Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
seine Lügen zu verbreiten.
    Schon der »Vater der Geschichtsschreibung«, der Grieche Herodot, gibt dafür ein anschauliches Beispiel, wenn er die Schlacht bei Marathon des Jahres 490 v. Chr. schildert und am Ende die Verluste der beiden Seiten so beziffert: »In der Schlacht bei Marathon hatten die Barbaren (die Perser) etwa sechstausendvierhundert, die Athener hundertzweiundneunzig Tote.« So kamen dreiunddreißig erschlagene Feinde auf einen gefallenen Helden aufseiten des Siegers.
    Der Geschichtsschreiber der Franken, Gregor von Tours, verliert sich in seinem etwa achtzig Jahre nach dem fränkisch-westgotischen Krieg verfassten kurzen Bericht nicht einmal in solchen überflüssigen Einzelheiten. Er konzentriert sich auf das für ihn Wesentliche. Nachdem er die Bestrafung des Heudiebs durch Chlodwig und die fromme Verheißung in der Grabkapelle des heiligen Martin geschildert hat, fährt er fort:
    »Als der König darauf mit seinem Heer zum Fluss Vienne kam, war er ratlos und wusste nicht, wo er übersetzen sollte, denn der Fluss war vom Regen hoch angeschwollen. Und in der Nacht betete er zum Herrn, dass er ihm eine Furt zeigen möchte, wo er hindurchgehen könne. Da kam in der Frühe eine Hirschkuh von wunderbarer Größe herbei und ging vor den Augen der Franken auf Gottes Geheiß durch das Wasser, und er sah, dass das Heer an der Stelle, wo sie hindurchwatete, übersetzen könne. Als der König dann gegen Poitiers kam und sich noch fern der Stadt im Lager befand, sah er auf einmal, wie ein Feuerglanz von der Kirche des heiligen Hilarius ausging und zu ihm herüberstrahlte. Das geschah, damit er umso erbarmungsloser, vom Licht des heiligen Bekenners Hilarius geleitet, die Scharen der Häretiker zusammenhauen sollte, gegen die dieser Bischof so oft für den Glauben gestritten hatte. Der König befahl dem ganzen Heere, auch an diesem Ort unterwegs nicht zu rauben und zu plündern.«
    Bischof Gregor schildert nun noch ein weiteres Wunder, bei dem der Arm eines Kriegers, der einen heiligen Mann erschlagen will, auf der Stelle erlahmt, und fährt dann fort:
    »Schließlich traf König Chlodwig mit dem Gotenkönig Alarich auf dem Feld von Vouillé zusammen, zehn Meilen von Poitiers, und während die einen den Kampf aus der Ferne führten, gerieten die anderen ins Handgemenge. Und als dann die Goten, wie es ihre Art war, die Flucht ergriffen, gewann König Chlodwig mit Gottes Beistand den Sieg. Es stand ihm dabei zur Seite ein Sohn Sigiberts des Lahmen mit Namen Chloderich, jenes Sigibert nämlich, der im Kampf gegen die Alamannen bei Zülpich am Knie verwundet worden war und seit der Zeit hinkte.
    Der König verfolgte die Goten und tötete ihren König Alarich. Selber geriet er zwischen zwei gotische Krieger, die ihn an beiden Seiten mit ihren Speeren trafen. Nur seine Rüstung und sein schnelles Pferd retteten ihn vor dem Tode   …
    Seinen Sohn Theuderich schickte er dann über Albi und Rhodez in die Auvergne, und er zog dort durch die Städte von den Grenzen der Goten bis zu denen des Burgunderlandes und unterwarf sie alle der Herrschaft seines Vaters   …
    Den Winter brachte Chlodwig in Bordeaux zu, ließ dann den Schatz König Alarichs von Toulouse fortschaffen und zog nach Angoulème. Solche Gnade erwies ihm dort der Herr, dass die Mauern, als er sie anblickte, von selbst niedersanken. Darauf mussten die Goten die Stadt verlassen, und er unterwarf sie seiner Herrschaft. Als Sieger kehrte er nach Tours zurück und weihte viele Geschenke der Kirche des heiligen Martinus.
    Vom Kaiser Anastasius erhielt er damals die Ernennung zum Konsul, und in der Kirche des heiligen Martinus legte er die purpurne Tunika und die Chlamys an und schmückte sein Haupt mit einem Diadem. Dann bestieg er sein Pferd und streute mit eigener Hand auf dem ganzen Weg von der Grabkapelle bis zur Stadtkirche mit größter Freigebigkeit Gold und Silber unter das Volk.
    Von diesem Tage an wurde er Konsul oder Augustus angeredet. Von Tours ging Chlodwig nach Paris und machte diese Stadt zum Sitz seiner Herrschaft.«

Kapitel 19
    Es ist anzunehmen, dass sich Bischof Gregor bei der Darstellung dieser Ereignisse in seiner Frankengeschichte auf offizielle Dokumente des Frankenreichs, vor allem kirchliche, und auf mündliche Überlieferung stützte. Eine Sammlung sehr aufschlussreicher privater Briefe des byzantinischen Gesandten, der Chlodwig im Herbst 508 in Tours die Ernennung zum Konsul und die Ehrengeschenke des Kaisers Anastasius

Weitere Kostenlose Bücher