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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Geschichten

    Es regnete, als ich in L.A. ankam, und mir kam es vor, als sei ich plötzlich von hunderten alter Filme umzingelt.
    Ein Chauffeur in einer schwarzen Uniform wartete vor dem Flughafengebäude auf mich. Er hielt ein Stück weiße Pappe in der Hand, auf der mein Name in akkuraten, wenn auch falschen Buchstaben stand.
    »Ich bringe Sie in Ihr Hotel, Sir«, sagte der Fahrer. Er schien ein wenig enttäuscht, dass ich kein richtiges Gepäck hatte, das er hätte tragen können, nur eine verbeulte alte Reisetasche, in die ich ein paar TShirts, Unterwäsche und Socken gestopft hatte.
    »Ist es weit?«
    Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht fünfundzwanzig, dreißig Minuten. Sind Sie schon mal in L.A. gewesen?«
    »Nein.«
    »Na ja, ich sag immer, L.A. ist eine Dreißig-Minuten-Stadt. Wo auch immer Sie hinwollen, es sind dreißig Minuten Fahrt bis dorthin. Nie mehr.«
    Er verstaute meine Tasche im Kofferraum und hielt mir die Tür zur Rückbank auf. Ich stieg ein.
    »Und woher kommen Sie?«, fragte er, verließ das Flughafengelände und fädelte sich in den Verkehr ein. Neonlichter spiegelten sich im nassen, glänzenden Asphalt der Straße.
    »Aus England.«
    »Aus England?«
    »Ja. Waren Sie mal da?«
    »Nein, Sir. Hab Filme gesehen. Sind Sie Schauspieler?«
    »Schriftsteller.«
    Er verlor das Interesse. Hin und wieder fluchte er leise auf die anderen Verkehrsteilnehmer.
    Plötzlich riss er das Steuer herum, wechselte die Spur und fuhr an einer Karambolage, in die vier Fahrzeuge verwickelt waren, vorbei.
    »Wenn es in dieser Stadt mal ein paar Tropfen regnet, vergessen plötzlich alle, wie man Auto fährt«, erklärte er mir. Ich ließ mich tiefer ins Polster der Rückbank gleiten. »In England regnet es viel, hab ich gehört.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Hin und wieder.«
    »Hin und wieder?« Er lachte. »Regnet jeden Tag in England. Und dann der Nebel. Wirklich dichter grauer Nebel.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Was soll das heißen?«, fragte er verwirrt, plötzlich in der Defensive. »Ich hab doch Filme gesehen.«
    Danach schwiegen wir, während wir durch den Hollywood-Regen fuhren, aber nach einer Weile sagte er: »Fragen Sie nach dem Zimmer, in dem Belushi gestorben ist.«
    »Wie bitte?«
    »Belushi. John Belushi. Er ist in Ihrem Hotel gestorben. Drogen. Haben Sie nicht davon gehört?«
    »Ach so, doch, doch.«
    »Sie haben einen Film über seinen Tod gedreht. Mit irgendeinem fetten Typen, sah ihm kein bisschen ähnlich. Aber keiner erzählt die wahre Geschichte, wie er gestorben ist. Versteh’n Sie, er war nicht allein. Zwei Typen waren bei ihm. Die Studios wollten keinen Skandal. Aber wenn Sie den ganzen Tag Leute durch die Gegend kutschieren, hören Sie allerhand.«
    »Wirklich?«
    »Robin Williams und Robert de Niro. Sie waren bei ihm. Und alle drei waren sie voll breit auf Angel Dust.«
    Das Hotel war ein möchtegern-gotisches Chateau. Ich verabschiedete mich von meinem Chauffeur, checkte ein und fragte nicht nach dem Zimmer, in dem Belushi gestorben war.
    Durch den Regen ging ich zu meinem Chalet, meine Reisetasche in einer Hand, in der anderen eine Schlüsselsammlung, die, so hatte der Portier mir versichert, mir Tür und Tor öffnen würde. Die Luft roch nach nassem Staub und seltsamerweise nach Hustensaft. Es dämmerte, war beinah schon dunkel.
    Überall plätscherte Wasser. In Rinnsalen und Sturzbächen floss es über den Innenhof. Es lief in einen kleinen Fischteich, der wie ein natürlicher Felsvorsprung aus der Mauer ragte, die den Hof umgab.
    Ich stieg die Stufen zu meinem kleinen, feuchten Zimmer hinauf. Kaum vorstellbar, dass ein Star an einem so nichts sagenden Ort gestorben sein sollte.
    Das Bett schien ein wenig klamm und der Trommelrhythmus des Regens auf der Klimaanlage konnte einen in den Wahnsinn treiben.
    Ich sah ein bisschen fern – die Wiederholungs-Wüste: ›Cheers‹ blendete unmerklich in ›Taxi‹ über, das wiederum zu einer schwarz-weiß flimmernden Episode der ›Lucy Show‹ wurde. Dann schlief ich ein.
    Ich träumte von Drummern, die in nur dreißig Minuten Entfernung ein unablässiges Trommelkonzert abhielten.
    Das Telefon weckte mich. »Hey-hey-hey-hey! Gut gelandet?«
    »Wer ist da?«
    »Jacob vom Studio. Wie sieht’s aus mit Frühstück, hey-hey?«
    »Frühstück …?«
    »Kein Problem. Ich hol Sie in dreißig Minuten an Ihrem Hotel ab. Tisch ist reserviert. Alles geritzt. Haben Sie meine Nachrichten bekommen?«
    »Ich …«
    »Hab sie gestern

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