Die Messerknigin
später, Sir, wenn es Ihnen recht ist. Lassen Sie uns zuvor eben das Finanzielle abklären. Grundsätzlich kostet ein solcher Auftrag Sie fünfhundert Pfund …«
Peter nickte. Das konnte er sich leisten. Er hatte sogar damit gerechnet, ein bisschen mehr zahlen zu müssen.
»… wir hätten da aber auch noch unser Sonderangebot«, schloss Kemble.
Peters Augen leuchteten auf. Wie bereits erwähnt, liebte er Schnäppchen und kaufte bei Sonderaktionen oder Räumungsverkäufen häufiger schon einmal Gegenstände, für die er überhaupt keine Verwendung hatte. Abgesehen von dieser einen Schwäche (die ja so viele von uns haben), war er ein in allen Dingen ausgesprochen maßvoller junger Mann. »Sonderangebot?«
»Zwei zum Preis von einem, Sir.«
Hhm. Peter dachte darüber nach. Das waren nur 250 £ pro Nase, da konnte man wirklich nicht meckern. Es gab nur einen Haken. »Ich fürchte, ich habe sonst niemanden, den ich umbringen lassen möchte.«
Kemble schien enttäuscht. »Was für ein Jammer, Sir. Für zwei hätten wir vielleicht sogar auf, sagen wir mal, vierhundertfünfzig runtergehen können. Für beide zusammen.«
»Wirklich?«
»Nun ja, es würde unsere Einsatztruppe beschäftigen, Sir. Sie müssen wissen«, und an dieser Stelle senkte er die Stimme, »dass es in diesem Geschäftsbereich derzeit leider nicht genug zu tun gibt, um sie alle auf Trab zu halten. Nicht wie in den alten Zeiten. Gibt es denn nicht eine einzige weitere Person, die sie lieber tot sähen?«
Peter grübelte. Er konnte es nicht ausstehen, ein Schnäppchen auszuschlagen, aber ihm fiel einfach beim besten Willen niemand ein. Er mochte die Menschen im Allgemeinen. Trotzdem, ein Sonderangebot war ein Sonderangebot …
»Hören Sie, könnte ich noch einmal darüber nachdenken und wir treffen uns hier morgen wieder?«
Die Miene des Verkäufers hellte sich auf. »Aber selbstverständlich, Sir«, sagte er. »Ich bin überzeugt, Ihnen wird noch ein Name einfallen.«
Die Lösung – die eigentlich doch auf der Hand lag – fiel Peter unmittelbar vor dem Einschlafen ein. Er setzte sich kerzengerade im Bett auf, tastete nach dem Schalter der Nachttischleuchte und schrieb den Namen auf die Rückseite eines alten Briefumschlags, für den Fall, dass er ihn vergaß. Ehrlich gesagt glaubte er nicht, dass er den Namen vergessen könnte, denn er war ja auf so schmerzliche Weise nahe liegend, aber man weiß nie – bei diesen Nachtgedanken vor dem Einschlafen.
Der Name, den er auf der Rückseite des Briefumschlages notiert hatte, lautete: Gwendolyn Thorpe .
Er schaltete das Licht aus, drehte sich auf die Seite und schlief bald tief und fest, träumte selige und bemerkenswert unmörderische Träume.
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Kemble erwartete ihn schon, als er am Sonntagabend in den Dirty Donkey kam. Peter holte sich etwas zu trinken und setzte sich zu ihm.
»Ich nehm das Sonderangebot«, verkündete er zur Begrüßung.
Kemble nickte eifrig. »Eine äußerst weise Entscheidung, wenn Sie die Bemerkung gestatten, Sir.«
Peter Pinter lächelte bescheiden. Es war das Lächeln eines Mannes, der die Financial Times liest und weise Geschäftsentscheidungen trifft. »Das sind dann vierhundertfünfzig Pfund, stimmt’s?«
»Sagte ich vierhundertundfünfzig Pfund, Sir? Du meine Güte, wie dumm von mir. Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber ich hatte wohl unseren Mengenrabatt im Kopf. Ich fürchte, bei zwei Objekten beläuft sich der Preis auf vierhundertfünfundsiebzig Pfund.«
Enttäuschung und Raffgier spiegelten sich in Peters freundlichem, jugendlichem Gesicht wider. Das waren 25 £ mehr, als er gerechnet hatte. Doch Kemble hatte etwas gesagt, das sein Interesse von neuem weckte.
»Mengenrabatt?«
»Gewiss, aber ich bezweifle, dass dies für Sie infrage kommen könnte, Sir.«
»Doch, doch, bestimmt. Erklären Sie es mir.«
»Wie Sie wünschen, Sir. Für einen größeren Auftrag gewähren wir Mengenrabatt, sodass die Entsorgung von zehn Personen nur vierhundertfünfzig Pfund kosten würde.«
Peter fragte sich, ob er sich vielleicht verhört hatte. »Zehn Leute? Aber das wären nur fünfundvierzig Pfund pro Kopf.«
»Ja, Sir. Es ist der Umfang des Auftrags, der ihn für uns profitabel machen würde.«
»Verstehe«, sagte Peter und »Hhm«, sagte Peter und: »Könnten Sie morgen Abend noch mal herkommen?«
»Natürlich, Sir.«
Kaum zu Hause, kramte Peter Papier und Stift hervor. An den linken Seitenrand schrieb er die Zahlen eins bis zehn
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