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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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falschen Götter!«
    »Genug, genug! Spar dir deine Besorgnis. Deine Belehrungen brauche ich nicht. Deine Ansichten sind mir gleichgültig.«
    »Meine vielleicht … aber sicher nicht die deines mächtigen neuen Verwandten. Audo schreibt, Theoderich werde nicht dulden, dass das empfindliche Gleichgewicht zwischen den germanischen Reichen gestört wird. Er werde jeden bestrafen, der das wagt!«
    »Dein gotischer Herkules nimmt ja das Maul tüchtig voll. Bist du jetzt sein Herold hier in der Francia?«
    »Ich will nur, dass du es erfährst.«
    »Ich danke! Und was willst du noch?«
    »Mich von dir verabschieden. Morgen reise ich ab. Meine Pferde sind schon unterwegs. Ach, eine Bitte hätte ich noch … Ich möchte gern einen Umweg machen und die arme Sunna in Cambrai besuchen. Du hast ihr zwar untersagt, die Stadt zu verlassen, aber Besuche empfangen darf sie doch …«
    Er brummte etwas, das sie für Zustimmung nahm.
    »Gern möchte ich auch«, fügte sie hinzu, »ihr Söhnchen sehen. Es soll allerliebst sein.«
    »Wie? Was? Ihr …?«
    »Ihr Kind. Ihren kleinen Sohn.«
    Chlodwig beugte sich vor und starrte Lanthild betroffen an. »Was sagst du? Ihr Kind?«
    »Ihr Neugeborenes, ja. Du weißt nichts davon? Du bist zu oft und zu lange hier in Berny, wo du nichts erfährst. Ja, sie ist noch einmal Mutter geworden. In ihrem Alter erstaunlich. Findest du nicht?«
    »Wer ist der Vater?«, schrie Chlodwig.
    »Das weiß ich nicht. Wie ich hörte, macht sie ein Geheimnis daraus. Sie wird schon wissen, warum. Bist du eifersüchtig? Hättest du sie behalten, wärst du der Vater. Und hättest jetzt zwei gesunde Söhne. Nun, immerhin bleibt dir ja Therri.«
    Chlodwig erwiderte darauf nichts. Lanthild, die den Zweck ihres Besuchs erfüllt sah, plauderte nur noch ein wenig über Belangloses. Sie war zufrieden, sie hatte Genugtuung. Gott hatte die Burgunderin und ihren Bruder gestraft.
    Schließlich verabschiedete sie sich. »Leb wohl«, sagte sie und küsste ihn auf seine schweißbedeckte Stirn. »Wenn du noch Mitteilungen und Befehle für Ansoald hast …«
    Er hatte keine. Als sie fort war, trat der Gutsverwalter heran, um irgendwelche Anweisungen zu erbitten. Aber schon seine erste Frage wurde mit einem so wütenden Knurren beantwortet, dass er sich eiligst zurückzog.
    Jetzt traute sich niemand mehr, dem König zu nahe zu kommen, der bis zum Anbruch der Dunkelheit unter der Buche hockte und vor sich hin brütete. Erst als es fast Nacht war, erhob er sich. Bevor er sich hinlegte, gab er Anweisung, alles für eine Reise nach Cambrai vorzubereiten.
    Er fand keine Ruhe, er wälzte sich auf seinem Lager. Wer hatte mit Sunna geschlafen, die niemals verstoßen wurde und noch immer nach Recht und Gesetz seine Frau war? Er musste wissen, wer das gewagt hatte. Eine Ahnung hatte er ja, aber er wollte Bestätigung. Hätte man ihm eine seiner Städte weggenommen, wäre er auch gleich hingeeilt. Eine Stadt oder eine Frau – im Grunde war es das Gleiche. Es war Eigentum, das sich ein merowingischer König nicht nehmen ließ. Auch wenn er es nicht mehr nutzte oder nicht brauchte. Sich seines Eigentums zu bemächtigen, war eine feindliche Handlung.
    Wer das tat, war sein Feind und verdiente nur eines.

Kapitel 10
    In aller Frühe brach Chlodwig auf. Das Essedum, der schnelle gallische Reisewagen, in dem er fuhr, wurde von einer berittenen Hundertschaft begleitet.
    Gegen Mittag des nächsten Tages traf er in Cambrai ein. Man hatte die Annäherung der königlichen Kolonne rechtzeitig bemerkt, und die Ranghöchsten in der Stadt, alle frühere Gefolgsleute König Ragnachars, empfingen ihn am Tor. Dass sein Comes abwesend war, wusste der König. Er hatte Baddo nach Orléans geschickt, um dort zwei Legionen zu sammeln und für einen Übergang über die Loire und einen Marsch auf Tours in Bereitschaft zu halten.
    Chlodwig fragte sofort nach Sunna. Er wartete aber nicht erst, dass man sie holte. Eine Magd ging voraus, und er folgte ihr in eines der Webhäuser. Dort fand er sie inmitten einer Schar von Arbeiterinnen, die sie anleitete.
    Sie erschrak heftig, als er eintrat, und blickte ihm ängstlich entgegen. Er beherrschte sich wenigstens so weit, dass er sie nur wortlos am Arm packte und rasch hinausführte. Die Mägde ließen ihre Webstühle im Stich und steckten tuschelnd die Köpfe aus der Tür. Da sahen sie, wie Chlodwig die kleine Frau zu einem Brunnen in der Nähe brachte, auf dessen Rand er sich niederließ. Sie blieb mit gesenktem Kopf

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