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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Richar, strich seinen Schnurrbart und setzte plötzlich ein breites Lächeln auf. »Jetzt haben sie uns auf den Geschmack gebracht! Aber den hatten wir auch schon vorher. Nur muss man ja erst einmal den Braten beschnuppern, ehe man hineinbeißt. Er könnte verdorben sein. Ist es so, Männer? Das musst du noch lernen, Vetter Chlodwig. Wenn es um eine große Sache geht, muss erst alles heraus, was dagegen spricht. Erst dann entscheiden sich besonnene Männer. Das ist nicht Feigheit – das ist Klugheit und Umsicht! Es war deshalb richtig, alle Einwände vorzubringen. Aber du hast überzeugend gesprochen, der Krieg mit den Römern muss sein. Und deshalb bin auch ich jetzt dafür, dir zu folgen!«
    Zustimmendes Geschrei kam nun auch von denen aus Cambrai. Es war offensichtlich, dass Richar bei ihnen mehr Ansehen genoss als sein älterer Bruder, der König, und dass seine Meinung den Ausschlag gab.
    »Ich wusste ja, Richar, auf dich kann man zählen«, sagte Chlodwig ironisch. »Besser ein Held als ein Hasenfuß, wenn man schon keine andere Wahl hat. Und du, Vetter?«, wandte er sich an Chararich. »Willst du immer noch türmen?«
    »Davon war niemals die Rede«, entgegnete der Tongerer mit steifer Würde. »Mein Plan war ein Rückzug aus taktischen Gründen. Der Römer würde gezwungen sein, uns zu folgen und sich von der Festung zu entfernen. Dann könnten wir ihn in die Zange nehmen. Aber du hast mich überzeugt, dass wir das gar nicht nötig haben.«
    »Dann gibt es also keine Einwände mehr!«, rief Chlodwig.
    »Nur einen Vorschlag!«, sagte Richar. »Wir sind dafür, Vetter Chlodwig, dass du uns anführst, obwohl du der Jüngste von uns bist und noch wenig Gefechtserfahrung hast. Du hattest den Mut, diesen Krieg zu erklären, die römische Streitmacht herauszufordern. So sollst du nun auch die Ehre haben, mit deinen Männern den Hauptstoß zu führen. Dir dies zu neiden, wäre unehrenhaft und gehörte sich nicht unter Verwandten. Wir aus Cambrai und Tongeren werden uns deinem Kommando unterstellen und euch den Rücken decken.«
    »Ja, ja, wir k-k-kämpfen in der Nachhut!«, bestätigte Ragnachar.
    »Und wir halten uns in der Reserve«, erklärte Chararich.
    »Gut«, sagte Chlodwig. »So machen wir es. Ich schätze es, dass ihr so höflich seid und uns den Vortritt lasst, wenn es ans Sterben geht. Ich werde euch das auch nicht vergessen, wenn es dann hinterher ans Teilen der Beute geht. Dann bekommt jeder, was er verdient hat!« Damit war alles gesagt, und die Versammlung löste sich auf.
    Chlodwig stellte Wachen auf und befahl, die letzten Feuer zu löschen und überall Ruhe zu halten. Zum Lagern zogen sich alle aus dem Schussbereich der Skorpione zurück.
    Nur von Zeit zu Zeit kam noch ein Brandpfeil geflogen, aber wohl nur zur Unterhaltung der Männer auf dem Wehrgang, die sich wach halten wollten.
    Die Anführer blieben noch beisammen und besprachen die Aufstellung der fränkischen Heerhaufen für die Schlacht.
    Chararich gab zu bedenken, dass man zum Sieg die Hilfe der Götter benötige, jedoch noch kein Opfer gebracht habe.
    Die Cambraier hielten dem entgegen, das sei ja bereits vor dem Aufbruch nach Bavai geschehen. Dort habe man eine ganze Herde geopfert. Für einen anderen Krieg, entgegnete der Vogelkopf, für den Zug nach der Küste gegen die Stämme aus Britannien. Das könne für die Schlacht, die bevorstand, nicht gelten, das würden die Götter nicht anerkennen. Außerdem müsse der Ort für das Opfer erst gehegt und geweiht werden, sonst würde es nicht gültig sein.
    Das ganze Gerede lief schließlich darauf hinaus, doch lieber die Entscheidung hinauszuzögern, sich zurückzuziehen und erst in Ruhe und unter Beachtung aller Vorschriften den Göttern Genüge zu tun.
    Doch darauf ließ Chlodwig sich nicht mehr ein.
    In der Nähe sahen sie im Mondlicht eine mächtige Eiche, deren Schatten den Schnittpunkt der beiden Straßen markierte. Er zog die Franziska aus dem Gürtel und schleuderte sie nach dem Stamm, wo sie stecken blieb.
    »Da habt ihr den heiligen Ort!«, rief er. »Die Eiche dort ist jetzt Wodan geweiht – von mir, dem Feldherrn und Oberpriester! Und bei Sonnenaufgang hänge ich dort die drei Trossknechte auf, die sich gestern verdrücken wollten. Das mache ich selbst, ich bringe Wodan das Opfer. Das wird ihm genügen – und er wird mit uns sein!«

Die Merowinger – eine der mächtigsten Familien des frühen Mittelalters, die mit Schwert und Blut Geschichte schrieb.
    Die mörderische

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