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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schweren, bequemen Kontursesseln und trugen die leichte Kleidung, mit der sie in die Raumanzüge steigen würden.
    »Ich muß noch jetzt grinsen«, sagte Rodrigo schläfrig, »wenn ich an die Gesichter unserer Freunde denke, als du die Position der Golden Flash bekanntgegeben hast.«
    Hinter ihnen schrumpfte die Sonne zu einem kleinen, stechenden Punkt zusammen, vor ihnen lag wie das projizierte Nichts die schwarze Wand der Dunkelwolke. Ein silbern-orangefarbenes Staubkorn fegte auf diese Wand zu. Weit vor ihnen, nur durch Shemnouks rätselhaftes Ortungsgerät festgestellt, trieb ein Schiff. Es war vor langer Zeit hier ausgesetzt worden und hatte bis zur Erfindung besserer Methoden als Relaisstation gedient. Jetzt besaß es Schrottwert; aber es war voller Dinge, die von den Freunden gebraucht werden konnten.
    »Van Gossen ist unser Freund?« fragte Ivor kurz.
    »Ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln.«
    Sie befanden sich in ihrem ersten Einsatz. Nach der Gesetzgebung der neunzehn Welten gehörten geborgene Schiffe dem Bergenden, sobald sich keine lebenden Personen in ihnen befinden; sonst war es lediglich Hilfe aus Raumnot. Die fünf Männer hatten vor, innerhalb kürzester Zeit eine Masse Wracks auf dem Werkstattmond abzuladen.
    »Wieviel Fahrtzeit?« fragte Rodrigo.
    Shenandoah lag in dem Sessel vor der Steuerung. Er drückte einen Kontakt und klappte die Rückenlehne hoch, blickte kurz auf die Instrumente und sagte:
    »Siebzig Minuten.«
    »Im Laufe der letzten Wochen sind eine Menge von Fragen aufgetaucht, die wir noch zu klären haben.«
    Rodrigo packte einen Konzentratwürfel aus und biß hinein.
    »Ein Berg von Fragen!« sagte Shenandoah. »Zu den alten Fragen haben sich neue gesellt. Wer ist Shemnouk? Woher kommt der Ball? Was will er? Was ist in dem Raumschiff, das ihn hergebracht hat, noch enthalten? Wie werden die Komputer reagieren, wenn wir pausenlos Schrottschiffe anliefern?«
    »Hör auf!« sagte Ivor scharf. »Wir werden die Antworten finden, wenn es an der Zeit ist.«
    Für weitere sechzig Minuten versanken sie wieder in Schweigen. Shenandoah überlegte weiterhin, woher die Rasse der Sundyborg kam, was hinter dem kosmischen Gas lag und aus welchen Gründen die Komputergläubigkeit so stark war. Ivor baute in Gedanken seine Werkstatt aus und ging die einzelnen Phasen der Bergetätigkeit durch, und Sarrazin dachte abwechselnd an Ensheela und an Tachyonen. Dann bremste der Steuerkomputer das Schiff ab. Tausend Kilometer vor ihnen schwebte die Flash.
    »Wir sind da.«
    Schlagartig verwandelte sich das Innere des Schiffes in eine stählerne Höhle voller Betriebsamkeit. Mit scharfem Knacken sprangen Reihen von Beleuchtungskörpern an, wurden Schirme und Zifferblätter hell, wimmerten Servoaggregate auf. Die Männer kleideten sich an. Sie kontrollierten jede Leitung, jeden Saum und jede Gelenkverstärkung. Die Funkgeräte und die winzigen Fernsehlinsen wurden durchgetestet. Sauerstoff zischte, und probeweise blinkten die starken Scheinwerfer auf.
    »Fertig!« sagte Rodrigo. Sein Helm war noch zurückgeklappt.
    »Ebenfalls!«
    »Ich auch«, sagte Crooks.
    Das Schiff glitt in freiem Fall an die Flash heran. Shenandoah warf vom Kontrollpult aus die drehbaren Scheinwerfer an; sie waren auf große Streuwinkel eingestellt und griffen nach dem anderen Schiff. Die Instrumente schlugen aus, und der Komputer produzierte auf seine langen, schmalen Schirme Zahlenreihen.
    »Dreihundertfünfzig Meter lang«, sagte Crooks ruhig.
    »Die Empuse ist dreißig Meter lang, mit dem Montagekäfig und den Finnen«, murmelte Rodrigo.
    Ivor lachte grimmig.
    »Und sie hat mehr Kräfte als dieses Schiff dort.«
    »Was nicht verwunderlich ist, denn die Flash ist tot.«
    Das grellfarbige Schiff umkreiste in einer engen Spiralbahn den langgestreckten Rumpf des Nachrichtenschiffes. Die Hülle trug die tiefen Spuren von Meteoren, und einige scharfrandige Löcher bewiesen, daß einzelne von ihnen direkt getroffen hatten. Die Lichtstrahlen bewegten sich über die Hülle der Flash, und die Männer preßten ihre Gesichter gegen die Scheiben der Bullaugen und der Panoramakanzel.
    »Wir können zwei starre Verbindungen zwischen den Schleusen und unseren Befestigungspunkten einklinken«, erläuterte Menadier, indem er die Steuerung eines Scheinwerfers betätigte und mit dem Lichtkreis auf die Punkte hindeutete. »Wir müssen folgendes berücksichtigen: Wenn wir schleppen, ist es fast gleichgültig, wo wir einhaken. Wichtig aber ist, wenn wir

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