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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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vorstand, existiert noch und erfreut sich weiterhin der aufmerksamen Betreuung durch die Geistlichkeit. Solche Quellen lässt man nicht gern versiegen!
    Der Streit um die zweite Geldtruhe Scyllas, die fast zwölftausend Solidi enthielt, ist übrigens inzwischen beigelegt. Ich schrieb dir wohl, dass der Bischof Remigius und der mächtige Majordomus und Schatzmeister Bobo sich endlos um dieses Geld balgten. Ein fanatischer Priester namens Chundo hatte unsere Landsmännin damals hindern wollen, mit ihren Schatztruhen zu verschwinden. Ein Gefolgsmann des Königs, sein oberster Scherge, war dazugekommen und hatte den Priester bedroht, der ihm daraufhin an die Kehle ging. In dem folgenden Handgemenge kamen die beiden und noch fünf andere ums Leben. Bobo sprach nun der Kirche das Geld ab, weil der Priester Chundo ein Mörder gewesen sei. Remigius argumentierte dagegen, Chundo habe als aufrechter Christ gehandelt, weil er verhindern wollte, dass sich eine Spionin und Verräterin mit dem Geld zu den arianischen Häretikern, den Goten, absetzte und so deren Widerstand stärkte. Damit kam er vor dem Gericht des Königs schließlich durch. Chlodwig sprach die Truhe der Kirche zu. Er kann sich das selbstverständlich leisten, seine Schatzkammern sind ja wohlgefüllt. Von dem Geld der Scylla werden nun Kirchen gebaut und Klöster eingerichtet, und natürlich bekam auch der heilige Martin seinen Anteil. Der mörderische Priester, der selbst gern ein Heiliger geworden wäre, muss sich im Jenseits mit ein paar Messen begnügen, die man in den neuen Kirchen für sein Seelenheil lesen wird.
    Und das Neueste von unserer Wohltäterin? Du wirst es kaum glauben – sie ist in Karthago bei den Vandalen! Theoderichs Feldherr Ibba soll wenig Mühe gehabt haben, eine arg zusammengeschrumpfte Streitmacht des ›Königs‹ Gesalich bei Barcelona zusammenzuhauen. Schon vorher sollen die wichtigsten Leute den jungen Mann verlassen haben und zu Ibba übergegangen sein. Es heißt, dass auch einige umgebracht wurden, die sich offen für Alarichs legitimen Sohn erklärt hatten. Sollte mich das überraschen? Ich zittere jetzt noch bei der Erinnerung daran, wie oft ich mit Gesalichs Mütterchen nackt, bloß und unbewehrt allein war, sogar noch nach dem Vorfall an der lusitanischen Küste.
    Sie und ihr Sohn konnten sich jedenfalls nach Afrika absetzen. Ein syrischer Kaufmann, der das hier berichtete, fügte hinzu, die beiden hielten in Karthago aufwendig Hof, ließen sich in Sänften und mit großem Gefolge durch die Straßen tragen, und jedermann kenne sie dort schon. Es sollte mich nicht wundern, wenn Scyllas nächstes Angriffsziel König Thrasamund wäre. Er ist zwar mit Theoderichs Schwester verheiratet, soll aber dem schönen Geschlecht auch sonst sehr zugetan sein. Folgt nun im Lotterbett dieser späten Hetäre dem Patricius der Römer und den Königen der Westgoten und Franken der König der Vandalen?
    Dieser Brief, mein Polyttas, kommt mit einer neuen Ladung Sklaven. Es sind diesmal nur Männer, Friesen und Sachsen, die man bei Räubereien im nordwestlichen Grenzgebiet aufgebracht hat. Mein Freund Jullus Sabaudus hat mir den Gefangenentreck mit Hilfe einiger gefälschter Befehle zugeleitet und damit verhindert, dass der Verkauf der Leute dem Fiskus zugutekommt. Natürlich tut er das gegen angemessene Gewinnbeteiligung. Im Grunde ist er jedoch unbezahlbar. Er hat es durch seine guten Beziehungen zu Comites der Grenzstädte fertiggebracht, ganze Hundertschaften zwecks Beschaffung von Ware zu den Friesen, Sachsen und Bretonen zu schicken. Ein wahrer Freund!«
    Noch ein letzter Brief des Gesandten Leonidas, der kurz darauf nach Konstantinopel zurückkehrte und seine Geschäfte im Frankenreich von dort aus weiterführte, verdient Interesse. Dieses Schreiben an seinen Bruder Polyttas stammt aus dem Jahre 510, und es heißt darin:
    »Mit Gesalich hat es ein böses Ende genommen. Kaum zu glauben, aber es war ihm tatsächlich gelungen, bei Theoderichs Schwager, dem Vandalenkönig, die Geldmittel aufzutreiben, um noch einmal ein Heer aufzustellen. Anfangs soll Thrasamund sich strikt geweigert haben, ihn gegen den Enkel seines Schwagers Theoderich zu unterstützen. Schließlich tat er es aber doch, und in der Zwischenzeit muss es zu einem sehr lebhaften diplomatischen Austausch zwischen dem König und Gesalichs Emissär gekommen sein. Du ahnst, um wen es sich dabei handelte?
    Gesalich wagte sich jedenfalls zurück nach Spanien, verteilte reichlich

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