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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Amt verzichten. Ja! Soll er sehen, ob er dann einen Besseren findet. Und sein Referendar will ich dann auch nicht mehr sein!«
    »Und dann entführst du mich auf der Stelle!«, rief Audofleda begeistert. »Wir fliehen zur Küste und über das Meer in irgendein fernes Land, wo uns niemand kennt. Vielleicht nach Griechenland, zu den Spartanern … dort war es schon vor Hunderten Jahren Brauch, dass Männer die Frauen vor der Heirat entführten.«
    »Zu den Spartanern … wohin du willst!«, sagte Jullus und küsste sie zärtlich.
    »Zu fliehen ist später immer noch Zeit, jetzt heißt es erst einmal, alle Sinne auf den Angriff zu richten!«, sagte Lanthild streng, als sie bemerkte, dass die beiden bei ihrem Schnäbeln und Turteln fast vergaßen, wie schlecht ihre Sache im Augenblick stand. »Du wirst dich also gleich morgen früh aufmachen«, fuhr sie fort, an Jullus gewandt. »Und dann rede zu ihm, wie ich es dir vorgesagt habe. Ich glaube, er hat keine Hoffnung mehr, dass die Goten noch kommen, und wird zustimmen. Dann achte darauf, dass er eure Verlobung gleich verkündet, vor so vielen Zeugen wie irgend möglich. Wenn er noch Geld und Geschenke fordert … versprich alles, was du geben kannst. Sobald du dein Amt hast, wirst du ja schnell wieder reich. Anderenfalls wärst du der Erste, der ein Amt hat und sich nicht die Taschen füllt. Ist beim König alles erledigt, kommst du hierher und berichtest. Danach gehst du nach Paris und nimmst deinen Posten ein, während dein Bruder nach Soissons reitet und eure Verlobung bekannt macht. Audo und ich erfahren es, wenn wir in den Palast zurückkehren. Wir werden behaupten, auf einem der Krongüter gewesen zu sein. Audo ist von der Nachricht betroffen und muss sich zurückziehen … und ich schlage die Trommel, damit man es im letzten Mauseloch hört und jeder erfährt, dass ihr verlobt seid. Dann mögen die Herren Gesandten des Königs Theoderich kommen – ich freue mich schon auf ihre Gesichter!«

    Kapitel 2
    Als Jullus Sabaudus, prächtig herausgeputzt, am nächsten Mittag mit einem kleinen Gefolge seiner Knechte das Gut Berny erreichte und sich nach dem König erkundigte, erfuhr er erfreut, dass Chlodwig bereits von der Jagd zurückgekehrt war. Er ließ sich melden und durfte nach einer knappen Stunde das Tor passieren.
    Der wachhabende Gefolgsmann, der ihn zum König führte, machte ihn allerdings freundlich darauf aufmerksam, dass er für sein Anliegen, falls es eines gebe, einen sehr schlechten Tag gewählt habe. König Chlodwig sei übler Laune und leide außerdem unter Schmerzen. Bei der Verfolgung eines Auerochsen, den er schon fast erlegt hatte, sei er tags zuvor vom Pferde gestürzt und habe sich einen Fuß verletzt. Zu allem Unglück sei das Tier den Jägern entkommen. Darauf habe er die Jagd abgebrochen und sei noch am Abend nach Berny zurückgekehrt. Er habe auch eine sehr schlechte Nacht hinter sich.
    Unter solchen Warnungen wurde Jullus zum König geführt. Chlodwig saß am Ufer des Flüsschens, das sich unweit seines Lieblingsplatzes bei den Pferdeställen durch die Wiesen schlängelte. Man hatte ihm einen Klappstuhl so hingestellt, dass er seinen geschwollenen Fuß in das flache Wasser halten und kühlen konnte. Ursio, ein Arzt, der Gutsverwalter und ein paar andere Männer hockten bei ihm und hörten schweigend an, was er ihnen mit verdrießlicher Miene und schroffen Gesten auseinandersetzte. Jullus wagte nicht, ihn zu unterbrechen, und blieb in einigem Abstand stehen, während der Wachhabende sich zurückzog.
    Der König beschwerte sich über sein Jagdgefolge, das ihn, seiner Meinung nach, im entscheidenden Augenblick im Stich gelassen hatte. Er habe dem riesigen Vieh allein gegenübergestanden und ihm auch den tödlichen Stich versetzt. Alle anderen aber, statt ihre Lanzen auf das waidwunde Tier zu schleudern, seien in wilder Panik davongestürzt. So sei ihm der Auerochse entkommen, mit dessen prächtigen Hörnern der Festsaal zur Hochzeit geschmückt werden sollte. Und bei der Verfolgung sei ihm auch noch das Missgeschick mit dem Fuß passiert. Hinkend werde er nun seine Braut ins Ehegemach führen müssen!
    Der Verwalter wagte, das Wort zu nehmen, und beteuerte, dass die Spur des flüchtigen Rindes verfolgt und dass man es aufbringen werde. Aber da wurde ihm klargemacht, solche Ungeheuer seien imstande, mit einem Speer im Leib noch halb Gallien zu durchqueren. Die Stelle, wo es sich endlich niederlegen werde, polterte Chlodwig, gehöre vielleicht

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