Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
Norden und Nordosten führenden Römerstraßen bildeten.
    Inzwischen hatte sich über die weite Ebene vor Soissons die Nacht gesenkt. Hunderte Feuer flammten auf, in den Kesseln kochte der Gerstenbrei.
    Wer noch einen Fisch in der Aisne gefangen hatte, spießte ihn auf seine Lanze und briet ihn. Vor den Planwagen schenkten Frauen das bittere Kräuterbier aus. Die Männer standen geduldig Schlange und ließen sich die Trinkhörner füllen.
    Als sich aber die Abordnung von der Festung her näherte, liefen sie von allen Seiten zusammen. Einander stoßend und drängend, bildeten sie rasch einen Kreis.
    Ein hochmütig blickender Mann mit forschem Schnurrbart und Merowingermähne, mit viel Silber am Arm, am Gürtel und sogar an den Schuhen trat den drei Anführern entgegen. Es war Richar, der jüngere Bruder des Ragnachar.
    »Unsere Helden sind wieder da!«, rief er und schwenkte den Becher in seiner Hand. »Wir dachten schon, sie hätten euch alle umgelegt!«
    »Das könnte dir p-passen, dass sie mich u-umlegen!«, entgegnete Ragnachar.
    »Deshalb hat er sich ja auch gedrückt«, höhnte Chlodwig. »Und jetzt ist er enttäuscht!«
    »Sieh dich vor, Vetter!«, sagte Richar. »Frechen Hunden schneide ich gern die Schwänze ab!«
    »Wenn du noch dazu kommst«, gab Chlodwig zurück, wobei er auf die Axt an seinem Gürtel klopfte. »Vorher mache ich nämlich zwei Hälften aus dir!«
    Einige lachten.
    Chararichs Vogelkopf stieß nach den beiden. »Hört doch auf mit diesem Gezänk!«, fuhr er sie an. »Fällt euch jetzt nichts Besseres ein? Morgen soll es in die Schlacht gehen, und ihr reißt die Mäuler auf und streitet!«
    »Was heißt das – morgen soll es in die Schlacht gehen?«, rief Richar. »Was bedeutet das, alter Geier?«
    »Das bedeutet, dass es morgen früh losgehen soll!«
    »Gegen wen denn?«
    »Na, wen wohl? Den Patricius und seine Legionen. Morgen früh marschieren sie auf.«
    »Bist du verrückt geworden?«
    »D-D-Der nicht«, sagte der dicke Ragnachar und zeigte auf Chlodwig: »A-Aber dieses t-t-tollkühne Bürschlein! Dem verdanken wir, dass wir morgen G-G-Gras fressen werden.«
    »Eine Schlacht?«, schrie Richar. »Ihr wollt denen eine Schlacht liefern?«
    »Was sonst?«, erwiderte Chlodwig lachend. »Dazu sind wir doch hergekommen. Warum zitterst du denn so, Vetter? Hast du auf einmal flüssiges Gold in der Hose?«
    Jetzt erhob sich Geschrei. In die Menge der Franken kam ringsum Bewegung. Die Neuigkeit wurde von denen, die in der Nähe standen, nach hinten weitergegeben.
    Die Männer der Abordnung wurden mit Fragen bestürmt.
    »Aber warum denn? Es soll doch gegen die von der Insel gehen!«
    »War das vielleicht nur ein Vorwand?«
    »Was ist mit unseren Forderungen? Hat er sie abgelehnt?«
    Die Antwort löste Empörung aus.
    »Die Römer glauben noch immer, sie sind hier die Herren!«
    »Dabei haben sie schon ihren Kopf verloren – den Kaiser!«
    »Mit dem Rest, Männer, werden wir auch noch fertig!«
    Es waren vor allem die aus Tournai, die sich gleich für die Aussicht auf Kampf begeisterten. Die anderen hielten sich zurück. Viele zogen bedenkliche Mienen.
    Richar verschaffte sich, die Arme schwenkend, erneut Gehör.»Was für einen Brei habt ihr uns da eingerührt?«, schrie er. »Haben wir das in Bavai beschlossen? Warum denn gleich Krieg mit den Römern? Sie sollen uns nur besser bezahlen, wenn wir für sie die Arbeit machen, vor ihrer Tür den Dreck wegräumen! Und etwas Land – mehr wollen wir doch gar nicht! Habt ihr denn nicht mit ihnen verhandelt?«
    »Hab ich ja, B-Bruder«, versicherte Ragnachar. »Schimpf doch nicht so mit mir! Aber der P-P-Patricius sagte, es geht nicht, und ich wollte gerade etwas erwidern, da zieht mich Chlodwig hinten am Mantel und sagt, l-lass mich mal … Ich a-a-ahnte ja nicht, was er vorhatte …«
    Ein nicht mehr ganz junger Kerl, Galloromane, mit künstlich gekräuseltem Haar, im bestickten Mäntelchen, drängte sich an Ragnachars Seite. »Mein armer König! Wie viel Schreckliches musstest du wieder erleiden«, säuselte er, »und wie unheimlich ist es hier. Lass uns doch lieber von hier verschwinden!«
    »Mein F-F-Farro hat recht!«, sagte der Dicke, wobei er dem besorgten Freund die Hand drückte. »Das wäre das Beste!«
    »Da stimme ich zu!«, rief Chararich. »Habt ihr gehört, was der Patricius gesagt hat? Wenn wir bei Sonnenaufgang nicht fort sind, lässt er den Platz hier räumen. Und er wird keine Gefangenen machen! Gegen seine Legionen sind wir

Weitere Kostenlose Bücher