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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Umgebung durch ihre Ordnungstruppe verjagen lassen. Mit dem konfiszierten Geld hatte sie einen Prunkbau begonnen – als Ersatz für die ihr entgangene Villa der Sabauder. Sie trieb königlichen Aufwand, besaß hundert Pferde, kaufte Güter für ihre Getreuen, die sie noch dazu zum Arianismus verführte. Chlotilde beklagte sich beim König, doch der nahm seine Lieblingsschwester in Schutz. Er wollte auch von Weibergezänk nichts hören.
    So musste sie sich eines stärkeren Mittels bedienen. Dies sollte ihr Lanthilds Gatte liefern.
    Ansoald, der seine Tage gewöhnlich bei Chlodwig in Berny verbrachte, hielt sich für Chlotildes Vertrauten. Er hatte ja bei den Burgundern um sie geworben und sie als Braut in Genf abgeholt. Oft waren sie dabei im selben Wagen gereist und hatten viele Stunden miteinander geplaudert.
    Chlotilde fand Gefallen an ihm, denn Ansoald hatte, obwohl mittlerweile vom Wein und vom Wohlleben aufgeschwemmt, noch immer etwas von dem hübschen, liebenswerten, frechen Schlingel, der er mal war. Sie duldete sogar diese und jene kleine Vertraulichkeit, die sie jedem anderen schroff verwehrt hätte – eine Berührung an der Schulter, einen Händedruck, einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Weiter zu gehen, wagte er nie, und sie wurde auch bald vorsichtiger. Nach der Hochzeit ging sie ihm sogar aus dem Wege, um bei Chlodwig auf keinen Fall Verdacht zu erregen.
    Trotzdem ergaben sich immer wieder Begegnungen. Mal sahen sie sich auf einem Spaziergang in Berny, mal während eines Jagdausflugs oder einer Bootsfahrt. Und nach dem sechsten, achten Becher Wein fielen bei Ansoald leicht die Hemmungen. Dann wich er der Königin kaum von der Seite, um allen zu zeigen, auf welch vertrautem Fuße er mit ihr stand. Sie musste ihn mehrmals ermahnen und um Vorsicht und Zurückhaltung bitten. Verschrecken konnte ihn das nicht – und das war ihr auf einmal sehr recht. Plötzlich sah er sich durch kleine Zeichen ermutigt: ein verstohlenes Lächeln, ein Augenzwinkern. Und schon ging er wie ein Gimpel ins Netz und ließ sich zu einer Torheit hinreißen.
    Während eines Festes in Berny, vor den Augen vieler, fasste er sie bei einem Gesellschaftsspiel um die Taille und drückte ihr einen langen Kuss auf den Nacken. Nun konnte sie ihn laut und empört zurechtweisen und sich bei Chlodwig beklagen: Ob er dulde, dass einer seiner Antrustionen sich in aller Öffentlichkeit seiner Gemahlin unsittlich nähere? Ob er ihr zumuten wolle, auch künftig die Gesellschaft dieses Unverschämten zu ertragen? Ob er sie, die rechtgläubige Christin, vor dessen Frau, der Arianerin, als leichtfertig demütigen lassen wolle?
    Chlodwig durchschaute zwar die heimliche Absicht, sah aber ein, dass er etwas tun musste. Er ließ den Beklagten zu sich rufen. Als Ansoald eintrat, empfing er sofort zwei klatschende Ohrfeigen. Solche Begrüßungen kannte er, und er wusste Bescheid. Chlodwig verlor keine Worte über den Vorfall und kam gleich zur Sache.
    »Du wirst mir hier fehlen«, sagte er, »aber ich brauche dich jetzt woanders. Du gehst als Comes nach Rouen und bringst mir dort einen Haufen Schwertfraß zusammen, mindestens fünfhundert Mann. Die benötige ich dringend, weil ich viel vorhabe. In zwei Monaten machst du mir Meldung, und dann geht es los.«
    »Du hast etwas vor?«, fragte Ansoald. »Gibt es Krieg?«
    »Was sonst? Für einen wie dich höchste Zeit. Du brauchst wieder mal etwas anderes als Saufen, Pissen und Herumhuren.«
    »Gegen wen geht es denn?«
    »Das erfährst du schon noch. Jede Richtung ist möglich.«
    Mit dieser kryptischen Antwort musste sich Ansoald zufriedengeben.
    Am nächsten Tag kehrte er nach Soissons zurück und verabschiedete sich von Lanthild, die ihm selbstverständlich nach Rouen folgen sollte. Sein Nachfolger als Comes von Soissons wurde auf Vorschlag der Königin Bobo, der aber gleichzeitig Majordomus blieb. Er stoppte sofort alle Maßnahmen und Unternehmungen der Schwester des Königs. Lanthild hatte wieder verloren. Doch sollte sie bald darauf, vorübergehend jedenfalls, Genugtuung erhalten.
    Schon lange bevor ihre Niederkunft zu erwarten war, beriet die Königin mit Remigius, was unternommen werden könnte, um Chlodwig – trotz des katastrophalen Ausgangs der ersten – die Zustimmung zu einer zweiten christlichen Kindtaufe abzuringen.
    Aus der Erfahrung vom ersten Mal wusste man, dass sich der König für einen Vorteil im Machtkampf, der früher oder später zwischen den drei germanischen Reichen in Gallien

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