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Die Mestizin

Die Mestizin

Titel: Die Mestizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: César Aira
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aufs Feuer.
    Er fragte nach dem Jungen. Auf der Fußmatte sitzend, in Strümpfen, fuhr er sich mit der Bürste durch Haare und Bart und räkelte sich unaufhörlich. Erna fragte ihn nach den beiden Neffen von Caful, die ihre Neugierde geweckt hatten.
    «Wo hast du sie gesehen?»
    «Vor einer Weile, am Bach. Sie kamen auf zwei grauen Stuten aus dem Fort und sagten mir, sie würden zum Lager des Onkels zurückkehren.»
    Gombo seufzte.
    «Sie kommen zum Spielen und haben jede Menge Gold und Achat dabei. Sie haben wahrscheinlich alles verloren, sonst hätten sie Pferde gekauft.»
    Sie dachte eine Weile nach.
    «Aber vielleicht hatten sie auch andere Gründe. Man erzählt sich, Caful bereite ein neues Friedensabkommen mit Espina vor. Er hatte in den letzten Wochen viel Besuch.»
    «Aber herrscht denn nicht Frieden?»
    «Ich nehme an, Espina möchte einen komplizierteren Frieden, einen brüchigeren.»
    Er stand auf und öffnete die Fenster. Der Himmel war weiß verhangen, und der steigende Luftdruck deutete darauf hin, dass es Sturm geben würde. Er ging auf die Veranda und pfiff den Vögeln zu. Er blieb draußen, klappte einen Rohrtisch und zwei Stühle auseinander.
    Erna brachte einen Brotkorb, zwei Fische, Rühreier, eine Flasche Weißwein und eine Schüssel mit gewaschenem Obst. Sie aßen gemütlich und unterhielten sich.
    Als sie allein war, ging sie wieder hinein und wusch in wenigen Minuten das Geschirr ab, legte die Matten, auf denen sie schliefen, zusammen und verstaute sie in einer Truhe.
    Anschließend ging sie, da sie nichts zu tun hatte – und die Hitze würde es ihr unmöglich machen, drinnen Siesta zu halten –, in den winzigen ausgetieften Garten der Hütte hinaus, in dem sie ein paar Samen und Blumenzwiebeln gepflanzt hatte. Die letzten Blumen des Sommers waren Anemonen, aber sie öffneten sich noch nicht. Sie bedauerte, sie nicht schon früher gegossen zu haben. Jetzt würde die Sonne das Wasser verbrennen. Aber die Erde war rissig, und ein paar vertrocknete Rückenpanzer von Wanzen zeugten davon, dass Durst herrschte.
    Verstohlen näherte sich ihr eine gelblich graue Katze mit schwarzem Gesicht. Sie sah sie an und miaute. Sie war ihr eines Tages im Wald begegnet und hatte sich gewundert, dass ein so feines Tier allein und halb tot vor Hunger herumlief; sie war wohl das Haustier irgendeiner indianischen Konkubine gewesen. Die Vögel hassten sie, und nicht ohne Grund, sie war ein Jagdtier, fraß aber nicht ihre Opfer, sondern gekochte Fleischstückchen, die Erna ihr manchmal zuzubereiten vergaß.
    Stunden später ging sie zum Bach, um Francisco zu holen. Sie fand die Mädchen unter einem Nim-Baum, sie hatten dem Kleinen Milch und wilde Erdbeeren gegeben und boten ihr an, sich bis zur Nacht um ihn zu kümmern. Erna ging, den hervorstehenden Bauch wiegend, am Ufer entlang weiter, auf der Suche nach einem kühlen Ort, an dem sie auf die Dämmerung warten konnte. Der Flussarm machte eine Biegung, hinter der eine kleine Steinbrücke war, in deren Schatten Ameisenigel spielten. Sie sah ihnen einen Moment zu; die tapsigen Bewegungen der kleinen Igel machten ihr Freude.
    Als sie sich zum Weitergehen entschloss, ging sie auf einem Pfad in den dunklen Wald hinein. In den Bäumen war es still, die Vögel hielten wahrscheinlich Siesta. Die Luft lud zum Schlafen ein.
    Etwas weiter weg, an einem Strand, begegnete sie etwa zehn Jugendlichen, die schwammen oder schliefen. Sie streunten gewöhnlich in den angrenzenden Wäldern umher und kannten sie. Sie setzte sich auf die Wiese, neben ein junges Indianermädchen, das schwanger war wie sie, und sie schwatzten eine Weile. Bis zu ihrem Platz drang nur wenig Sonnenlicht durch, vom Grün gefiltert. Erna legte sich hin und schloss halb die Augen; durch einen winzigen Spalt zwischen den Lidern sah sie hoch oben grüne Lichtpunkte tanzen, ein leuchtendes, goldenes Grün oder eines mit moosigen Schatten, hin und wieder eine sanfte, phantastische Explosion aus glänzendem Sommerhimmelblau oder einen Streifen farblosen Lichts.
    Die Stimmen der jungen Männer, die Würfel spielten, drangen von ferne zu ihnen. Ein paar zierliche Entchen paddelten geräuschvoll auf dem Wasser. Das Geräusch der sich aneinander reibenden Blätter in den Kronen wiegte sie in den Schlaf.
    Als sie aufwachte, dämmerte es. Einige Indianer waren wieder baden gegangen, andere dösten im Gras, und alle rauchten. Erna rauchte eine Zigarette und verabschiedete sich. Den Rückweg legte sie ganz gemächlich

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