sie ihre Lage ein.
    Zweifellos gab es einen Verdacht gegen sie, Ursio wollte sie mit Gewalt zurückholen. Nach dem, was gerade geschehen war, konnte sie auch nicht mehr einfach abreisen. Wenn Ursios Leute sie daran hinderten, würde sie sich auf ihre eigenen nicht mehr verlassen können. Zwei der Zuverlässigsten waren überdies schwer verletzt. Da standen die Wagen, jeder mit einer Truhe voll Geld beladen. Aber die Rheda war noch nicht bespannt …
    Mit drei Schritten war sie an der Carruca. Direkt vor dem offenen Einstieg lagen die beiden Leichen. Noch fehlte die Einstiegsleiter, Scylla musste einen der Toten als Trittbrett benutzen. Um sich nicht mit Blut zu besudeln, trat sie auf Ursio, schwang sich hinauf. Ihre Gewänder raffend, kletterte sie über die Truhe zur Lenkerbank. Halb sitzend, halb liegend fand sie dort einen dicken stöhnenden Mönch mit zerschmetterter Schulter. Die Zügel, die er noch in der Hand hielt, entriss sie ihm. Dann gab sie ihm einen Stoß von hinten, so dass er kopfüber erst auf die Deichsel, dann unter die Hufe der Pferde stürzte. Rasch nahm sie seinen Platz ein. Nicht zum ersten Mal lenkte sie selbst den Wagen. Bei Ausflügen war ihr das oft ein Vergnügen gewesen, und sie hatte Geschicklichkeit bewiesen. Jetzt ging es vielleicht um ihr Leben, ganz bestimmt aber um fast die Hälfte ihres Vermögens, die sie noch retten konnte.
    Unter dem Lenkersitz fand sie die Gerte. Sie straffte die Zügel und schlug auf die Pferde ein, die mit einem Ruck anzogen. Der Wagen legte sich weit auf die Seite, weil zwei Räder den dicken Mönch überfuhren.
    Die Truhe rutschte und knallte hinten gegen den Wagenkasten. Aber das war nur ein banger Augenblick. Der Wagen gewann Fahrt. Scylla peitschte die Pferde unbarmherzig.
    Das Gutstor war offen, die Wächter sprangen zur Seite. Mit rasselnden Rädern fuhr die Carruca hinaus auf den Sandweg. Staubwolken wirbelten auf.

Kapitel 15
    Der Weg durchschnitt einen dichten Wald.
    Häufig wechselte die

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