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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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cremefarbenem Lack überzogen, reflektierten das Licht. Die Decke bestand aus einer einzigen dunkelgrünen Fläche. Im Raum verteilt waren Farbfotos der Planeten und Monde von Sneeper, ausgeleuchtet von handlackierten Punktstrahlern. In lockeren Gruppen befanden sich Liegen und Tische, Sitzkugeln und würfelförmige Hocker auf dem kurzflorigen Bodenbelag. Der Raum war von Licht, Farben und Gemütlichkeit erfüllt.
    Trotz der Geräte.
    Telewürfel, drei schwere Komputer und diverse Nebenwerke und Schreibteile, Kartentische, eine riesige runde Projektionswand und entlang einer ganzen Wandfläche die Schirme von fünfzehn verschiedenen Fernsehgeräten.
    »Shenandoah ... ich habe einen verrückten Entschluß gefaßt«, sagte Saey Bayard.
    Der ehemalige Kapitän lächelte. Er ahnte, was kommen würde.
    »Ja? Ich höre.«
    »Ich bleibe hier bei euch. Bei dir. Ich fliege hinunter nach Flinth – nein, ich muß nach Escader und melde mich als Angestellte bei euch um. Ich bin frei in meiner Stellungswahl.«
    »Du hast es auf Escader bequemer, bedenke es«, sagte Crooks warnend.
    »Ich weiß. Aber hier bin ich lieber. Und – in deiner Nähe!«
    »Ich bin einverstanden. Fragen wir die anderen.«
    Es hatte niemand etwas dagegen.
     
    *
     
    Sie hätten es kaum auffallender machen können. Die Jacht Shenandoahs war umgebaut und nicht mehr zu erkennen. Der Rumpf, geformt wie ein Tropfen aus hochviskosem Öl, trug in seinem letzten Fünftel vierzehn Lichttriebwerke. Zwischen den Kugeln ragten die drei scharfen Finnen nach hinten. Zwei schwere Triebwerke waren rechts und links von der Steuerkabine nach allen Seiten schwenkbar an langen, stromlinienförmigen Ausläufern befestigt. Genau in der Mitte der vierzehn Kugeln, die einen Ring bildeten, befand sich eine große Schleuse, dahinter ein würfelförmiger Käfig aus verchromten Stahlrohren, in dem man arbeiten konnte, ohne Gefahr laufen zu müssen, abgetrieben zu werden. Schwerste Kupplungen, zahlreiche Befestigungspunkte für Schleppstangen und Seile, kleine Schleusen, die nur Werkzeuge enthielten, Leitern und Stege, Luken und Bullaugen – und dazu das Muster der Farben.
    Sie hatten zwei Segmente, deren Bleche verstärkt werden mußten, ausgewechselt und mit lackierten Blechen neu verschraubt. Diese Elemente waren mit mühsam gemischtem Lack versehen und eingebrannt worden. Die Empuse sah aus wie eine Hornisse: silbern mit zwei breiten orangeroten Streifen. Es gab kein auffallenderes Schiff im gesamten System.
    »Dort steht sie. Mitten unter dem Startturm, angestrahlt von einigen Tausend Watt!« bemerkte Ivor. Er war der Schöpfer jener Konstruktion.
    »Ich denke an das Modell, Ivor«, sagte Rod fast traurig.
    »Ich auch.«
    »Modell?« fragte Ensheela, die heute die letzten Stunden auf dem Mond war.
    »Ich habe hier zusammen mit Rod versucht, ein Modell zu bauen. Das heißt, wir hatten es fast fertig. Es sollte in fast lichtschnellem Flug durch die Dunkelwolke rasen und, wenn die Sterne klar zu erkennen gewesen wären, dreihundert Farbfotos machen sollen. Unser Beitrag zur Theorie der Rassenevolution. Unser Versuch, zu beweisen, daß grundsätzlich ein Durchdringen der Gaswolken möglich ist. Der Weg zum Licht! Man zeigte uns an, vernichtete das Modell, es gab eine Verhandlung, und der juristische Komputer ließ hier die Werkstatt und alles andere zerstören.«
    »Das wußte ich nicht, Ivor«, flüsterte Ensheela.
    »Jetzt weißt du es«, schloß der Mechaniker. »Heute suchen wir einen lohnenden Auftrag heraus, ein Schiff, das nicht zu weit entfernt ist.«
    »Richtig. Wir brauchen Geld!«
    Sneeper Wilkinson heftete seine Augen auf das funkelnde Schiff und preßte seine Nase an das Glas. Draußen lag der weite Platz, leuchtete wie ein stiller See, und neben ihm standen die Kuppel des Gewächshauses und die halbfertige Werkstatt. Über dem Horizont tauchte zuerst der Planet Flinth auf, dann ein anderer Mond. Es war I Yxatill (2400 Kilometer Durchmesser, zweitausend Minuten Umlaufzeit, unbewohnt, aber mit einem automatischen Bergwerk versehen).
    Shenandoah grinste verwegen.
    »Ich habe heute eine Überraschung für uns alle«, sagte er. »Wir treffen uns in drei Stunden – alle, auch du, Ensheela! – in der Zentrale.«
    Sie hatten den großen Raum so getauft.
    »Ich bin todmüde und werde schlafen«, sagte Ivor. »Und vorher ein Bad!«
    Sie waren unermüdlich gewesen. Die Energieversorgung war gesichert, die Lager einigermaßen gefüllt, der erste Bergungsschlepper voll

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