Die Messermacher (German Edition)
nicht!
Kaum war dieses Gespräch beendet, wurde draußen vor der Gartentüre laut gebellt.
„Moritz ist wieder da!“, rief Nora sofort, denn das heisere Bellen konnte nur von ihrem alten Schäferhund kommen. Keiner hier bellte so wie er. Glücklich rannte das Mädchen mit inzwischen wieder feierabendlich offenen Haaren nach draußen und schloss den schuldbewusst dreinblickenden Moritz in die Arme. Er wusste wohl, dass er etwas ausgefressen hatte und wunderte sich bestimmt, dass er trotzdem so freudig empfangen wurde. Schwanzwedelnd leckte er Nora die Wangen ab und trottete dann langsam hinter ihr her zum Haus, wo er sich als erstes über seinen Napf hermachte und dann suchend durchs ganze Haus schlich. Als er weder Herrchen noch Frauchen finden konnte, legte er sich mit traurigem Blick in seinen Korb und rollte sich zusammen.
„Der ist sicher todmüde, wenn er so lange bei seinen Frauen war, wovon ich jetzt einfach mal ausgehe“, meinte Marianne, was ihr auch gleich die nächste naheliegende Frage entlockte:
„Was machen wir mit dem Hund heute Nacht? Schläft jemand hier oder nimmt ihn jemand mit nach Hause?“
„Gute Frage. Wir sind alle mit den Mofas hier. Wir können ihn nicht mitnehmen und hier schlafen will ich auch nicht. Das wäre mir jetzt echt zu gruselig, wo Oma doch erst vor ein paar Stunden hier gestorben ist“, meinte Felix und auch die anderen wollten nicht hier im Elternhaus schlafen. Alle Blicke richteten sich nun auf Marianne, doch die winkte sofort ab:
„Oh nein! Auf keinen Fall. Dieses haarige Monster kommt mir nicht in meinen Porsche und hier nächtigen werde ich auch nicht!“, entschied auch sie kategorisch und nun sahen sich alle fragend an. Was nun?
„Ich nehm ihn mit zu mir. Dann lauf ich halt. Das wird der Moritz schon schaffen. Muss er einfach, denn ich hab keine Lust, extra nach Hause zu fahren und das Auto für die kurze Strecke anzumachen. Ich werde langsam laufen, dann wird das schon gehen und morgen früh könnte ich die Pakete für den Zoll nach Göppingen mitnehmen. Da muss ich sowieso mit dem Wagen fahren und bringe den Moritz vorher zu euch in die Werkstatt. Was haltet ihr davon?“, fragte Tobias und erhielt einhellig zustimmendes Nicken. Guter Plan, obwohl Moritz zumindest momentan noch nicht dazu zu bewegen war, wieder aufzustehen. Er war wirklich total erledigt von seiner langen Tour auf Freiersfüßen.
„Jetzt schnarcht der auch noch!“, stellte Marianne fest und war heilfroh, dass sich Tobias um den alten Hund kümmern würde. Sie hatte heute noch eine Verabredung mit ihrem neuen Bekannten und da hätte sie den Moritz sowieso nicht mitnehmen können. Wer wusste schon, wie sich ihr zweites Dates mit diesem gutaussehenden Rechtsanwalt entwickeln würde? Vielleicht würde sie ihn mit zu sich nach Hause nehmen und wie käme das denn, wenn da der schnarchende Hund neben ihrem Bett läge? Bei diesen Überlegungen fiel ihr plötzlich ein, dass es, wenn es dumm laufen würde, von Vorteil sein konnte, einen Rechtsanwalt zu kennen und zwar sehr gut zu kennen. Die attraktive Vierzigerin nahm sich vor, heute Abend besonders charmant zu sein und sich diesen wichtigen Menschen auf jeden Fall warm zu halten. Mit einem: „Ich geh dann mal …“, rauschte sie zur Tür hinaus, was Nora und Felix ebenfalls zum Anlass nahmen, verschwinden zu wollen. Doch ihr Vater bremste sie sofort:
„Moment mal, ihr beiden! Könnt ihr noch schnell zum Edeka gehen und ein paar Sachen einkaufen? Wir haben nichts mehr fürs Vesper heute Abend im Haus. Mann, bin ich froh, wenn Delfina wieder da ist. Ich leiste Tobias noch ein bisschen Gesellschaft und mach hier etwas sauber. Der Hund schläft sicher noch ne Stunde.“
„Kannst du mir dafür bitte Geld geben, ich hab nichts dabei“, knurrte Nora wenig begeistert und Felix schwang sich mit der Erklärung, dass er sich zum Tennisspielen verabredet hatte, auf sein Mofa und brauste, den Protest seiner Schwester noch in den Ohren, davon.
„Immer erwischt es mich“, maulte diese und steckte murrend das Geld und die Einkaufstasche ein. Widerwillig hatte sie an ihr flottes, aber altes Mofa einen Einkaufskorb angebracht, denn oft musste sie, auch wenn Delfina da war, Kleinigkeiten im Ort einkaufen. Es war ein Glück, dass es diesen kleinen Einkaufsladen hier im Ort gab, denn oft vergaß ihre Mutter etwas bei ihrem Großeinkauf in der Stadt und man konnte es hier nachkaufen. Hoffentlich reichte dem kleinen Laden dieser
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