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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Kirche am fränkischen Hof als leuchtendes Zeichen betrachten. Sie würden auch Bittgottesdienste für das Wohl des kleinen Prinzen veranstalten. Das genügte. Am Ende gab der König sein Einverständnis.
    Schon in einer der nächsten Nächte gebar die Königin ihr zweites Kind. Es war wieder ein Sohn, und sie nannten ihn Chlodomer.
    Diesmal nahm Chlodwig an der Taufe nicht teil. Er dachte, da seine Götter durch ihn, ihren Abkommen, handelten, müssten sie wohl auch durch seine Augen sehen. Und was er nicht sah, das sahen vielleicht auch sie nicht. Und damit sie nur hörten, was sie hören sollten, befehligte er während der Zeremonie draußen auf dem Palasthof eine Waffenübung. Seine Kommandos, das Gebrüll der Kämpfer, das Klirren der Schwerter, das dumpfe Dröhnen der getroffenen Schilde übertönten die Gesänge der Geistlichen drinnen.
    Dann kamen die Frauen mit dem Täufling heraus. Erleichtert sah der König, dass nichts passiert war. Aus seinen Kissen reckte sein Sohn die winzigen Fäuste zum Frühlingshimmel. Er war nun sicher, richtig gehandelt zu haben.
    Diese Sicherheit währte nicht lange. Gegen Abend begann der Säugling zu husten, er bekam Fieber und Durchfall. Die Brust, die Chlotilde ihm bot, nahm er nicht an. Schreien konnte er auch nicht mehr, er wimmerte nur noch.
    Die beiden galloromanischen Ärzte, die die Königsfamilie betreuten, untersuchten ihn und waren ratlos. War es eine Lungenentzündung oder eine Wurmkrankheit? War es Keuchhusten oder sogar die Cholera? Einig waren sie sich nur darin, dass Chlodomer kaum den Morgen erleben werde.
    Die Königin warf sich vor dem Lager des Kindes zu Boden. Händeringend begann sie, zu beten und Gott um Hilfe anzuflehen. Doch damit schürte sie Chlodwigs Zorn, der gleich in hellen Flammen emporschlug. Sie rief den Gott an, der auch diesmal wieder versagte und seine Machtlosigkeit bewies? Das empfand er als strafwürdigen Hohn.
    Zum ersten Mal erhob er die Hand gegen Chlotilde. Er packte sie an den Haaren und schleifte die Schreiende durch das Zimmer. Er ließ sie fallen und gab ihr Fußtritte. Er riss sie hoch und schlug blindwütig auf sie ein. Beherzte Frauen aus ihrer Umgebung versuchten, ihm in den Arm zu fallen, und wurden zu Boden geschleudert. Dasselbe geschah Ärzten und Dienerinnen.
    Chlodwig schrie auch nach Remigius und drohte, ihn auf der Stelle zu erwürgen, wenn er sich noch einmal vor ihm blicken ließe. Dann befahl er, sein Pferd, den Rufus, vorzuführen, und ritt allein durch die Nacht nach Berny. Er wollte nicht dabei sein, wenn sein Sohn starb. Auch weil er sich selber mitschuldig fühlte.
    Gleichgültig wäre ihm gewesen, wenn ihn, den einsamen Reiter im Mondschein, Banditen angefallen und umgebracht hätten. Doch er erreichte das Königsgut ohne Zwischenfall.

Kapitel 9
    Am nächsten Tag, nachmittags um die neunte Stunde, kam Lanthild nach Berny. Seit Ansoalds Versetzung nach Rouen, die in ihren Augen eine Verbannung war, hatten sich Bruder und Schwester nur wenige Male und niemals unter vier Augen gesehen. Chlodwig hatte ein Gespräch und den Streit, den die Schwester suchte, vermieden. Er war sogar zweimal heimlich fortgeritten und hatte in Jagdhäusern genächtigt, als sie ihn auf dem Königsgut aufsuchen wollte.
    Er wusste ja, was sie wollte und dass er nicht nachgeben konnte. Aber er fürchtete, dass sie seine Zuneigung missbrauchen würde. Seiner Ansicht nach hatte sie alles verdorben, als sie sich leichtfertig zu den Arianern bekannte. Damit hatte sie den ersten Schwerthieb für ein Dauergefecht mit Chlotilde geführt, das er nicht dulden durfte. Es fehlte noch, dass die »Christianer« an seinem Hof ihre Kämpfe austrugen – mit seiner Frau und seiner Schwester als Vorkämpferinnen!
    Lanthild ließ ihm durch die Torwache sagen, sie komme, um sich vor ihrer Abreise nach Rouen von ihm zu verabschieden. Diesmal empfing er sie. Er war auch begierig auf Nachrichten aus dem Palast.
    Sie fand ihn allein an seinem Lieblingsplatz unter der Buche am Pferdestall. Er sah zu, wie ein paar Knechte junge Hengste zuritten. Bei seinem Anblick erschrak sie. Er wirkte übernächtigt, zerquält. Das Gesicht des Dreißigjährigen war bleich, beherrscht von der wie ein Rammbock vorspringenden Nase und der schrecklichen Hiebnarbe. Das nun vollkommen graue Haar, das an der Stirn dünn wurde, hing wirr und in Strähnen um seine Schultern.
    »Ist er gestorben?«, fragte er, ohne Lanthilds kühlen Gruß zu erwidern.
    »Dein Sohn? Als ich losritt,

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