Die Messermacher (German Edition)
kalten Steinboden und ließ meinen Tränen abermals freien Lauf. Bevor ich mich nicht gänzlich beruhigt hatte, konnte ich auch bei den Angerers nicht anrufen und mit Reno sprechen wollen. Das hatte ich auf jeden Fall vor um zu erfahren, ob die Familie wusste, dass er verschwunden war.
7
Währenddessen gingen die Ermittlungen im Falle der Familie Angerer ihren gewohnten Gang. Nachdem die Herren Kiss und Clemens mit der Ärztin gesprochen und sich von der natürlichen Todesursache hatten überzeugen können, saßen sie nun im Wohnzimmer der Angerers beisammen. Der junge Kommissar führte die Befragung durch, was Nora etwas erstaunte, denn in ihren Augen war der ältere der Chef. Zunächst wollte Herr Kiss wissen, was Reno Angerer für ein Mensch war. Ohne direkt angesprochen zu werden, ergriff Nora sofort das Wort. Sie wollte ihren geliebten Großvater in einem guten Licht erscheinen lassen.
„Mein Opa ist der ruhigste, freundlichste und hilfsbereiteste Mensch, den ich kenne“, fing sie an und bei ihren Worten musste Joska grinsen. Dieses Mädchen musste ihren Opa wirklich sehr gerne haben. Das erlebte man heutzutage nicht mehr so oft, dass sich die Generationen so gut verstanden. Er freute sich für die Familie, dass es hier offenbar so harmonisch zuging. Dennoch fragte er in die Runde:
„Sehen Sie das auch so?“
Nach einem kurzen Seitenblick auf ihre Brüder, der den Polizisten aber entging, weil sie gerade auf die Kuckucksuhr geschaut hatten, deren Vogel beim Zwölfuhrschlagen herausgekommen war, antwortete Marianne bedächtig:
„Ja, meine Nichte hat da vollkommen Recht. Mein Vater ist ein rundum glücklicher Mensch und sehr harmoniebedürftig. Mit ihm kann man gar nicht streiten und dass er jetzt einfach so weg ist kann ich mir nur damit erklären, dass er einen Schock bekommen hat, als er Adele tot aufgefunden hat. So muss es gewesen sein, etwas anderes kann ich mir gar nicht vorstellen! Ihr etwa?“, fragte sie mit eindringlichem Blick ihre Brüder, als wolle sie ihnen dringend raten, nur ja nichts anderes zu sagen. Diesen Blick hatten die Beamten nun aber doch registriert – Nora ebenso und sie hoffte inständig, dass dieser junge Kommissar nicht auf die Idee kam, sie getrennt zu befragen. Doch genau das ordnete er nun an, weil er glaubte, so etwas mehr über diesen Reno erfahren zu können. Irgendwas stimmte hier nicht und er wollte sicher gehen, alles versucht zu haben, um dahinter zu kommen. Würde er das nicht tun, wäre seine Chefin erstens stinksauer auf ihn und zweitens auch unzufrieden mit seiner kriminalistischen Arbeit, denn sie hielt große Stücke auf ihn. Joska wollte sie auf keinen Fall enttäuschen. Außerdem wollte er diesem Clemens zeigen, dass er sehr wohl in der Lage war, eine Befragung korrekt und gewinnbringend durchzuführen.
Also wurde das Wohnzimmer zum Vernehmungszimmer umfunktioniert und der Rest der Familie begab sich entweder zur Ablenkung in die Werkstatt oder in die Küche, denn trotz der ganzen Aufregung hatten sie jetzt um die Mittagszeit doch Hunger bekommen. Auf Mariannes freundliche Nachfrage, ob sie auch Maultaschen mit Ei mitessen wollten, lehnten die Beamten jedoch ab, denn sie mussten diese Befragung schnell hinter sich bringen, da ihre Chefin sie zur nachmittäglichen Besprechung wieder sehen wollte. Also wurde Jakob als erster gebeten, im Wohnzimmer zu bleiben. Unbehaglich rutschte dieser dann in seinem Sessel hin und her. Es war das erste Mal, dass er polizeilich vernommen wurde und somit war er sehr nervös. Wie viel sollte er von den Problemen in der Familie erzählen, ohne ein schlechtes Licht auf Adele oder Reno zu werfen? Er würde erst mal abwarten, welche Fragen sie ihm stellen würden. Doch gleich die erste brachte ihn schon in Bedrängnis:
„Wie gut verstanden sich ihre Eltern?“, wollte Herr Kiss wissen und Herr Clemens zückte ebenfalls seinen Notizblock, um mitzuschreiben.
„Sie haben gemeinsam unsere Firma aufgebaut, nachdem mein Vater sich mit 50 Jahren von seinem Vater und Firmeninhaber losgesagt hat und nochmal alleine von vorne angefangen hat. Meine Mutter kam dann erst später mit uns Kindern nach Stuttgart. Vorher haben wir im Osten gelebt, in der Nähe von Görlitz“, erklärte Jakob und hoffte, damit die Frage hinlänglich beantwortet zu haben. Doch Herr Kiss war nicht zufrieden:
„Das erklärt aber noch lange nicht, ob die Ehe Ihrer Eltern nun gut war oder nicht“.
„Nun ja – was soll ich dazu
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