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Die Mestizin

Die Mestizin

Titel: Die Mestizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: César Aira
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üppige Hure, die sich das Haar zum ‹Töpfervogelnest› frisierte und stets unruhig war, seit die Umstände sie gezwungen hatten, das Tabakrauchen aufzugeben.
    Aber die Reise ging bereits ihrem Ende entgegen. Die Fährtensucher erspähten bei einem Erkundungsgang einen Bach, der ihnen anzeigte, wie weit sie noch von Pringles entfernt waren: nur noch zehn Tagesreisen. Um zu ihm zu gelangen, marschierten sie einen ganzen Tag, ohne Ruhepausen einzulegen. Beim Näherkommen hörte er das Geschrei der Vögel; das Wasser war von großen Weiden gesäumt, die vom Wind geschüttelt wurden.
    Lavalle gab seinen Entschluss bekannt, einen ganzen Tag zu lagern, denn Mensch und Tier hätten eine Ruhepause nötig, bevor sie die letzte Strecke in Angriff nähmen.
    Duval sonderte sich ab, sobald sie angekommen waren; er brauchte zur Erholung ein wenig Einsamkeit. Er hatte die Leute satt. Zu viele Blicke, und die Pampa wollte einfach kein Ende nehmen. Er ging am Ufer entlang. Das Laubwerk aus spitzen Rohrweidenblättern bildete Mauern, ein herrlicher Schutz. Das Wasser lag im Schatten, es floss langsam und war tief. Für ihn war das alles ein Labyrinth; erst jetzt begriff er, wie nervös er war. Eine kleine Abkühlung würde ihm gut tun, auch wenn es um diese Tageszeit nicht heiß war.
    Als er ins Wasser sprang, fand er es zu kalt, und einen Moment lang stockte ihm der Atem. Er schwamm in kräftigen Zügen, bis sein Blutkreislauf wieder in Gang kam. Es machte ihm Spaß. Da er im Schlamm versank, musste er sich, um wieder herauszukommen, an die dreieckigen Fächerstäbe der Binsen klammern. Der Wind draußen fühlte sich warm an, streichelte wohltuend seinen ganzen Körper. Auf einem Stein sitzend, wusch er sich den Schlamm von den Beinen, dann legte er sich ins Gras, an einer Stelle, auf die das gelbe Licht der Sonne fiel. Er versuchte erfolglos, die Vögel aufgrund ihres Gesanges zu unterscheiden. Man hatte ihm gesagt, hier singe jeder Vogel das Lied eines anderen, niemals das seiner eigenen Art.
    Etwas weiter hörte man die Rufe der Soldaten, die wahrscheinlich auch ein Bad nahmen oder die Pferde wuschen.
    Ein weißer und rosiger Ameisenigel kam ans Ufer, glitt aber bei seinem Anblick gleich wieder zurück ins Wasser.
    Er zündete sich die Pfeife an und rauchte eine Weile, bis die Sonne vollkommen rot wurde. Dann zog er sich gemächlich wieder an und machte sich auf den Rückweg. Er hörte einen so unglaublichen Lärm und ein solches Geschrei im Lager, dass er sich einen Moment lang fragte, ob sie vielleicht in einen Hinterhalt geraten waren. Aber das Gelächter verscheuchte diesen Gedanken, ebenso die Rufe weiblicher Stimmen. Er nahm an, dass die Gauchos wieder irgendeinen üblen Streich ausgeheckt hatten. Er ging schneller, von Neugierde angestachelt, und wie groß war seine Überraschung, als er beim Verlassen des Dickichts sah, wie die Soldaten im Wasser standen und die Frauen mit Gewalt zwangen, ein Bad zu nehmen. Das Wasser in der Furt ging ihnen bis zu den Knien. Unter allgemeiner Heiterkeit und Ausgelassenheit schäumten sie sie mit dicken Stücken Seife ein und tauchten sie dann unter. Wenn eine ans Ufer zurück wollte, brachten sie sie zu Fall. Die Männer waren ganz Feuer und Flamme für das Spiel, und die Frauen rot vor Lachen, voll bäuerlicher Lebensfreude.
    Leutnant Lavalle, der unordentlich gekleidet auf einem rosafarbenen Stein von der Form und Größe eines Krokodils am Ufer lag und rauchte, stieß hin und wieder ein schallendes Gelächter aus. Begleitet von einer obszönen Geste, rief er den Soldaten zu, sie sollten sie ins Gebüsch zerren, denn heute Nacht müssten sie Wache stehen. Es wurde kurz still. Die tief stehende Sonne hatte das Wasser der Furt rot gefärbt, ebenso die Körper, die zur Hälfte aus dem Wasser ragten, mit einem Glanz, in den bereits der erste Schatten gemischt war, bezaubernd und schwer, Stille und angespannte Reglosigkeit, für einen Augenblick, vor lauter Erwartung, aber es war nicht nötig, die Aufforderung zu wiederholen: Nass, wie sie waren, verschwanden sie zwischen dem hohen Gras der beiden Ufer und kamen nach einer Weile wieder heraus, mit einem dummen Grinsen und weichen Knien.
    Jedenfalls hatten sie Zeit, ein paar kleine Tiere zu jagen: Biber und Fischotter, Enten und – die geschicktesten von ihnen – schwarze Aale, die als sehr schmackhaft galten. Beim letzten Tageslicht stellten sie die Grills auf und machten Feuer. Lavalle, der den ganzen Nachmittag mit Trinken zugebracht

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