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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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die Belagerung aus.
    Erst allmählich erlahmte der Widerstand. Als Baddo mit einem Katapultgeschoss die Botschaft schickte, König Chlodwig werde jeden begnadigen, der sich ergebe, dagegen jeden unbarmherzig töten lassen, der sich weiterhin widersetze, brachen unter den Eingeschlossenen Kämpfe aus. Und als eine zweite Botschaft mit dem Versprechen kam, eine hohe Belohnung erwarte jeden, der Chararich und seinen Sohn festnehme und ausliefere, mussten die beiden sich in eine Festung in der Festung zurückziehen.
    Der König machte nun aber den Fehler, auch seine Geliebte mit in diese innere Festung zu nehmen, eine Friesin, die er ein paar Jahre zuvor auf einem Raubzug nach Norden erbeutet hatte. Deren tiefsitzenden Groll gegen ihn, der ihre ganze Familie umgebracht hatte, machten sich ein paar Verschwörer zunutze. Die Friesin ließ sie heimlich ein und versteckte sie in der Kammer, die sie mit Chararich teilte. Der Rest war nicht schwierig. Als er gerade mit ihr zugange war, sprangen die vier Männer hervor. Der nackte König ergab sich widerstandslos. Sein Sohn konnte nach kurzem Handgemenge von der Überzahl der Angreifer überwunden werden. Beide wurden an Baddo ausgeliefert. Der besetzte die Festung und erinnerte sich nicht mehr an seine Versprechungen, freilich auch nicht an seine Drohungen. Nach Chlodwigs Vorbild behandelte er seine Helfershelfer als Verräter, die froh sein konnten, mit dem Leben davonzukommen.
    Die beiden langhaarigen Gefangenen wurden, mit Ketten beschwert, vor das Hauptgebäude der villa rustica in Berny geführt. Chlodwig stand am Fenster und blickte auf sie hinab, während er Baddos Bericht anhörte.
    In letzter Zeit hatte er seine alte Gewohnheit, immer die Franziska am Gürtel zu tragen, aus Bequemlichkeit abgelegt. Jetzt steckte er die Axt wieder zu sich, nachdem er noch mit dem Finger die Schärfe der Schneide geprüft hatte. Dann ging er hinunter und trat hinaus auf die Freitreppe.
    Chararich fiel bei seinem Anblick gleich auf die Knie und begann, zu heulen und zu flehen. Zu Unrecht werde er als Feind behandelt, dabei hege er gegen Chlodwig die brüderlichste Gesinnung. Er sei künftig auch zu allem bereit, wenn man ihm nur sein kleines, ererbtes Tongeren ließe: Unterwerfung unter den König der Francia, treue Gefolgschaft, Waffenhilfe. Sein Sohn, lang und dürr und vogelköpfig wie er selbst, aber aus festerem Holz, schwieg dazu trotzig.
    Chlodwig musste sich überwinden, um an Chararich überhaupt noch das Wort zu richten. Zu sehr verabscheute er diesen Verwandten.
    Wozu brauchte er diesem Verworfensten aller Schufte noch zu erklären, dass mit ihm ein Ende gemacht werden musste!
    Er hieß ihn aufstehen, damit er den Hiebwinkel für die Axt besser schätzen konnte. Hals oder Schädel, dachte er, während er seinen Wolfsblick in die punktkleinen, boshaften und unterwürfig starrenden Augen des Chararich senkte. Dann redete er aber doch, schnell, in abgerissenen Sätzen und erinnerte an die Schlacht in der Nähe, bei Soissons, an das feige, verräterische Abwarten Chararichs, der sich auf die Seite des Siegers schlagen wollte, dies dann auch tat und mit seiner Bande gegen die Unterworfenen wie eine Viehherde wütete. Damals habe er sich das Urteil verdient, das jetzt, nach acht Jahren, endlich vollstreckt werde. Und damit zog er die Axt aus dem Gürtel.
    In diesem Augenblick erschien die Königin hinter ihm auf der Treppe. »Warte doch!«, rief sie. »Ich bitte dich, übereile nichts!«
    Schwerfällig kam sie die Stufen herab. Unter der hoch gegürteten Tunika wölbte sich ihr Leib. Sie war wieder guter Hoffnung.
    »Was willst du, Frau?«, fuhr Chlodwig sie an. »Das hier ist nichts für dich. Am Ende erschrickst du und verlierst meinen Sohn. So etwas ist schon passiert. Mach, dass du wieder ins Haus kommst!«
    »Hör mich an!«, keuchte sie und ergriff seinen Arm, der die Axt hielt. »Versündige dich nicht! Ich bitte dich, schone deine Verwandten … gerade um dieses Kindes willen! Gott wird dich an ihm strafen, wenn du tust, was du vorhast!«
    »Dein Gott ist ein Schwächling, das haben wir ja erlebt. Und nun störe nicht länger. Dieser Kerl wollte mich damals verraten und würde es jederzeit wieder tun. Und sein Sohn ist nicht besser. Deshalb schicke ich sie dorthin, wo sie hingehören!«
    »Ich flehe dich an, nimm Rücksicht auf ihre Seelen!«
    »Die haben keine.«
    »Sie werden ihre Seelen entdecken, wenn sie erst Buße tun! Gib ihnen dazu Gelegenheit!«
    »Buße? Wie

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